Paris. .

Es war eine Schlappe mit Ansage: Frankreichs Wähler haben die Regierungspartei UMP und damit Staatspräsident Nicolas Sarkozy abgewatscht. Am Tag nach dem Flop bedienen sich die französischen Kommentatoren desselben Vokabulars: Debakel, Ohrfeige, Waterloo.

Premierminister François Fillon versucht, der Partei der Enttäuschten trotz der Niederlage Mut zu machen für die zweite Runde am nächsten Sonntag: „Wir müssen uns mobilisieren.“ Doch die leicht zu durchschauende Polit-Rhetorik übertüncht nur, dass am Hofe von „Nicolas Sarkozy I.“ zur Mitte seiner Amtszeit eine beklemmende Götterdämmerung herrscht. Es steht wahrlich nicht gut für eine erfolgreiche Wiederwahl in zwei Jahren.

Mit einem landesweiten Durchschnitt von 29,1 Prozent haben die Sozialisten das konservative, neo-gaullistische Lager (27,3 Prozent) deutlich abgehängt. Gleichzeitig profitiert die wieder gefestigte „Parti Socialiste“ von einem neuen starken Partner am linken Flügel: den Grünen („Europe Ecologie“). Sie haben den bei der Europawahl 2009 begonnenen Höhenflug fortgesetzt und sich als dritte politische Kraft (13,1 Prozent) etabliert. Deren unumstrittene Galionsfigur, der charismatische grüne Fraktionschef im Europaparlament, Daniel Cohn-Bendit, prophezeit dem schwächelnden „Sarkozysmus“ bereits den „Grand Slam“ der Linken. Danach würden die Sozialisten am nächsten Sonntag in allen 22 Regionen, also auch im Elsass und auf Korsika, den Präsidenten stellen (bisher in 20).

Das Comeback der Rechtsextremen

Eine weitere Stärke der Linken ist das große Manko der Präsidentenpartei: Da sie bereits ein Bündnis aus Konservativen und Liberalen darstellt, fehlen ihr auf der rechten Seite aussichtsreiche Bündnispartner. Eine Lähmung, die durch das überraschend starke und zugleich Besorgnis erregende Abschneiden des „Front National“ verstärkt wird. Die bereits totgesagte Partei des 82-jährigen Jean-Marie Le Pen ist wieder genesen und holte in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur sensationelle 20,8 Prozent.

Die Rechtsextremen haben ihr erstaunliches Comeback gleichzeitig einem fatalen Eigentor des Präsidenten zu verdanken, dessen Partei aus wahltaktischen Erwägungen eine langatmige Debatte über die „Nationale Identität“ angezettelt hatte. Die Le-Pen-Truppe verwandelte diesen Steilpass, indem sie in altbekannter Manier Stimmung gegen farbige und muslimische Einwanderer machte. Mit sichtbarem Erfolg: Parteichefin Marine Le Pen schnitt in Nord-Pas-de-Calais mit 18,3 Prozent ebenfalls unerwartet gut ab, landesweit liegt der „Front“ bei beachtlichen 11,7 Prozent.

Minister kehren mit blauem Auge zurück

Was die ohnehin schon trübe Stimmung im Elysee-Palast weiter verschlimmern dürfte: Präsident Sarkozy schickte in den Regionen allein acht Minister ins Rennen, die allesamt mit einem blauen Auge in die Hauptstadt zurückkehren. Vier sind ihren PS-Rivalen unterlegen und die anderen vier haben bei der zweiten Runde nur geringe Chancen.

Überschattet werden die umjubelten Erfolge der Sozialisten, Grünen und Rechtsextremen von einer historisch niedrigsten Wahlbeteiligung. Nur 53,5 Prozent der über 44 Millionen wahlberechtigten Franzosen gaben ihre Stimme ab.