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Experten aus Politik, Kirche und Schulen treffen sich am 23. April zu einem Austausch rund ums Thema sexueller Missbrauch. Die Teilnehmer wollen Strategien erarbeiten, um neue Übergriffe zu verhindern. „Reiner Aktionismus“, findet der Philologenverband.

Nach dem Bekanntwerden zahlreicher Missbrauchsfälle an Schulen soll es bereits im April einen Runden Tisch zur Bekämpfung von Kindesmissbrauch geben. Bundesfamilienministerin Kristina Schröder lädt zusammen mit Bildungsministerin Annette Schavan (beide CDU) für den 23. April zu einem ersten Treffen ein. Daran sollen unter anderem Schul- und Internatsträger, die Katholische und Evangelische Kirche, Familienverbände, der Lehrerverband, Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege bis zur Ärzteschaft sowie Vertreter von Ländern und Kommunen teilnehmen.

Das Gremium soll sich nach Angaben des Bundesfamilienministeriums damit befassen, welche Art der Hilfe und Unterstützung Opfer benötigen. Zudem soll es Antworten darauf finden, was nach Übergriffen auf Kinder und Jugendliche zu tun ist und wie sich Missbrauch verhindern lässt.

„Es muss dringend gehandelt werden“

Angesichts der jetzt bekanntgewordenen schrecklichen Ereignisse müsse dringend gehandelt werden, erklärte Familienministerin Schröder. Kindesmissbrauch gebe es in unterschiedlichen Bereichen - etwa in Internaten, in Sportvereinen, aber auch in der Familie. Deshalb wolle sie alle Akteure versammeln, um gemeinsame Strategien zu entwickeln.

Die Bundesfamilienministerin strebt unter anderem eine Selbstverpflichtung von Einrichtungen wie Schulen oder Vereinen zur Aufstellung und Umsetzung klarer Verhaltensregeln in Missbrauchsfällen an. Zudem sollen Kinder und Jugendliche sensibilisiert werden, damit sie Missbrauch erkennen und klar benennen können.

Ein dritter Schritt soll die flächendeckende Sensibilisierung von Fachkräften sowie von Eltern und Erziehungsberechtigten sein. Der Umgang mit dem Thema Missbrauch verlange von Lehrern, Eltern und Erziehern „außergewöhnliches Fingerspitzengefühl: Sie müssen sowohl besonders sensibel als auch - wenn es nötig ist - sehr beherzt reagieren“, erklärte Schröder.

Philologenverband fordert Ansprechpartner für die Schüler

Der Deutsche Philologenverband hält die Einberufung eines Runden Tisches zur Aufarbeitung von Missbrauchsfällen für nicht hilfreich. „Das ist der typische Aktionismus-Reflex der Politik auf solche Vorfälle. Entscheidend ist, wie jede einzelne Schule mit diesem Thema umgeht, nicht was Kultusminister dazu Kluges sagen, die sich morgen schon wieder anderen Themen zuwenden“, sagte Meidinger.

Zudem fordert der Deutsche Philologenverband die Benennung von Ansprechpartnern für mögliche Opfer. „Diese Vertrauenspersonen, die entweder entsprechend geschulte Lehrkräfte oder auch Schulpsychologen sein können, sollten sowohl präventiv als auch aufklärend wirken“, sagte der Verbandsvorsitzende Heinz-Peter Meidinger. Er geht davon aus, dass noch weitere Fälle von sexuellen Übergriffen an Schulen aufgedeckt werden. (afp, ddp)