Berlin. Bis Geimpfte mehr Freiheiten bekommen, wird es dauern. Für alle anderen schwindet ohnehin die Hoffnung auf einen unbeschwerten Sommer.
- Nach monatelangem Lockdown sehnen sich viele Menschen nach einem einigermaßen normalen Sommer-Urlaub
- Doch der rückt durch das schleppende Impftempo in Deutschland in den vergangenen Wochen in weite Ferne
- Zwar soll die Impfpriorisierung bald fallen - doch es wird nicht möglich sein, alle Menschen auf einen Schlag zu impfen
Der Impfgipfel zu Wochenbeginn hatte einige Botschaften parat, die in den Ohren einer pandemiemüden Bevölkerung zunächst hoffnungsvoll klingen: Spätestens im Juni soll es etwa keine Impfpriorisierung mehr geben. Dann können sich alle Erwachsenen den Covid-19-Schutz spritzen lassen.
Wer vollständig immunisiert ist, wird bei Kontaktbeschränkungen und Ausgangssperren ausgenommen. Das soll auch für Corona-Genesene gelten. Es ist die Aussicht auf erhebliche Erleichterungen.
Doch bei vielen Menschen könnte sich bald Ernüchterung breitmachen. Denn es werden längst nicht genug Impfdosen auf einen Schlag verfügbar sein, um alle Bürger damit zu versorgen. Ein Teil der Bevölkerung wird warten und sich weiter an die Corona-Auflagen halten müssen, während vollständig Geimpfte Freiheiten zurückerhalten. Frust und Enttäuschung sind absehbar.
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Die Regierung entscheidet kommende Woche über die Rechte von Geimpften
Auch an der Situation von Familien in der Pandemie dürfte sich vorerst wenig verbessern. Dabei sind Eltern und ihre Kinder von der aktuellen Infektionswelle besonders betroffen, wie neueste Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) zeigen.
Das Kabinett will nach Worten von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in der kommenden Woche über eine Verordnung entscheiden, wie die Rechte von Geimpften künftig geregelt werden. Am 28. Mai stimmt der Bundesrat darüber ab.
Schon jetzt ist die Kritik an der Politik groß. Die Kassenärzte sprechen von einem „Phrasengipfel“. Der Hausärzteverband moniert, die Politik habe den Menschen „diffuse Hoffnungen gemacht“.
Hat die Politik Familien und die Jüngeren vergessen?
Zumindest standen sie beim Impfgipfel offenbar nicht im Mittelpunkt. Die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Chefs Markus Söder nach „Familienimpfungen“ setzte sich nicht durch. Söder hatte seinen Vorstoß damit begründet, dass die Inzidenzen bei Kindern und Jugendlichen steil ansteigen und somit auch die Eltern einer höheren Ansteckungsgefahr ausgesetzt sind.
Tatsächlich ist das Virus derzeit in keiner Altersgruppe so verbreitet wie unter den Jungen und Jüngsten:
- Die höchste Sieben-Tage-Inzidenz hat nach Angaben des RKI vom Dienstag derzeit die Altersgruppe der 15- bis 19-Jährigen mit 260, gefolgt von den 20- bis 24-Jährigen mit 243.
- In den Altersgruppen bis 14 Jahre verzeichnet das RKI zum zweiten Mal in Folge einen deutlichen Anstieg im Vergleich zur Vorwoche.
- Die Gruppe der 10- bis 14-Jährigen hat mit 233 Fällen pro 100.000 derzeit die dritthöchste Inzidenz.
Wie steht es um Impfungen von Kindern?
Bisher wird keiner der in der EU zugelassenen Impfstoffe für Kinder verwendet. Allein der Impfstoff von Biontech/Pfizer kann bereits ab 16 verimpft werden.
Nach einem Bericht des Nachrichtensenders ntv könnten die Impfungen mit Biontech/Pfizer im Sommer ausgeweitet werden auf Jugendliche zwischen zwölf und 15 Jahren. Das habe die Kanzlerin beim Gipfel am Montag in Aussicht gestellt, so der Sender.
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Bis Kinder unter zwölf Jahren geimpft würden, werde es aber noch dauern. Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) appelliert an Eltern, sich impfen zu lassen, sobald es geht. Die Priorisierung werde absehbar aufgehoben werden.
„Ab Juni wird es dann sehr schnell darum gehen, dass möglichst viele Erwachsene bereit sind, sich tatsächlich impfen zu lassen – auch Eltern“, sagte Giffey unserer Redaktion. „Ich rufe Sie alle auf, sich für eine Impfung zu entscheiden.“ Das sei auch für den sicheren Kita-Betrieb wichtig. Lesen Sie auch: Indische Corona-Mutation: Das sagte Christian Drosten
Was bedeuten die Gipfel-Ergebnisse für den Sommerurlaub?
In einigen Bundesländern beginnen im Juni die großen Ferien. Wer bis dahin voll geimpft ist, muss nach Plänen der Regierung beim Reisen keinen negativen Test mehr vorlegen und nach der Rückkehr nicht mehr in Quarantäne. Doch Millionen Menschen in Deutschland werden bis Sommer eben noch nicht geimpft sein. Für sie gelten somit weiterhin die strengen Auflagen.
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Die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer (SPD), sagte unserer Redaktion, ihr sei wichtig, dass bei den geplanten Neuregelungen auch Rücksicht auf die Menschen genommen werde, die derzeit noch keine Impfung haben können. „Hier spreche ich ganz ausdrücklich die jungen Menschen und Familien an“, sagte Dreyer.
Was ist mit jenen, die nur die erste Impfdosis erhalten haben?
Auch sie kommen nicht in den Genuss der neuen Freiheiten und müssen erst auf ihre zweite Dosis warten. Beim Vakzin von Biontech müssen drei bis sechs Wochen zwischen erster und zweiter Spritze liegen, bei Moderna vier bis sechs Wochen. Bei Astrazeneca sind es sogar drei Monate. Wer also etwa im Juni seine Astrazeneca-Spritze bekommt, hat den zweiten Termin im September. Da ist die Sommerurlaubssaison fast vorbei. Lesen Sie dazu:Warum ältere Menschen immer öfter Astrazeneca ablehnen