Köln. In der Affäre um Missbrauchsfälle im Erzbistum Köln belässt Papst Franziskus sowohl Kardinal Woelki als auch zwei Weihbischöfe im Amt.
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki bleibt im Amt. Diese Entscheidung von Papst Franziskus verlautete am Freitag aus Kirchenkreisen. Allerdings nehme Woelki auf eigenen Wunsch eine Auszeit von Mitte Oktober bis zum Beginn der Fastenzeit Anfang März kommenden Jahres, hieß es. Zudem werde ein Administrator für das Erzbistum eingesetzt.
„Der Heilige Vater zählt auf Kardinal Woelki, er anerkennt seine Treue zum Heiligen Stuhl und seine Sorge um die Einheit der Kirche. Gleichzeitig ist offenkundig, dass Erzbischof und Erzbistum einer Zeit des Innehaltens, der Erneuerung und Versöhnung bedürfen“, heißt es in der Erklärung des Papstes, die die vatikanische Botschaft in Berlin am Freitag von der Bischofskonferenz in Bonn verbreiten ließ. Der Papst wirft Woelki demnach „große Fehler“ auf der Ebene der Kommunikation vor.
Kritiker Woelkis dürften enttäuscht sein, dass der Papst ihn nicht abberufen hat. Allerdings können die Auszeit und der Administrator auch so gewertet werden, dass ihm eine vollständige Rehabilitierung versagt worden ist. Denn auch der Papst wirft Woelki in der Erklärung vor, dass dessen Herangehensweise „wesentlich“ dazu beigetragen habe, „dass es im Erzbistum zu einer Vertrauenskrise gekommen ist, die viele Gläubige verstört“.
Erzbistum Köln steckt in einer tiefen Krise
Das Erzbistum Köln steckt seit etwa einem Jahr in einer tiefen Krise, die sich unter anderem in einer Welle von Kirchenaustritten niederschlägt. Ausgelöst worden war die Krise ursprünglich, weil Woelki ein von ihm selbst in Auftrag gegebenes Gutachten zum Umgang von Bistumsverantwortlichen mit Missbrauchsvorwürfen nicht veröffentlichen wollte. Er führte dafür rechtliche Gründe an. Im Zuge des dadurch entstandenen Streits entfremdeten sich der Kardinal und die wichtigsten Gremien des größten deutschen Bistums immer weiter.
Darauf reagierte Papst Franziskus in diesem Jahr, indem er zwei Bevollmächtigte ins Erzbistum Köln entsandte, den Stockholmer Kardinal Anders Arborelius und den Rotterdamer Bischof Hans van den Hende. Sie befragten unter anderem Missbrauchsopfer und erstellten anschließend einen Untersuchungsbericht für den Papst.
Papst belässt auch zwei Kölner Weihbischöfe im Amt
Woelki hatte im Frühjahr nach der Präsentation eines neuen Gutachtens zu den Missbrauchsfällen im Erzbistum eine persönliche Schuld in der Sache von sich gewiesen, aber "Scham" über sein eigenes Verhalten eingestanden. Der Kardinal steht in der Kritik, weil er Priester seines Bistums, denen Missbrauchsfälle angelastet werden, zu lange vor Konsequenzen geschützt haben soll. Mehr als 300 durch Missbrauch Betroffene seien der Kirche inzwischen bekannt, hieß es im März. Ihnen hatte Woelki im Frühjahr seine Gespräche angeboten.
Im Zusammenhang mit der Veröffentlichung des zweiten Gutachtens baten die beiden Kölner Weihbischöfe Ansgar Puff und Dominikus Schwaderlapp den Papst um ihren Rücktritt. In beiden Fällen hat der Papst entschieden, sie im Amt zu belassen, wie aus der Erklärung hervorgeht. Puff werde seinen regulären Dienst sofort wieder aufnehmen, Schwaderlapp werde auf eigene Bitte zunächst für ein Jahr als Seelsorger nach Kenia gehen, teilte der Heilige Stuhl am Freitag mit. Auch der Hamburger Erzbischof Stefan Heße, der zuvor im Kölner Erzbistum tätig war, hatte seinen Rücktritt angeboten, den der Papst ebenfalls ablehnte. Diese Entscheidung war bereits in der vergangenen Woche verkündet worden.
>> Hintergrund
Das Erzbistum Köln ist eines der ältesten und mit knapp 1,9 Millionen Katholiken das mitgliederstärkste Bistum im deutschsprachigen Raum. Es erstreckt sich über eine Gesamtfläche von 6181 Quadratkilometern, das entspricht einem Fünftel von Nordrhein-Westfalen. Geleitet wird es vom 65-jährigen Erzbischof und Kardinal Rainer Maria Woelki.
Das Erzbistum ist in 15 Stadt- und Kreisdekanate und 180 Seelsorgebereiche eingeteilt. Es umfasst 525 Pfarreien mit rund 920 Kirchen und 300 Kapellen. Etwa 65.000 hauptamtliche Kräfte sind für das Erzbistum tätig, darunter waren Ende 2020 insgesamt 678 Priester - 378 von ihnen im aktiven Dienst. Im vergangenen Jahr gab das Erzbistum über 934 Millionen Euro aus, ein Plus von 4,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Zugleich sanken die Kirchensteuererträge um 4,5 Prozent auf 653,6 Millionen Euro.
(dpa/afp/epd)