Düsseldorf/Berlin. .

Bisher galt Armin Laschet, erster Integrationsminister Deutschlands, als Freund von Bundesumweltminister Norbert Röttgen. Nun könnten die beiden gegeneinander antreten bei der Wahl des neuen CDU-Landesvor­sitzenden in NRW.

Freundschaft kann in der Politik zwar schneller in Feindschaft umschlagen als drückende Sommerschwüle in ein Gewitter, aber das ging Armin Laschet dann doch zu rasant. Als eine Zeitung den Ex-Minister und bislang einzigen erklärten Anwärter auf das Amt des CDU-Landesvor­sitzenden jüngst als „Gegner“ von Bundesumweltminister Norbert Röttgen abbildete, beklagte der leutselige Aachener im kleinen Kreis treu­herzig diese journalistische Zuspitzung. „Ich und ein ­Gegner Röttgens?“, fragte er konsterniert.

Laschet hat den zurzeit in Kärnten urlaubenden Mitinteressenten für die Nachfolge von Jürgen Rüttgers im wichtigsten CDU-Landesverband erst im letzten Moment davon unterrichtet, dass er sich öffentlich in Stellung bringen werde und dafür bereits ­wichtige Unterstützer wie Landtagsfraktionschef Karl-Josef Laumann, Partei-General Andreas Krautscheid und sechs der acht einflussreichen Bezirksfürsten hinter sich geschart habe. Ein Affront?

Dass Röttgen seither recht einsilbig reagierte, hängt wohl nicht allein damit zusammen, dass Tennispartien und ­Radtouren in Österreich ihn vom Telefonieren abhielten.

16.000 Mitglieder haben die Wahl

In der Bundes-CDU geht man „recht verlässlich“ davon aus, dass Röttgen jetzt erst recht seinen Hut für den Landesvorsitz in den Ring wirft – vorausgesetzt, die Signale von der Basis stimmen. „Der ­Norbert ist ein klassischer Rückversicherer“, sagt ein Weggefährte des Umweltministers, „darum nimmt er sich wohl bis Ende August Zeit, um das Feld zu sondieren.“

Die Phalanx der Funktionäre für Laschet halten Christdemokraten im Bund für überbewertet. Wenn es zwei Bewerber gibt, soll schließlich die Basis entscheiden. Ein CDU-Bundestagsabgeordneter aus dem Rheinland, der nicht zitiert werden möchte: „Wenn die Mitglieder zu entscheiden haben, wer es am Ende wird, dann zählen Funktionärs-Empfehlungen nicht so sehr.“

Zeit der Hinterzimmergespräche vorbei

Dass Röttgen die CDU- Basis mit seiner „Rede­gewandtheit, konzeptionellen Kraft und bundespolitischen Be­kanntheit“ einnehmen kann, hält man in der CDU-Zentrale für „durchaus denkbar“. Generalsekretär Krautscheid hat einmal hochgerechnet, dass über herkömmliche Postverteiler und Multipli­katoren gerade einmal 5000 aktive Christdemokraten ­zwischen Heinsberg und Höxter erreicht werden. Die Partei zählt jedoch gut 160 000 Mitglieder, die per geordnetem Briefwahlverfahren womöglich mobilisiert würden.

Der Chef der Ruhrgebiets-CDU, Oliver Wittke, hält die Aktivierung der Basis nach der Wahlpleite vom Mai für unerlässlich: „Ich kann mir sogar vorstellen, dass wir nicht nur den Vorsitzenden von den Mitgliedern wählen lassen, sondern auch die Delegierten für das Präsidium der Bundes-CDU erstmals von einem ­Parteitag bestimmen lassen.“ Die Zeit der „Hinterzimmer-Absprachen und Koppel­geschäfte“ müsse vorbei sein.

Große Ähnlichkeiten

Kommunikativ, ehrgeizig, rheinisch liberal, schwarz-grün angehaucht – kurioserweise passt die Beschreibung auf Laschet wie auf Röttgen, die einander bislang mochten und die NRW-CDU beide nicht neu erfinden wollen. Hier lauert wohl kein poli­tischer Richtungsstreit. ­Laschets größtes Plus scheint es, dass er für eine „Landes­lösung“ steht. Er ist Landtagsmitglied, kann die rot-grüne Minderheitsregierung im Düsseldorfer Tagesgeschäft attackieren und die Parteiseele in Attendorn und anderswo streicheln. Bei Röttgen wäre die Vereinbarkeit von Weltklimakonferenz und Kreisvorsitzenden-Treffen wohl schwieriger.