Rafah. Laut Helfern waren vor allem Geflüchtete unter den Opfern. Israel vermeldet: Bei dem Angriff wurden ranghohe Hamas-Terroristen getötet.
Bei einem israelischen Luftangriff in der Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen sind nach Angaben von Hilfsorganisationen zahlreiche Menschen in einem Zeltlager mit geflüchteten Zivilisten ums Leben gekommen. In der Stadt halten sich nach israelischen Angaben weiterhin große Einheiten der Hamas-Terroristen auf.
Laut dem israelischen Militär hatte der Geheimdienst vor dem Angriff tatsächlich bedeutende Hamas-Terroristen auf dem Gelände ausgemacht – zwei von ihnen seien getötet worden. Es gehört zur üblichen Taktik der Hamas, sich in zivilen Einrichtungen wie Krankenhäusern unter Zivilisten zu verstecken.
Israel vermeldet: Bei dem Angriff wurden führende Terroristen getötet
Die Armee erklärte auf der Online-Plattform X, der „präzise“ geführte Luftangriff habe einem Komplex der Islamistenorganisation Hamas gegolten und sei im Einklang mit dem Völkerrecht erfolgt. Neben Jassin Rabia, dem maßgeblichen Kopf hinter den Terroraktivitäten der Hamas im Westjordanland, sei auch der ranghohe Hamas-Terrorist Chaled Nagar getötet worden.
Beide seien maßgeblich an der Planung und Finanzierung von Anschlägen beteiligt gewesen und hätten das Leben israelischer Soldaten auf dem Gewissen. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
🔴Eliminated in the precise airstrike in northwest Rafah: Hamas Chief of Staff in Judea and Samaria and an additional senior Hamas official.
— Israel Defense Forces (@IDF) May 26, 2024
Terrorist #1: Yassin Rabia
Rabia managed the entirety of Hamas' terrorist activity in Judea and Samaria, transferred funds to terrorist… https://t.co/iaGrw8WJ4f
Der Rote Halbmond erklärte, das vom Luftangriff getroffene Gebiet sei als humanitäre Schutzzone für Menschen ausgewiesen, die wegen der israelischen Kriegsführung flüchten mussten. „Wir sind entsetzt angesichts dieses tödlichen Vorfalls, der einmal mehr zeigt, dass es (im Gazastreifen) nirgends sicher ist“, kritisierte Ärzte ohne Grenzen.
Der Internationale Gerichtshof (IGH) hatte Israel am Freitag verpflichtet, den Militäreinsatz in Rafah unverzüglich zu beenden. Entscheidungen des Weltgerichts sind bindend. Allerdings besitzen die UN-Richter keine Machtmittel, um einen Staat zur Umsetzung zu zwingen.
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Erstmals seit Monaten Raketenalarm in Tel Aviv
Am Sonntag hatte die Hamas erstmals seit vier Monaten wieder Raketen auf den Großraum Tel Aviv gefeuert – nach Armeeangaben handelte es sich um acht Geschosse, die aus Rafah abgefeuert wurden. Die Raketenabwehr habe einige davon abfangen können. Im Stadtzentrum von Tel Aviv waren mehrere Explosionen zu hören. In mehreren Städten im Großraum der Küstenmetropole gab es ebenfalls Raketenalarm.
Der militärische Hamas-Arm reklamierte die Angriffe für sich. Zwei Frauen wurden nach Angaben von Sanitätern leicht verletzt, als sie in Schutzräume eilten. Zuletzt war Tel Aviv am 29. Januar mit Raketen aus dem Gazastreifen angegriffen worden.
200 Lkw mit Hilfsgütern rollen in Gazastreifen
Erstmals seit einer Vereinbarung zwischen Ägypten und den USA wurden unterdessen Hilfslieferungen für den Gazastreifen vom gesperrten ägyptischen Grenzübergang Rafah über die israelische Passagierstelle Kerem Schalom umgeleitet. Der staatsnahe ägyptische Fernsehsender Al-Kahira News berichtete am Sonntag, 200 Lastwagen mit humanitären Hilfsgütern seien von Rafah nach Kerem Schalom gefahren, die Einfahrt in den blockierten Gazastreifen habe begonnen.
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Umfrage: Großteil der Deutschen gegen Anerkennung Palästinas
Ein Großteil der Deutschen ist einer Umfrage zufolge dagegen, Palästina zum jetzigen Zeitpunkt als eigenen Staat anzuerkennen. Das ist das Ergebnis einer am Montag veröffentlichten Forsa-Erhebung für den „Stern“. Demnach ist die Hälfte der Deutschen (50 Prozent) gegen die Anerkennung, 38 Prozent sind dafür und 12 Prozent trauen sich keine Einschätzung zu.
Spanien, Irland und Norwegen hatten vergangene Woche angekündigt, Palästina an diesem Dienstag als Staat anzuerkennen. Die Bundesregierung unterstützt eine Zwei-Staaten-Lösung zwar grundsätzlich, lehnt den Schritt zum jetzigen Zeitpunkt jedoch ab. Die Mehrheit der Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen hingegen erkennt Palästina inzwischen als Staat an.
ftg/mit dpa