Ulm. Margot Käßmann ist auf dem besten Weg, die erste Vorsitzende im Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zu werden. Die Bischöfin aus Hannover schaffte als einzige im ersten Wahlgang den Einzug in den EKD-Rat. Nun ist die 51-jährige klare Favoritin auf den Ratsvorsitz.

Die Hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann ist im ersten Anlauf und mit einem deutlichen Ergebnis in den Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gewählt worden. Bei der EKD-Synode am Dienstag in Ulm erhielt die 51-jährige Theologin 103 Stimmen von 144 gültigen Stimmen. Nötig wären 93 Stimmen gewesen. Käßmann gilt damit als größte Favoritin für den Ratsvorsitz, der am Mittwoch gewählt wird. Sie wäre die erste Frau in dieser Position.

Käßmann war die einzige der insgesamt 21 Kandidaten, die den Einzug in den Rat im ersten Wahlgang schaffte. Nahezu alle anderen Bischöfe, denen auch Chancen für den Ratsvorsitz eingeräumt worden waren, erhielten im ersten Wahlgang weniger als 30 Stimmen - mit Ausnahme des Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, der den Einzug in den Rat mit 56 Stimmen aber zunächst ebenfalls deutlich verfehlte. Insgesamt müssen 14 Ratsmitglieder gewählt werden.

Bisheriger Ratsvorsitzender Bischof Huber geht in Ruhestand

Der neugewählte Rat wird dann am Mittwoch einen Kandidaten oder eine Kandidatin für den Vorsitz vorschlagen. Diese Person stellt sich anschließend der Synode und den Vertretern der Kirchenkonferenz zur Wahl für das Amt des höchsten Repräsentanten der evangelischen Protestanten in Deutschland. Der bisherige Ratsvorsitzende Bischof Wolfgang Huber geht nach sechsjähriger Amtszeit wie geplant in den Ruhestand.

Die 51-jährige Bischöfin der Landeskirche von Hannover stellte sich zum zweiten Mal der Ratswahl. Bei der 10. Synode in Trier im November 2003 waren ihr sogar Chancen auf den Ratsvorsitz eingeräumt worden, doch sie schaffte es erst im dritten Anlauf überhaupt in den Rat.

Leitung der größten Landeskirche

Vor zehn Jahren hatte Käßmann die Leitung der größten deutschen Landeskirche übernommen und wurde damit nach Maria Jepsen in Hamburg die zweite Frau in dieser Position überhaupt in Deutschland. Sollte sie am Mittwoch zur Ratsvorsitzenden gewählt werden, wären beide Spitzenpositionen der EKD mit Frauen besetzt. Die Grünen-Politikerin Katrin Göring-Eckardt steht derzeit als Präses der EKD-Synode dem evangelischen Kirchenparlament vor. (ap)