Lützerath. . Mit einem Großaufgebot an Kräften räumt die Polizei weiter den Ort Lützerath. Ein Polizeiauto wird in Brand gesetzt. Der Tag im Blog-Archiv.
- Die Polizei kommt an Tag 2 der Räumung schneller voran als ursprünglich gedacht.
- Zwei Klima-Aktivisten haben sich in einem Tunnel verschanzt und tun das via Twitter am Abend kund.
- Aktivisten besetzen Grünen-NRW-Zentrale in Düsseldorf.
- Worum geht es eigentlich in Lützerath? Fragen und Antworten.
Der Ort Lützerath in der Nähe von Erkelenz im Kreis Heinsberg soll zur Kohlegewinnung abgebaggert werden. In den Häusern, deren einstige Bewohner weggezogen sind, leben allerdings Aktivisten, die um den Ort kämpfen wollen. Für das Abbaggern und Verbrennen der Kohle sehen sie keine Notwendigkeit, im Gegenteil: Sie vertreten die Überzeugung, dass jedes weitere Verbrennen von Kohle das „Überleben auf diesem Planeten“ gefährde. Darum werde man der Abbaggerung Lützeraths nicht tatenlos zusehen, sagen sie.
In unserem Blog-Archiv finden Sie:
Tag 1 der Räumung von Lützerath: Hunderte wehren sich
Vor dem Start der Räumung: Sorge vor gewaltbereiten Aktivisten
Im Folgenden ist das Geschehen an Tag 2 der Räumung Lützeraths aus unserem Newsblog dokumentiert:
Donnerstag, 12. Januar 2023, 23.02 Uhr: Spezialkräfte des Technischen Hilfswerks (THW) sollen in der Nacht zum Freitag zu Aktivisten vordringen, die sich in einem Tunnel unter dem Braunkohleort Lützerath verschanzt hatten. Man habe keinen Blickkontakt zu den Personen, könne aber mit ihnen sprechen. Eine Sprecherin der Gruppe „Lützerath lebt“ sagte, die Personen seien in gut vier Metern Tiefe. Die Aktivisten hätten sich darauf vorbereitet und sich aktiv für die Aktion entschieden. „Sobald sich hier irgendwelche schweren Geräte bewegen, sobald Abriss- oder Aufräumarbeiten passieren, kann es sein, dass der Tunnel einsturzgefährdet ist und ihr Leben gefährdet ist“, sagte sie. Die Tunnel-Aktion ist eine von vielen Protestformen, mit denen die Klimaaktivisten die Räumung von Lützerath behindern wollen.
21.24 Uhr: "Der Tunnel unter Lützerath ist eine spezielle Struktur, die die Räumung in die Länge ziehen soll", informiert das Aktionsbündnis "Lützerah bleibt!" auf Twitter. Zwei vermummte Aktivisten, die sich Pinky und Brain nennen und augenscheinlich in einem Tunnel hausen, rühmen in einem Video, der Tunnel sei eine "effektive Verteidigungsform". Sie heben heraus, dass es "viel schwieriger" sei, einen Tunnel zu räumen, als ein Baumhaus, da die Polizei von außen nicht wisse, wo genau die Aktivisten seien und mit wie vielen man es zu tun habe. Man zwinge die Polizei so, "sich was Neues überlegen zu müssen", teilen die Aktivisten mit. Durch ihre Aktion wollen sie die Räumung so verzögern, dass Unterstützer sich "oben" mobilisieren und die Räumung Lützeraths so doch noch stoppten:
20.27 Uhr: Im Braunkohleort Lützerath haben sich Aktivisten in unterirdischen Gängen verschanzt. Die Polizei spricht offiziell von „unterirdischen Bodenstrukturen“. „In mindestens einer dieser unterirdischen Bodenstrukturen sind Menschen drin, die müssen geborgen werden. Eine andere ist leer“, sagte Aachens Polizeipräsident Dirk Weinspach am Donnerstabend im WDR.
Die Situation für die Aktivisten unter der Erde sei nicht ungefährlich. „Wir wissen nicht, wie stabil diese unterirdischen Bodenstrukturen sind. Wir wissen auch nicht, wie die Luftzufuhr dort ist“, sagte Weinspach. Im Moment komme die Polizei nicht an die Aktivisten heran. Spezialkräfte von RWE und Technischem Hilfswerk kümmerten sich nun darum, „wie die Rettung in geeigneter Weise vorgenommen werden kann“.
20.03 Uhr: Die Räumung des Braunkohleorts Lützerath geht am Donnerstagabend teilweise weiter. „Objekte, die angegangen worden sind, arbeiten wir noch fertig ab“, sagte ein Polizeisprecher. Auch Aktivisten, die sich einbetoniert oder festgekettet hätten, würden trotz der Dunkelheit befreit. „In solchen Fällen müssen wir Hilfe leisten“, sagte der Sprecher. Es sei aber nicht geplant, in der Nacht die Räumung weiterer Gebäude anzugehen
19.44 Uhr: Laut "Aktionsticker" auf Twitter sind die Baumhäuser an der "Wallstreet" und das Hüttendorf der Klima-Aktivisten "weitgehend geräumt". Auch hätte ein "Lock on" die Räumung "erfolgreich stundenlang verzögert!" Ein Polizeisprecher erklärte, einige der Klima-Kämpfer hätten sich vor Ort festbetoniert.
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19.10 Uhr: Die Polizei Aachen bestätigte auf Anfrage, dass am Nachmittag gegen 16.30 Uhr ein Einsatzfahrzeug während einer Kundgebung in Keyenberg angezündet wurde. Zu Tätern gab es keine Angaben. Die Seitenscheibe eines zivilen Einsatzwagens mit Blaulicht auf dem Dach sei eingeschlagen worden, anschließend sei der Opel vom Typ Zafira vermutlich mit Brandbeschleuniger im Innenraum in Brand gesetzt worden, sagte der Polizeisprecher. Die Polizei zählt laut Auskunft an diesem Donnerstag zehn verletzte Polizeibeamte; zwei seien durch Pyrotechnik verletzt worden, acht hätten sich ohne Fremdeinwirkung im Einsatz verletzt, teilte der Sprecher mit.
18.44 Uhr: Der "Aktionstücker Lützerath" meldet auf Twitter, es sei ein Polizeifahrzeug in Brand gesetzt worden. Die Polizei versperre den Hauptzugang zum "UAC"-Camp in Keyenberg. Zudem würde die Polizei dort Personenkontrollen durchführen und es gebe Durchsuchungen.
18.41 Uhr: Der Polizeieinsatz im Ort Lützerath geht weiter. Das Bündnis "Lützerath bleibt!" hat auf Twitter Bilder der Räumung eines Baumhauses veröffentlicht. Die Polizei bestätigte auf Nachfrage, dass auch nach Eintritt der Dunkelheit an diesem Donnerstag Baumhäuser geräumt wurden bzw. werden.
17.45 Uhr: Bei der Räumung von Lützerath rücken am Freitag die symbolträchtigen Häuser der einstigen Bewohner weiter in den Fokus. Bislang haben Bagger nur Holzhütten und Barrikaden der Aktivisten dem Erdboden gleichgemacht. Die Häuser von Lützerath wurden aber noch nicht abgerissen. Einsatzkräfte hatten am Donnerstag damit begonnen, in die Gebäude zu gehen und die Besetzer rauszutragen. Dabei waren vereinzelt Feuerwerkskörper und Steine in Richtung der Beamten geworfen worden.
17.34 Uhr: Bei der Räumung am Donnerstag ist nach Angaben der Aachener Polizei eine Polizistin durch einen Feuerwerkskörper leicht verletzt worden. Die Beamtin sei am Bein getroffen worden, hätte aber im Einsatz bleiben können, sagte ein Sprecher. „Unterlassen Sie jeglichen Bewurf von Einsatzkräften – das ist kein friedlicher Protest! Jeden Angriff werden wir konsequent zur Anzeige bringen!“, schrieb die Polizei bei Twitter.
Wegen Lützerath: Auch in anderen Städten Übergriffe auf Grünen-Parteibüros
17.03 Uhr: Auch in weiteren Städten gibt es Aktionen gegen die Grünen. In Flensburg haben Barunkohlegegner nach eigenen Angaben das Regionalbüro von Robert Habeck besetzt. In Leipzig wurden laut Polizei Steine auf Fensterscheiben eines Grünen-Büros geworfen, die zu Bruch gingen. Die beiden betroffenen Landtagsabgeordneten Christin Melcher und Daniel Gerber reagierten bestürzt auf den Angriff, der sich am Mittwochabend ereignet hat. Nach Zeugenaussagen habe er sich im Zuge einer Spontandemonstration zu Lützerath ereignete, teilten sie mit. Die Polizei ermittelt in Leipzig wegen Landfriedensbruchs und Sachbeschädigung. An ein weiteres Gebäude der Grünen sei ein Graffiti geschmiert worden. „Friedlicher Protest ist immer legitim, aber solche Aktionen sind völlig inakzeptabel. Gewalt ist niemals ein Mittel der demokratischen Auseinandersetzung. Solche Gewaltakte erweisen der Klimabewegung einen Bärendienst“, erklärten Melcher und Gerber.
16.52 Uhr: Unser Reporter Jan Jessen hat auch mit Teilnehmern der Demonstration gesprochen, die von der Polizei gestoppt und eingekesselt wurden. Darunter waren unter anderem die Klima-Aktivistin Luisa Neubauer, Greenpeace-Vorstand Martin Kaiser und Dirk Jansen vom BUND in NRW. Dirk Jansen berichtet, dass die Polizisten "relativ rabiat" mit ihnen umgegangen seien. Jansen: "Die Aufforderung des Aachener Polizeipräsidenten, deeskalierend aufzutreten, ist wohl nicht bei allen Polizisten angekommen."
16.48 Uhr: Mittlerweile sind weitere Details zur Besetzung des Grünen-Büros in Düsseldorf bekannt. Laut einem Parteisprecher besetzten rund 30 Aktivisten die Parteizentrale an der Oststraße. Die Parteispitze betont, dass im Gegenzug der Kohleausstieg in NRW um acht Jahre auf 2030 vorgezogen wurde. So oder so, für die Partei wird die Räumung immer mehr zur Belastung: Sowohl im Bund als auch im Land NRW sind die Grünen an der Regierungskoalition beteiligt und tragen die Erweiterung des Braunkohletagebaus Garzweiler mit.
Lützerath-Räumung Tag 2: Polizei spricht von "bröckelndem Widerstand"
16.36 Uhr: Am Donnerstagmorgen mussten die Besetzer bereits den symbolträchtigen Duisserner Hof aufgeben, den der als „letzter Bauer von Lützerath“ bekannt gewordene Besitzer bis zuletzt gegen die Enteignung verteidigt hatte. Das Gebäude war zu einem bildstarken Symbol des Widerstands gegen den Braunkohle-Tagebau Garzweiler geworden.
Auch in einem zweiten Gebäude, dem sogenannten Paulahof mit einer aufgemalten Regenbogen-Flagge auf der Fassade, begann die Räumung. Als die Polizei vorrückte, flogen Rauchbomben und Raketen in Richtung der Beamten. Außerdem ging die Polizei Hinweisen nach, dass Aktivisten unter der Erde eine Tunnelanlage gebaut haben könnten, um die Räumung zu behindern.
16.19 Uhr: Das stürmische und regnerische Wetter macht den Aktivisten aber zu schaffen. "Wir hoffen, dass der Sturm nicht noch stärker wird", sagte eine Sprecherin der Initiative „Lützerath lebt“. Die Situation sei für die Menschen in den Baumhäusern gefährlich. "Im Normalfall kommen sie bei Sturm runter." Wie viele Aktivisten noch in Lützerath sind, sagte sie nicht.
16.14 Uhr: Die Polizei ist mit der Räumung auch am zweiten Tag zügig vorangekommen. Zahlreiche Holzhütten und Barrikaden der Aktivisten wurden heute von Baggern dem Erdboden gleichgemacht. Die Besetzer ließen sich meist ohne große Gegenwehr wegtragen. Einige waren dabei den Tränen nah.
Auch die ersten symbolträchtigen Häuser der einstigen Bewohner von Lützerath wurden geräumt. Dort leisteten die Besetzer teilweise stärkeren Widerstand. Es flogen Feuerwerkskörper in Richtung der Einsatzkräfte, berichtete eine dpa-Reporterin.
15.49 Uhr: Das Verwaltungsgericht Aachen hat heute die vom Polizeipräsidium Aachen angeordnete Verlegung der beiden Mahnwachen „Keine Räumung von Lützerath“ sowie „Die Kirchen(n) im Dorf lassen“ an neue Standorte außerhalb des Ortskerns in zwei Eilentscheidungen bestätigt. Die Bestätigungsverfügungen, mit der der jeweilige Versammlungsort neu geregelt wird, seien voraussichtlich rechtmäßig, teilte das Gericht mit. Die Verlegung der Mahnwachen auf eine Fläche in Sichtweite von Lützerath ist aus Sicht des Gerichts nicht zu beanstanden. (AZ: 6 L 25/23 und 6 L 26/23) Beide Mahnwachen sollten ursprünglich auf Grundstücken stattfinden, deren Eigentümer der Energiekonzern RWE ist oder für die RWE über eine Besitzeinweisung verfügt.
15.29 Uhr: Klimaaktivisten haben nach eigenen Angaben die Landesparteizentrale der Grünen an der Oststraße in Düsseldorf besetzt. Das Bündnis "Lützerath Unräumbar" erklärte, man habe in den Räumen einen Infopoint eingerichtet.
15.22 Uhr: Trotz der schnellen Fortschritte bei der Räumung geht die Polizei nicht von einem kurzfristigen Ende des Einsatzes aus. „Wir wissen nicht, wann der Einsatz zu Ende ist“, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag. Seit Einsatzbeginn am Mittwoch waren unter anderem zahlreiche Holzhütten und auch einzelne in bis zu zehn Metern Höhe errichtete Baumhäuser abgerissen worden. Ein großer Teil der Besetzer hatte sich ohne großen Widerstand von Polizisten wegtragen lassen. Einige leisteten am Donnerstag aber weiterhin Widerstand.
15.13 Uhr: Im Zusammenhang mit der Räumung prüft die Polizei Informationen über eine angebliche Tunnelanlage unter dem Gelände. Die Einsatzkräfte hätten davon „Kenntnis“, erklärte die Polizei am Donnerstag. „Die Richtigkeit dieser Informationen wird derzeit von uns geprüft.“
14.45 Uhr: Am zweiten Tag des Lützerath-Einsatz hat die Polizei es vor allem mit dem harten Kern der Braunkohlegegner zu tun. Einige haben sich vor der Polizei auf die Dächer der Gebäude geflüchtet. Aktueller Einsatzschwerpunkt der Polizei ist der zentrale Gebäudekomplex, der mit einer Pride-Flagge bemalt ist. Von hier geht auch immer noch Gewalt seitens der Aktivistinnen und Aktivisten aus, berichtet unser Reporter vor Ort. So sollen immer wieder Steine, Obst und Gemüse oder auch Flaschen mit Farbe in Richtung Einsatzkräfte fliegen.
14.32 Uhr: Ein Polizeisprecher sagte, die Teilnehmer der Demo seien auf dem Weg zur Tagebauabbruchkante gewesen. Dies sei gefährlich und habe durch die Polizei verhindert werden müssen. Nach Neubauers Angaben hatte die Polizei vereinzelt auch Pfefferspray gegen Aktivisten eingesetzt. Dazu sagte der Polizei-Sprecher, er könne dies weder bestätigen noch ausschließen.
Lützerath wird inzwischen von einem anderthalb Kilometer langen Doppelzaun umgeben, den RWE in Windeseile hatte aufbauen lassen. Damit sollte das Betriebsgelände markiert werden, zu dem Unbefugte keinen Zutritt hätten, sagte ein Konzernsprecher.
14.28 Uhr: Um ihre Kritik an der Lützerath-Räumung zum Ausdruck zu bringen, haben sich in etwa vier Kilometern Entfernung nach Polizeiangaben rund 800 Menschen zu einem Protestzug versammelt. Die Demo startete in Keyenberg, einem anderen Ortsteil von Erkelenz, und ging dann in Richtung Lützerath. Fridays-for-Future-Aktivistin Luisa Neubauer, die unter den Teilnehmern war, warf der Polizei ein unverhältnismäßiges Vorgehen vor. Dass die Polizei die Räumung bei Dunkelheit und bis in die Nacht hinein fortgesetzt habe, sei gefährlich und unverständlich, monierte sie.
Bis nach Lützerath kamen die Demonstranten allerdings nicht. Auf einem Zufahrtsweg in den Braunkohleort wurde eine Gruppe von ihnen eingekreist, darunter Neubauer und Greenpeace-Vorstand Martin Kaiser. Die Demonstranten, die sitzend den Weg blockierten, wurden von Polizisten umstellt. „Wir wollen hier sitzenbleiben, bis wir weggetragen werden“, sagte Neubauer.
14.15 Uhr: Mehrere Aktivisten haben sich mit Kleber in ihren Hütten festgeklebt, um der Polizei die Räumung zu erschweren. In einer Hütte hatten Besetzer ihre Hände an die Fensterscheiben geklebt. Beamte konnten sie aber schnell lösen. „Wir haben Erfahrung mit Lock-ons aller Art“, sagte ein Polizeisprecher. Als Lock-on werden Aktionen bezeichnet, bei denen sich Aktivisten festkleben oder anketten, damit Polizisten sie nicht einfach wegtragen können.
Die Polizei bricht nach und nach auch die Baumhäuser der Aktivisten ab. Eines der Häuser wurde aus knapp 10 Metern Höhe kontrolliert zum Absturz gebracht. Nachdem die Besetzer das Holzhaus verlassen hatten, wurden alle Halteseile durchgeschnitten. Das Baumhaus sei dann am Donnerstag krachend in die Tiefe gestürzt und dort in viele Einzelteile zerbrochen, so ein dpa-Reporter. Einsatzkräfte waren dabei, auch benachbarte Baumhäuser zu räumen. Auf dem Boden rissen Bagger mit ihren Schaufeln bereits eine Hütte nach der anderen ab.
13.30 Uhr: Die Polizei führt immer mehr Demonstranten und Aktivisten aus den errichteten Baumhäusern und selbstgebauten Wohnquartieren. Dazu werden die leerstehenden Holzaufbauten Stück für Stück abgerissen und entfernt. Außerdem meldet die Polizei weitere Steinwürfe vom Dach eines Hauses.
12.59 Uhr: Auf dem Zufahrtsweg in den Ort hat die Polizei am Donnerstag mehrere dutzend Teilnehmer einer Demonstration eingekreist, darunter die Fridays-for-Future-Aktivistin Luisa Neubauer und Greenpeace-Vorstand Martin Kaiser. Die Demonstranten, die sitzend den Weg blockierten, wurden von Polizisten umstellt. „Wir wollen hier sitzenbleiben, bis wir weggetragen werden“, sagte Neubauer der dpa
Ein Polizeisprecher sagte, die Teilnehmer seien auf dem Weg zur Tagebauabbruchkante gewesen. Dies sei gefährlich und habe durch die Polizei verhindert werden müssen. Nach Neubauers Angaben setzte die Polizei vereinzelt auch Pfefferspray gegen Aktivisten ein. Dazu sagte der Sprecher, er könne dies weder bestätigen noch ausschließen.
Polizei kündigt Abrissarbeiten in Lützerath an
12.55: Mit der Räumung werde Stück für Stück weiter fortgefahren, sagte der Polizeisprecher. Zuletzt seien die Beamten in einen Bauernhof vorgedrungen und hätten dort mit der Räumung begonnen. Teilweise seien Aktivisten festgekettet. Laut dem Sprecher wurden die Beamten weiterhin mit Pyrotechnik und Farbbeuteln beworfen. Insgesamt sei es aber ruhig.
12.01 Uhr: Bei der Räumung von Lützerath hat die Polizei Abriss- und Baumfällarbeiten für diesen Donnerstag angekündigt. Durchgeführt werden diese von RWE. Wenn die Polizei einen Bereich für gesichert erkläre, werde man mit den Arbeiten beginnen, sagte ein RWE-Sprecher. „Sicherheit für alle Beteiligten hat dabei oberste Priorität.“
Wo die Abrissarbeiten sein werden, wollte er nicht sagen. Massive Gebäude werden aber wohl noch nicht so schnell von Abrissarbeiten betroffen sein, weil dort noch Menschen sind. Bereits am Mittwoch war ein erstes Baumhaus abgebaut und Bäume gefällt worden. Diese Arbeiten gingen am zweiten Tag der Räumung weiter.
„Fridays for Future“: Reul bricht Versprechen einer „ruhigen Räumung“
11.18 Uhr: Pauline Brünger von „Fridays for Future“, die vor Ort in Lützerath ist, hat das Vorgehen der Polizei bei der Räumung des Dorfes kritisiert. Das Land NRW und Innenminister Herbert Reul würden sich an ihr Versprechen einer „ruhigen, überlegten Räumung“ nicht halten, sagte sie. Die Sicherheit der Protestierenden vor Ort werde unter anderem durch nächtliche Räumungen „aktiv gefährdet“.
Luisa Neubauer, ebenfalls Vertreterin von „Fridays for Future“, sagte in Lützerath, es gehe bei den Protesten nicht um ein Symbol, sondern „um 280 Millionen Tonnen CO2 unter dem Dorf“, die nicht freigesetzt werden dürften. Neubauer bestätigte, dass am Samstag auch die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg in Lützerath erwartet werde.
Florian Öczan von „Lützerath lebt“ betonte: „Klimakrise wird an diesem Ort gemacht.“ Er kritisierte die Medienberichterstattung, in der nach seinen Worten „die cleane, tolle Räumung“ durch die Polizei „gefeiert“ werde. Öczan forderte eine inhaltliche Auseinandersetzung mit der Klimakrise. „Hier wird aktiv unsere Lebensgrundlage verbrannt“, sagte er.
11.07 Uhr: In den sozialen Netzwerken waren auch immer wieder Bilder und Videos vom friedlichen Protest in Lützerath zu sehen. Unter anderem Aktivisten, die Gitarre oder Klavier gespielt haben. Das Klavier stand auf dem Gutshof von Bauer Heukamp, nun hat die Polizei es abgebaut. "Es wurde bis zuletzt gespielt, schreibt die grüne Bundestagsabgeordnete Kathrin Henneberger auf Twitter. Sie zählt sich zu den Aktivisten, die für den Erhalt von Lützerath kämpfen.
10.50 Uhr: Eckart Heukamp war damals der letzte Landwirt in Lützerath, der seinen Hof an RWE verkauft hatte. Er hatte noch gerichtlich versucht, das Abbaggern zu verhindern.
9.32 Uhr: Die Polizei ist jetzt in den besetzten Hof des Bauern Eckardt Heukamp vorgerückt, der im vergangenen Herbst als letzter ursprünglicher Einwohner Lützerath verlassen hat (mehr Infos). Der Hof ist denkmalgechützt. An seinem Eingang hängt eine Plakette, auf dem ein Beschluss des Bundestages aus dem vergangenen Juli steht. Der Bundestag hatte sich damals für den Erhalt von Lützerath ausgesprochen. Vor dem Hof ist die größte Barrikade in Lützerath aufgebaut worden. Die Polizei ist über das Hoftor eingerückt und setzt jetzt Höhenretter ein, um die Besetzer herauszuholen. Bislang ist alles friedlich.
9.07 Uhr: Nordrhein-Westfalens Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) hat sein Bedauern über die Räumung von Lützerath geäußert. „Das ist eine schwierige Zeit, der Umweltminister schläft schlecht, weil mir das weh tut“, sagte Krischer am Donnerstagmorgen in „WDR 5“. Zugleich verteidigte der Grüne aber die Vereinbarung der Bundesregierung und der NRW-Landesregierung mit dem Energiekonzern RWE, die einen Abbau der unter Lützerath befindlichen Kohle ermöglicht und im Gegenzug einen um acht Jahre auf 2030 vorgezogenen Kohleausstieg in NRW festschreibt.
8.57 Uhr: Nach dem Beginn der Räumungsarbeiten in Lützerath hat Aachens Polizeichef Dirk Weinspach eine positive Zwischenbilanz gezogen. „Die Räumungen in der Ortslage Lützerath gehen jetzt planmäßig voran“, sagte Weinspach im ZDF-„Morgenmagazin“ am Donnerstag. „Die Räumung der Hallen, die gestern begonnen hat, wird heute aller Voraussicht nach abgeschlossen werden.“ Danach setze die Polizei die Räumung „Schritt für Schritt“ fort und rücke gegen einzelne Baumhäuser und Gebäude vor.
RWE zieht anderthalb Kilometer langen Zaun hoch
8.18 Uhr: Lützerath ist von einem neuen, anderthalb Kilometer langen Zaun umgeben. Die Konstruktion sei fast fertig, nur die Tore fehlten noch, sagte ein RWE-Konzernsprecher am Donnerstagmorge. Die Tore sollten im Laufe des Tages eingehangen werden. RWE hatte am Mittwoch mit der Errichtung des etwa zwei Meter hohen Doppelzauns - also von zwei Zäunen nebeneinander - begonnen, um die Ortschaft als Betriebsgelände zu markieren und „eine lückenlose Umfriedung“ zu schaffen. Der Zaun solle Unbefugte daran hindern, die Ortschaft zu betreten, sagte der RWE-Sprecher.
7.34 Uhr: In dem von Klimaaktivisten besetzten Ort Lützerath im Rheinischen Braunkohlerevier sollen auch Polizisten aus Bremen und Niedersachsen zum Einsatz kommen. Aus Bremen soll am Freitag eine sogenannte Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit anreisen. Das Land Niedersachsen unterstützt Nordrhein-Westfalen mit Einsatzkräften und Gerät der Bereitschaftspolizei.. Einem „Spiegel“-Bericht zufolge entsenden nahezu alle Bundesländer Einsatzkräfte nach Lützerath.
In der Nacht blieb es weitgehend ruhig
6.49 Uhr: In dem Braunkohleort Lützerath ist es in der ersten Nacht nach Beginn der Räumung weitgehend ruhig geblieben. Es habe keine besonderen Vorkommnisse gegeben, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstagmorgen. „Im Laufe des Tages geht es mit den Räumungsarbeiten weiter“, betonte er. Ein dpa-Reporter vor Ort berichtete ebenfalls von einer weitgehend ruhigen Nacht. Einmal seien am Mittwochabend einige Böller geworfen und Feuerwerksraketen aus einem besetzten Gebäude gezündet worden, verletzt wurde niemand. In den Baumhäusern und in besetzten Gebäuden harren weiterhin einige Klimaaktivistinnen und Aktivisten aus. Wie viele es sind, ist unklar. Vor Ort herrschte Dauerregen und es gab starken Wind.
Räumung von Lützerath wird fortgesetzt
5.30 Uhr: In dem von Klimaaktivisten besetzten Braunkohleort Lützerath im Rheinischen Revier geht die Räumung durch die Polizei an diesem Donnerstag voraussichtlich weiter. Aachens Polizeipräsident Dirk Weinspach sagte am Mittwoch, die eigentliche Herausforderung liege noch vor der Polizei - dabei bezog er sich auf die Räumung der sieben Gebäude auf dem Gelände. Die Einsatzkräfte gingen bis in die Nacht gegen Aktivisten vor.
(Red., mit dpa, epd, afp)
Das weitere Geschehen bei der Räumung von Lützerath finden Sie in unserem Newsblog-Archiv:
Tag eins des Polizei-Großeinsatzes in Lützerath: Hunderte wehren sich gegen die Räumung
Die Räumung Lützeraths: Das Geschehen vom 2. bis 10. Januar 2023
Das Newsblog zum aktuellen Geschehen in Lützerath ist hier.