Tel Aviv. Proteste in Israel zeigen: Die Kritik an der Regierung wächst. Menschen gehen gegen Netanjahu und für einen Geisel-Deal auf die Straße.

Die Bevölkerung in Israel scheint immer weniger zufrieden mit ihrer Regierung zu sein. Wie schon vor dem 7. Oktober gingen am Wochenende wieder Tausende Israelis in Tel Aviv auf die Straße. Sie haben genug von Premierminister Netanjahu und der Kriegsführung der in Teilen rechtsextremen Regierung.

„Ich fordere die am meisten gescheiterte Regierung in der Geschichte (Israels) auf: Tretet ab!“, rief ein Reserve-Offizier, der im Gaza-Krieg verwundet wurde, in seiner Rede auf der größten Kundgebung in der Küstenmetropole Tel Aviv am Samstag.

Das sind die Forderungen der Demonstrierenden:

  • Freilassung der Geiseln durch die Hamas
  • Rücktritt der Regierung
  • Rücktritt Netanjahus

Das war auch auf den Schildern der Protestierenden in Tel Aviv zu lesen. An Netanjahu gerichtet stand da etwa: „Du bist der Leader! Du bist schuld!“. Dem Regierungschef werden Fehler in der Regierungsführung vorgeworfen – und zwar vor und nach dem Terrorüberfall der islamistischen Hamas und anderer extremistischen Gruppen auf den Süden Israels am 7. Oktober. Den Kritikern zufolge geht es Netanjahu bei wichtigen Entscheidungen darum, alles dem eigenen politischen Vorteil unterzuordnen.

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Bei dem Blockadeversuch einer Gruppe von Regierungsgegnern auf einer Schnellstraße in Tel Aviv setzte die Polizei Wasserwerfer ein. Damit sollten die Demonstrierenden vertrieben werden, wie Medien berichteten. Auch in Jerusalem, Haifa, Beerscheba und in Caesarea vor einer privaten Villa Netanjahus kam es am Wochenende zu Protesten.

Hamas und Israel verhandeln über Geisel-Deal

130 Geiseln, die die Terroristen in den Gazastreifen verschleppt hatten, befinden sich immer noch in der Gewalt der Hamas. Ihr Schicksal ist ungewiss und bewegt die israelische Gesellschaft tief. Nur noch rund 100 von ihnen dürften nach israelischen Schätzungen am Leben sein.

Die islamistischen Hamas und die israelische Regierung verhandeln aktuell, um deren Freilassung im Austausch für palästinensische Gefangene zu erreichen. 105 der ursprünglich mehr als 250 entführten Menschen wurden im November während einer Feuerpause im Gaza-Krieg freigelassen. Die Zahl der Toten in Gaza liegt nach Angaben des von der islamistischen Hamas geführten Gesundheitsministeriums bei über 26.000 Menschen. Israel gab an, 9.000 Hamas-Kämpfer getötet zu haben. Beide Zahlen lassen sich kaum unabhängig überprüfen.

jtre/dpa

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