Essen/Berlin. .

Ist Christian Wulff (CDU) der richtige Mann fürs Präsidentenamt? Deutschland ist gespalten. Vor allem Frauen hätten lieber seine Partei-Kollegin Ursula von der Leyen dort gesehen.

Viele würden lieber Ursula von der Leyen als Bundespräsidentin sehen. Die Publizistin und Politikberaterin Gertrud Höhler bedauert, dass die Ministerin sich nicht durchsetzte. „Sie hätte ein wunderbarer Kontrast sein können zu all den dickbauchigen Männern, die man sonst in diesem Amt findet.“ Höhler erhebt Vorwürfe gegen die Politik: „Es wäre eine Innovation gewesen, die Deutschen wollten diese Innovation, aber Politiker haben sie verhindert.“

Auch die Theologin Uta Ranke-Heinemann zeigt sich enttäuscht von der Kandida­tenkür. Die 82-Jährige, Toch­ter des früheren Bundespräsidenten Gustav Heinemann und 1999 selbst Kandidatin für das Amt, hätte auch lieber eine Frau in Schloss Bellevue gesehen, wenn auch nicht Ursula von der Leyen: „Ich war für Margot Käßmann.“ Die frühere Bischöfin war nach dem Rücktritt Horst Köhlers als Nachfolgerin im Gespräch.

„Von der Leyen weckt Widerspruch“

SPD-Vize Manuela Schwesig kritisiert, CDU-Chefin An­gela Merkel habe eine „Riesenchance“ vertan, und bezeichnet Wulff als Parteipolitiker, der sich selbst ins Amt gedrängt habe. Ins gleiche Horn stößt die Medienexpertin Miriam Meckel. Sie spricht von „parteitaktischen Spielchen mit Verfassungsrang“. SPD-Chef Sigmar Gabriel ätzt: „Zwei Frauen, modern dazu, das war wohl etwas zu viel für die Union.“

Einverstanden mit dem Kandidaten Wulff ist hingegen der Politikwissenschaftler Karl-Rudolf Korte. Er glaubt, dass es bei der Auswahl der Kandidaten überhaupt nicht auf das Geschlecht ankomme. „Kanzlerin und Bundespräsident müssen gut zusammenarbeiten können, das ist viel wichtiger.“ Christian Wulff befinde sich „auf gleicher Linie und in gleicher Liga“ wie Merkel und sei viel mehr Integrationsfigur als die Bundesarbeitsministerin. „Ursula von der Leyen polarisiert mehr und weckt Widerspruch, Wulff ist innerparteilich unumstritten“, sagt Korte.

Wulff (50) hatte sich gegen von der Leyen durchgesetzt. Daraufhin stellten SPD und Grüne Joachim Gauck (70) als Gegenkandidaten auf, den früheren Leiter der Stasi-Unterlagen-Behörde.