Dortmund. Der Tickethändler CTS Eventim übernimmt in Dortmund Teile der Terminvergabe für Coronaimpfungen und ist mit weiteren NRW-Kommunen im Gespräch.

Nach dem Ärger um das Durcheinander bei der Vergabe von Terminen für die Corona-Impfungen in NRW greift die Stadt Dortmund auf professionelle Hilfe zurück: Der Ticketverkäufer CTS Eventim wurde jetzt beauftragt, die Terminvergabe zu übernehmen, bestätigte eine Sprecherin der Stadt. Eventim ist bereits in Schleswig-Holstein im Auftrag des dortigen Gesundheitsministeriums mit dem Impftermin-Management befasst.

Die NRW-Landesregierung hatte jüngst die Terminvergabe jenseits der Gruppen in der höchsten Priorisierungsstufe und der Menschen über 80 Jahren den Kommunen übertragen, teilte die Stadt Dortmund auf Anfrage mit. "Terminmanagement in dieser Größenordnung gehört nicht zu den Aufgaben, die Kommunen mit eigenem Personal kurzfristig erledigen könnten", sagte die Stadtsprecherin.

Impf-Termine: Stadt Dortmund fordert "Klarheit" von Land NRW

Wann genau Eventim die Terminvergabe in Dortmund übernimmt, werde derzeit "geklärt", sagte die Sprecherin. Die gerade erfolgte Impfung des Rettungsdienstes sei terminlich noch von der Stadt Dortmund organisiert worden, hieß es.

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"Da Eventim die Terminvergabe im Auftrag der Stadt Dortmund für das Impfzentrum übernimmt, werden die dafür notwendigen Abstimmungen bereits im Rahmen der Vorbereitungen getroffen", teilte die Stadt Dortmund mit. In welchem Maße man Eventim demnächst einsetzen werde, sei jedoch noch ungewiss, hieß es. Es brauche dafür „erst einmal Klarheit von Seiten der Landesregierung, wie sie den weiteren Weg sieht und wem sie im Weiteren welche Aufgabe übertragen wird“, sagte die Sprecherin. „Wir warten hierzu eine verbindliche Aussage ab.“ Sollte das Land der Kommune hier weitere Aufgaben zuweisen, werde Dortmund diese „soweit sinnvoll und möglich, an Eventim übertragen.“

Eventim ist auch mit anderen Kommunen im Gespräch

Das NRW-Gesundheitsministerium teilte mit, es werde derzeit noch in der Gruppe eins geimpft, also in Pflegeheimen und besonders von Covid-19 betroffenen Krankenhausbereichen. Bei der Impfung der Gruppe 80plus obliege die Terminvergabe den beiden Kassenärztlichen Vereinigungen Nordrhein und Westfalen-Lippe. Die Impftermine für Personen bis 65 Jahre aus Berufsgruppen wie Pflegern oder Medizinern liege dagegen bei den Kommunen. Ob die Kreise und Städte bei den Terminen auf externe Partner setzen, wisse man nicht. Auch der Städte- und Gemeindebund hatte dazu keine Übersicht.

Nach Auskunft von Eventim sei man auch mit anderen Kommunen im Gespräch, sagte Alexander Ruoff, Mitglied des Vorstands von CTS Eventim, auf Nachfrage. Zu Details sagte er nichts. Eventim ist nach eigenen Angaben "europäischer Marktführer im Ticketing" und hatte in der Vergangenheit auch unter anderem das Kartenmanagement der Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro übernommen.

Der Ticketverkäufer Eventim hatte Anfang Februar bundesweit für Diskussionen gesorgt, als sich das Unternehmen dafür aussprach, eine Corona-Impfung zur Zugangsvoraussetzung für Veranstaltungen wie etwa Konzerte zu machen. Das Unternehmen war 2018 in die Kritik geraten, weil es von Kunden eine Gebühr für selbst ausgedruckte Tickets verlangte; diese Praxis wurde letztlich vom Bundesgerichtshof als unzulässig erklärt.

Eventim: Impftermin-Vergabe online und telefonisch

"Unser System (ist) auf enorm hohe Nachfragespitzen ausgelegt", erklärte Ruoff: "In wenigen Minuten können wir damit mehrere 10.000 Termine vergeben." Bereits im Sommer 2020 habe Eventim sich mit dem Thema Impfzentren beschäftigt, sagte Ruoff - "als wir von den geplanten Zentren hörten". Es sei laut Eventim "technisch gesehen kein großer Unterschied, ob es um den Verkauf von Tickets geht oder die Vergabe von Impfterminen".

Zur Abwicklung der Termine werde Eventim seine "vielfach bewährte" Cloud-basierte Buchungsplattform nutzen, die an die Anforderungen für die Impftermin-Vergabe angepasst worden sei, sagte Ruoff. Man baue dabei auf das seit "vielen Jahren gesammelte Know-How zu solchen Systemen." Wer sich gegen das Coronavirus impfen lassen will, kann Impf-Termine sowohl online als auch telefonisch über Call-Center buchen, teilte Eventim mit.

Wie geht es mit den Impfungen weiter?

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Unterdessen wird im NRW-Gesundheitsministerium darüber beraten, wie die Impfungen für die Gruppen der sogenannten Priorität zwei laufen werden, also der Altersgruppe ab 70 Jahre. Ihnen soll als nächstes ein Impfangebot unterbreitet werden, hieß es aus Düsseldorf. „Das Verfahren für diese hinzukommenden impfberechtigten Personen- und Berufsgruppen wird derzeit vom Ministerium erarbeitet“, berichtet ein Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) am Freitag auf Nachfrage.

Stand jetzt übernehmen die beiden Kassenärztlichen Vereinigungen das Terminmanagement für die Über 80-Jährigen, die Kommunen organisieren bzw. koordinieren die Termine für priorisierte Berufsgruppen, erklärte der Sprecher. Zur Frage einer möglichen Einschaltung von Eventim für die eigene Zuständigkeit sagt der KVNO-Sprecher: "Über das Buchungssystem der KVNO sind innerhalb von gut vier Wochen insgesamt rund 840.000 Termine für Erst- und Zweitimpfungen an rund 420.000 über 80-jährige Bürgerinnen und Bürger im Rheinland vermittelt worden – dies zeigt, dass unserer System funktioniert."

(mit dpa)