Paris. .
Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy will mehr zivile Atomtechnik in Schwellenländern. Stromerzeugung aus Kernkraft sei ein Beitrag für den Klimaschutz und eine bessere Verteilung der Reichtümer, so Sarkozy. Nicht der günstigere Preis, sondern die größere Sicherheit solle ausschlaggebend sein.
Frankreich hat die internationale Gemeinschaft aufgefordert, Hindernisse für den Bau von Atomkraftwerken in Schwellenländern zu beseitigen. Bei einer Konferenz in Paris setzte sich Präsident Nicolas Sarkozy dafür ein, die Förderung solcher Projekte durch internationale Entwicklungsbanken zu ermöglichen. „Frankreich will mit allen Ländern kooperieren, die zivile Nukleartechnik wollen“, sagte Sarkozy bei der zweitägigen Konferenz mit 65 Staaten und internationalen Organisationen, zu der Frankreich eingeladen hatte. Paris sei „überzeugt, dass die Weitergabe von Atomtechnik zu friedlichen Zwecken ein entscheidendes Element bei der Beachtung der Umweltprobleme und für eine bessere Verteilung der Reichtümer ist.“
Er verstehe deshalb nicht, warum für Institute wie die Weltbank oder die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) die Unterstützung beim Bau von Kernkraftwerken „geächtet“ sei, sagte Sarkozy. „Die Entwicklungsbanken müssen sich entschlossen bei der Finanzierung engagieren.“ Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Yukiya Amano, sagte, die Stromerzeugung aus Kernkraft könne „einen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung“ leisten und „den Klimawandel abschwächen“. Der Zugang dürfe deshalb nicht „exklusives Privileg der reichen Länder“ bleiben. Die IAEA erwarte, dass bis 2015 „zehn bis 25 neue Länder ihr erstes Atomkraftwerk in Betrieb nehmen“.
Atomtechnik auch für Schwellenländer
Die Konferenz findet bis Dienstag am Sitz der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Paris statt. An dem Treffen nimmt auch Syrien teil, das im letzten IAEA-Bericht wegen fehlender Kooperationsbereitschaft kritisiert wurde. Libyen lehnte eine Teilnahme ab, der Iran und Nordkorea wurden wegen des Konflikts um ihre militärischen Atomprogramme nicht eingeladen.
Sarkozy wirbt schon seit seinem Amtsantritt 2007 massiv dafür, auch Schwellenländern die Nutzung der Atomtechnik zu ermöglichen. Nach Angaben des Weltnuklearverbandes (WNA) dürften bis 2030 weltweit mehr als 450 Atomreaktoren gebaut werden, was einem Markt von hunderten Milliarden Euro entspricht. Frankreich, wo drei Viertel des Stroms aus Kernenergie stammen, strebt mit seiner Atom-Industrie eine Spitzenstellung beim Verkauf von Kraftwerken ins Ausland an. Paris musste dort aber gerade eine schwere Niederlage einstecken. Trotz massiver Unterstützung durch Sarkozy erteilten die Vereinigten Arabischen Emirate im Dezember einem südkoreanischen Konsortium den Zuschlag für den Bau von vier Atomkraftwerken. Französische Industrievertreter kritisierten danach, die Kraftwerke aus Südkorea seien billiger, weil sie mit deutlich niedrigeren Sicherheitsstandards gebaut würden.
Höhere Sicherheitsvorgaben
Sarkozy forderte nun die IAEA auf, Reaktoren für Kraftwerke fortan nach ihrer Sicherheit einzustufen. „Heute teilt der Markt nur nach dem Kriterium des Preises ein“, sagte der Präsident. Eine unabhängige Stelle müsse fortan dafür sorgen, dass „strikte Regeln“ bei der Sicherheit respektiert würden. Bei dem Treffen ging es auch um die Frage, wie verhindert werden kann, das Atomtechnik in die Hände von Terroristen fallen kann. EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso betonte, Europa werde sich dafür einsetzen, dass die Sicherheitsvorgaben bei der Weitergabe von Atomtechnik international nach oben gesetzt würden.(afp)