Paris. .
Die Franzosen haben das konservative Regierungslager von Staatschef Nicolas Sarkozy im entscheidenden Durchgang der Regionalwahlen abgestraft. Die französische Linke triumphierte. Das ergaben Hochrechnungen am Abend.
Bei der Regionalwahl in Frankreich hat das Drei-Parteien-Bündnis der Linken der konservativen Partei von Staatspräsident Nicolas Sarkozy eine verheerende Niederlage zugefügt. Die regierende UMP musste sich in der zweiten Wahlrunde am Sonntag gegen die oppositionelle Linke geschlagen geben, wie Hochrechnungen am Abend ergaben. Regierungschef François Fillon nannte das Ergebnis von 36 Prozent „eine Enttäuschung“ für die Bürgerlichen, für die er Verantwortung übernehme.
Die Sozialistische Partei (PS) und ihre Verbündeten kamen Hochrechnungen zufolge landesweit auf 54 Prozent der Stimmen und werden auch in den kommenden vier Jahren in fast allen der insgesamt 26 französischen Regionen regieren. Weil die bürgerliche Union für eine Volksbewegung (UMP) zumindest eine ihrer letzten Hochburgen im Mutterland halten konnte, das Elsass, verfehlte das Linksbündnis aber den erhofften „Grand Slam“, den Sieg in allen 26 Regionen. Dennoch geht Oppositionsführerin Martine Aubry - nach einem langen parteiinternen Machtkampf mit der ehemaligen sozialistischen Präsidentschaftskandidatin Ségolène Royal - gestärkt aus dem Urnengang hervor. Die Franzosen hätten der Linken „einen beispiellosen Sieg“ beschert, sagte sie nach Bekanntgabe der ersten Ergebnisse am Abend.
Premierminister übernimmt Verantwortung
Die bürgerliche Mehrheit habe die Wähler „nicht überzeugen“ können, gestand Regierungschef Fillon ein. Die Wirtschaftskrise habe die Lage „nicht besser gemacht“. Er übernehme seinen Teil der Verantwortung und werde am Montagmorgen mit dem Präsidenten über das Ergebnis sprechen, kündigte der Premierminister an. Nachdem in den vergangenen Tagen über eine mögliche Regierungsumbildung nach der Regionalwahl spekuliert worden war, hatte Sarkozys Stabschef, Claude Guéant, am Samstag klargestellt, dass es nur einige kleinere „Anpassungen“ geben werde, die eher „technischer“ Natur seien.
Die UMP büßte einen Teil der Wählerstimmen am rechten Rand dadurch ein, dass die Rechtsextremen in der ersten Runde am vergangenen Sonntag unerwartet stark abgeschnitten und sich in zwölf Regionen für den zweiten Durchgang qualifiziert hatten. Am Sonntag kam der Front National (FN) auf knapp neun Prozent der Stimmen. Wie schon in der ersten Runde lag die Wahlbeteiligung mit rund 49 Prozent sehr niedrig. Die Regionalwahl war der letzte Urnengang vor der Präsidentschaftswahl in zwei Jahren und galt daher als wichtiger Stimmungstest für das konservative Lager. Gewählt wurde in 25 der 26 Regionen, nachdem sich vergangene Woche nur im Überseegebiet Guadeloupe eine linke Liste auf Anhieb durchgesetzt hatte.
Die französischen Regionen nehmen neben den Départements, den Kommunen und der Zentralregierung staatliche Aufgaben wahr. Sie sind unter anderem für Verkehrsprojekte, einen Teil der Schulen und Wirtschaftsförderung zuständig. Ihr Jahresbudget liegt bei rund 27 Milliarden Euro. (afp)