Es darf nicht nur um den Kopf von Kardinal Woelki gehen. Die Prüfer des Papstes müssen strukturelle Ursachen für Vertuschung untersuchen
Köln ist das mitgliederstärkste Bistum in Deutschland und nach Paderborn das reichste. Seit Monaten wird die Erzdiözese von einer Führungskrise erschüttert. Die Katholiken, ihre Gremien und die Pfarrer haben das Vertrauen in den Oberhirten Kardinal Woelki verloren. Woelki agiert mit beispielloser Unsensibilität bei der die Aufarbeitung der Missbrauchskrise. Ihm wird zudem ein Mangel an Empathie im Umgang mit Kirchenvolk und Missbrauchsbetroffenen attestiert. Er trete auf wie der Sonnenkönig, heißt es in Köln.
Eine Düsseldorfer Kirchengemeinde hat Woelki jetzt wegen Vertrauensverlust als Firmbischof ausgeladen. Dort waren zwei der Missbrauchs-Pfarrer beschäftigt, über die der Kölner seine schützende Hand gehalten haben soll.
Da die Kölner Katholiken inzwischen zu Tausenden austreten, fordern 14 der 15 Kreis- und Stadtdechanten persönliche Konsequenzen vom Erzbischof. Auf den Rat der anderen Diözesanbischöfe hört Woelki nicht, sondern verschanzt sich auf dem hohen Ross der Selbstgerechtigkeit, während er mit bemerkenswertem Ungeschick weiterhin versucht, Betroffene zu instrumentalisieren.
Dass der Papst Prüfer schickt, ist also lange überfällig. Allerdings reicht es nicht, nur Woelkis Kopf zu fordern. Die Visitatoren müssen untersuchen, wie sich in Köln jene Strukturen etablieren konnten, innerhalb derer derart viele hochrangige Führungspersönlichkeiten unter erschütternder Missachtung der Fürsorge für die Opfer ein System der Vertuschung betrieben.
Die Gefahr ist groß, dass die strukturellen Ursachen und Verantwortlichkeiten, die zum derzeitigen offenen Widerstand der Gläubigen führen, unter den Teppich gekehrt werden sollen, indem man Woelki und seine Bischofs-Konsorten Schwaderlapp, Heße und Puff aus ihren Ämtern entfernt. Das dürfen die Kölner nicht zulassen.