Essen/Berlin. .

Der Straßenkartendienst Google Street View schreckt die Parteien in der Sommerpause auf. Eine Internet-Strategie ist allerdings nicht erkennbar.

Es ist schon eine Weile her, dass langsam fahrende Autos mit Dachaufbauten durch Wohngebiete fuhren. Google steckte dahinter, und das Ziel des Internet-Giganten war kein geringeres, als im Internet Städte, Dörfer, Straßen und Häuser abzubilden. Zunächst herrschte Unruhe, dann waren die seltsamen Autos kein Thema mehr.

10 Tipps für Google

Eine leckere Pizza, nur wenige Meter von der Haustür entfernt: Google findet Pizzerien direkt um die Ecke. Zehn Tipps, die das Suchen leichter machen.
Eine leckere Pizza, nur wenige Meter von der Haustür entfernt: Google findet Pizzerien direkt um die Ecke. Zehn Tipps, die das Suchen leichter machen.
Um Angebote in Ihrer Nähe zu finden, geben Sie den Suchbegriff gefolgt vom Ort oder der Postleitzahl ein. Pizza-Fans aus Bochum tippen also
Um Angebote in Ihrer Nähe zu finden, geben Sie den Suchbegriff gefolgt vom Ort oder der Postleitzahl ein. Pizza-Fans aus Bochum tippen also "Pizza Bochum" und bekommen eine Karte, auf der die Lokale eingezeichnet sind. Dazu gibt es Telefonnummern und Links zu Bewertungen.
Nicht mehr lange nach Dokumenten suchen: Google führt Sie schneller zum Ziel, wenn Sie angeben, welchen Dateityp Sie suchen - etwa ein PDF.
Nicht mehr lange nach Dokumenten suchen: Google führt Sie schneller zum Ziel, wenn Sie angeben, welchen Dateityp Sie suchen - etwa ein PDF. © imago stock&people
Um Dateitypen zu finden, wählen Sie im Klappmenü ganz rechts neben dem Suchfeld die Dateiendung aus. Alternativ können Sie auch den
Um Dateitypen zu finden, wählen Sie im Klappmenü ganz rechts neben dem Suchfeld die Dateiendung aus. Alternativ können Sie auch den "filetype"-Operator nutzen. Sind sie auf der Suche nach einem Handbuch fürs iPhone als PDF, geben Sie "Bedienungsanleitung iPhone filetype:pdf" ein. Achtung: Zwischen Doppelpunkt und Suchbegriff darf kein Leerzeichen stehen.
Lena finden: Mit Googles
Lena finden: Mit Googles "site"-Funktion können Sie eine bestimmte Internetseite durchsuchen - etwa DerWesten nach dem Videointerview mit Grandprix-Star Lena Meyer-Landrut. © APN
Mit dem
Mit dem "site"-Operator lassen Sie Google nur eine Homepage durchsuchen. Um das Lena-Interview zu finden, geben Sie "Lena Video-Interview site:derwesten.de" ein.
Schweizer Franken in Euro? Kein Problem, denn Google kennt die aktuellen Wechselkurse.
Schweizer Franken in Euro? Kein Problem, denn Google kennt die aktuellen Wechselkurse. © imago stock&people
Um 120 Franken in Euro umrechnen zu lassen, geben Sie
Um 120 Franken in Euro umrechnen zu lassen, geben Sie "120 CHF in Euro" ein. Genauso funktioniert's mit Maßeinheiten ("2 Meter in Zoll") und einfachen Rechenaufgaben ("8*12").
Manchmal ist das Internet schneller, als einem lieb ist: Da haben Sie einen interessanten Link gefunden, doch die Seite ist längst gelöscht. Ein Glück, dass Google ganze Homepages als Textversion auf seinen Servern speichert.
Manchmal ist das Internet schneller, als einem lieb ist: Da haben Sie einen interessanten Link gefunden, doch die Seite ist längst gelöscht. Ein Glück, dass Google ganze Homepages als Textversion auf seinen Servern speichert.
Um die gespeicherte Version einer Seite anzuschauen, klicken Sie auf den Link
Um die gespeicherte Version einer Seite anzuschauen, klicken Sie auf den Link "Im Cache" unter dem Suchergebnis. So sieht eine Version von DerWesten.de aus Googles Speicher aus.
Manchmal lohnt ein Blick nach links und rechts: Wie in einem Bibliotheksverzeichnis findet Google auch Seiten, die einem Treffer ähnlich sind. Das ist sinnvoll, wenn Sie sich einen Überblick über ein Thema verschaffen wollen.
Manchmal lohnt ein Blick nach links und rechts: Wie in einem Bibliotheksverzeichnis findet Google auch Seiten, die einem Treffer ähnlich sind. Das ist sinnvoll, wenn Sie sich einen Überblick über ein Thema verschaffen wollen. © imago stock&people
Klicken Sie dazu auf den Link
Klicken Sie dazu auf den Link "Ähnliche" unter dem Treffer. Suchen Sie nach "Ruhr 2010" und dann Seiten, die der offiziellen Homepage ähnlich sind, finden Sie Links zu Museen, Veranstaltungskalendern und Tourismusportalen.
Sonne, Regen, Wind? Wie das Wetter wird, zeigt Ihnen Google schneller als jeder andere Wetterbericht.
Sonne, Regen, Wind? Wie das Wetter wird, zeigt Ihnen Google schneller als jeder andere Wetterbericht. © imago stock&people
Geben Sie
Geben Sie "Wetter" gefolgt vom Ort oder der Postleitzahl ein. Die Piktogramme zeigen Ihnen, was in den nächsten Tagen zu erwarten ist.
"Koch": Meinen Sie damit den Beruf oder den Politiker? Das errät Google nicht von selbst. Mit dem Minuszeichen können Sie die Ergebnisliste entschlacken.
Das Minuszeichen setzen Sie direkt vor ein Wort, das Sie von der Suche ausschließen möchten. Recherchieren Sie über den Koch als Beruf, suchen Sie nach
Das Minuszeichen setzen Sie direkt vor ein Wort, das Sie von der Suche ausschließen möchten. Recherchieren Sie über den Koch als Beruf, suchen Sie nach "Koch -Roland", um keine Treffer über den Politiker zu bekommen.
Ist das Ihr Paket? Mit Google können Sie den Sendungsstatus von Paketen abfragen - dazu müssen Sie nicht die Seite des Lieferdienstes besuchen.
Ist das Ihr Paket? Mit Google können Sie den Sendungsstatus von Paketen abfragen - dazu müssen Sie nicht die Seite des Lieferdienstes besuchen.
Geben Sie ins Suchfeld einfach die Sendungsnummer eines UPS- oder Fedex-Pakets ein, die Suchmaschine bringt Sie auf den neuesten Stand. Mit DHL-Paketen funktioniert der Dienst allerdings nicht.
Geben Sie ins Suchfeld einfach die Sendungsnummer eines UPS- oder Fedex-Pakets ein, die Suchmaschine bringt Sie auf den neuesten Stand. Mit DHL-Paketen funktioniert der Dienst allerdings nicht.
Zum Lexikon greifen war vorgestern, lange suchen gestern. Heute zeigt Ihnen Google auf einen Blick...
Zum Lexikon greifen war vorgestern, lange suchen gestern. Heute zeigt Ihnen Google auf einen Blick... © imago stock&people
...die Definition eines Worts. Die Bedeutung des Worts
...die Definition eines Worts. Die Bedeutung des Worts "Pankreas" erfahren Sie, wenn Sie "definiere Pankreas" eingeben. Aha, die Bauchspeicheldrüse ist es!
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Bis Google zu Beginn dieser Woche verkündete, noch dieses Jahr in deutschen Städten Street View zu starten. Seitdem füllen düstere Prognosen der Daten- und Verbraucherschützer die Schlagzeilen, Bundesinnenminister Thomas de Maizière kündigte gegenüber unserer Zeitung eine Internet-Strategie für diesen Herbst an; am Donnerstag erklärte die Koalition, sie denke an gesetzliche Regelungen.

Zu unbedarft

„Man hätte schon früher aktiv werden können“, sagt Thomas Hoeren, Professor für Informations-, Telekommunikations- und Medienrecht an der Universität Münster, doch die Politik habe sich bislang kaum mit Google auseinandergesetzt. „Viele Politiker erkennen über den einzelnen Baum hinaus nicht den Wald.“ Gesetze, sagt Hoeren, brächten aber gar nichts, „solange nicht die bestehenden konsequent angewandt werden“.

Auch der Kommunikationsberater und PR-Blogger Klaus Eck wirft der Politik vor, die Entwicklungen im Internet verschlafen zu haben. Er kann an Google Street View nichts Anrüchiges erkennen, allerdings sei in Deutschland der Umgang mit den sozialen Netzwerken im Vergleich zu den USA viel zu unbedarft, sagt der Experte und Autor des Buches „Karrierefalle Internet“. Die Politik laufe den Entwicklungen im Internet allenfalls hinterher. „Statt unsinnige Gesetze zu schaffen, sollten Politiker dafür sorgen, dass Kompetenz im Umgang mit sozialen Netzwerken in den Schulen vermittelt wird.“

Aufklärung statt Gesetze

Aufklärung und Kompetenzvermittlung statt neue Gesetze – dazu haben auch die Experten der vom Bundestag einberufenen Internet-Enquete-Kommission geraten. Bei Google will die Politik dies offenbar nicht beherzigen. Eine Reihe von Politikern der Berliner Koalition denkt inzwischen über eine gesetzliche Regelung nach, mit der die Privatsphäre besser geschützt wird – wenngleich es „eine Lex Google nicht geben kann“, sagt Christian Ahrendt, rechtspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion. „Wie will man verbieten, dass jemand durch die Straßen zieht, Informationen sammelt und öffentlich zugängliche Gebäude fotografiert oder filmt?“ Verböte man Google den Kamera-Zug durch die Gemeinde, müsste dies, alles andere sei verfassungswidrig, „auch für Presse-Fotografen und Fernsehsender gelten.“ Erfolgsaussichten: gleich Null.

Mit seiner Einschätzung liegt Ahrendt recht nahe beim CDU-Innenexperten Wolfgang Bosbach. Dessen Bilanz des Google-Theaters: „Wenn gegen Persönlichkeitsrechte verstoßen wird, kann man gegen Google klagen. Häuser-Fassaden haben aber keine Persönlichkeitsrechte.“

Der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD, Thomas Oppermann, kritisierte hingegen, die Bundesregierung hätte längst eine „solide gesetzliche Basis zum Schutz der Privatsphäre schaffen müssen“. Wie diese Basis aussehen soll, sagt er nicht. Der Grüne Volker Beck bedauert, dass der Gesetzgeber nicht tätig geworden ist, bevor Google seine Autos durch die Straßen schickte. Wie ein verfassungskonformes Anti-Google-Gesetz hätte aussehen können, sagt auch er nicht.

Striktere Regeln

Gleichwohl verfehlt die Kritik ihr Ziel nicht. Bereits in der Kabinettssitzung am 18. August will die Regierung über striktere Regeln für die Datenerfassung zu Panorama-Aufnahmen im Internet entscheiden. So verlangen die Länder eine gesetzliche Pflicht, dass Menschen und Autokennzeichen gepixelt, also unkenntlich gemacht werden.

Ahrendt will die geltende Widerspruchslösung (der Bürger muss erklären, dass sein Haus unkenntlich gemacht werden soll) umdrehen in eine Einwilligungslösung, bei der jeder Haushalt vorher um sein Einverständnis gebeten werden muss. Bis es soweit ist, wenn es soweit käme, hält Ahrendt es mit anderen Politikern, allen voran Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU): „Ich erteile der Abbildung meines Hauses bei Street View eine Absage.“