Köln. Wer folgt auf CDU-Parteichefin Kramp-Karrenbauer – und wer kann was? Friedrich Merz, Armin Laschet und Norbert Röttgen im Direktvergleich.
Es war das erste Schaulaufen aller drei Kandidaten für den CDU-Vorsitz. Beim NRW-Tag der Jungen Union in Köln nutzten am Samstag Armin Laschet, Friedrich Merz und Norbert Röttgen nacheinander die Bühne.
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Die Wahl fällt beim Bundesparteitag, der voraussichtlich am 4. Dezember in Stuttgart stattfindet. Allerdings fällt er sehr kurz aus: Wegen der Corona-Bedingungen sollen die 1001 Delegierten in einer Mini- Veranstaltung nur den Nachfolger von Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer wählen, die nicht mehr antritt.
Aber wie haben sich die drei AKK-Nachfolgekandidaten im Direktvergleich geschlagen? Eine Analyse in Autobilder:
Armin Laschet – VW Golf, die Mittelklasse, die immer geht:
Profil: Merkel-Erbe und Mann von „Maß und Mitte“, der niemanden verschreckt. „Wenn wir die Mitte preisgeben, ist das Risiko, dass Rot-Rot-Grün den Kanzler stellt, riesengroß“, sagte Laschet. Und: „Wir wollen die Kontinuität“ - und zwar ausdrücklich „in der Tradition von Angela Merkel“.
Beste Taktik: Laschet profiliert sich als derjenige, der in der NRW-CDU die Karre aus dem Dreck gezogen hat, in den sie Spitzenkandidat Röttgen 2012 mit Karacho bugsierte. Listige Neben-Botschaft dabei: Während Merz in den vergangenen 15 Jahren bloß Vorträge gehalten und viel Geld verdient hat, war er einziger Wahlsieger und pragmatischer Diener im Weinberg der Partei. Das dürfte bei den 1001 Delegierten auf dem Bundesparteitag, die ja allesamt aktive Funktionäre sind, gut ankommen.
Stärkste Momente: Laschet behauptete, er führe trotz hauchdünner Ein-Stimmen-Mehrheit mit der FDP „die stabilste Regierung, die wir in ganz Deutschland haben“. Er habe in NRW alle Parteiflügel und Denkschulen in der Volkspartei CDU integriert und mit einem klaren Kurs in der inneren Sicherheit nebenher die AfD „halbiert“.
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Größte Schwäche: Laschets schlechte persönliche Umfragewerte sind ein Mühlstein. Sein eher erzählender Redestil mit historischen Ableitungen entflammt selten einen Parteitag. Er redet häufig zu kompliziert mit vielen Einschüben und reflektierte das in Köln sogar selbst: „Ich mache das mal in einem Klammersatz.“
>>> Prognose: Laschet ist der VW-Golf unter den Kandidaten – man weiß, was man hat, und läuft und läuft.
Friedrich Merz – starker SUV, der in keine Parklücke passt:
Profil: Mann der klaren Kante und Mahner vor den Stürmen der Welt. Merz will die CDU nach den „im Großen und Ganzen guten Jahren“ der Ära Merkel wieder stärker zu sich selbst zurückführen. Zitat: „Wir müssen klar sein in unseren Aussagen und nicht rücksichtsvoll gegenüber anderen.“
Beste Taktik: Der erfolgreiche Wirtschaftsanwalt Merz profiliert sich als Unternehmensberater der CDU: „Dieses Land lebt zu sehr in der Gegenwart und zu sehr auf Kosten der jungen Generation.“ Er stellt sich in die Stürme des Zeitgeists. Rekordschulden, kopflose Energiewende, Verbrennungsmotor verbieten – Merz will „an diesem Mindset“ (Denkweise) etwas ändern. Das dürfte auch vielen Delegierten beim Bundesparteitag insgeheim so gehen.
Stärkste Momente: Obwohl Merz der älteste der CDU-Kandidaten ist, bedient er gekonnt die Sehnsucht nach Erneuerung: „Die Linie einfach weiterzuziehen in die nächsten zehn Jahre, reicht aus meiner Sicht nicht aus.“ Fenster aufmachen, frische Luft reinlassen – das ist sein Programm. Sein gehetzt wirkender, zackiger Redestil, in dem aus „fundamental“ immer „fun-da-men-tal“ wird, vermittelt Energie und Führungsanspruch.
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Größte Schwäche: Merz definiert sich stark über Gegner. Wie etwa die Grünen, mit denen er „einen grundsätzlichen Dissens“ hat. Oder die Medien, „die möglicherweise gegen uns senden und schreiben“, klagte Merz, obwohl er mittlerweile in einem Alter sei, „wo ich mich darüber nicht mehr aufrege“. So macht man sich keine Freunde. Ihm ist das egal: „Zunächst einmal geht es doch nicht darum, Anschlüsse zu suchen.“
>>> Prognose: Merz ist der SUV unter den Kandidaten – macht was her, passt aber in keine Parklücke.
Norbert Röttgen – Cabrio, der meist in der Garage bleiben muss:
Profil: Außenseiter mit außenpolitischer Agenda. Röttgen ist das Versprechen, dass sich die CDU wieder nach innen ein bisschen klüger und nach außen etwas moralischer fühlen kann. Sein Anspruch: „Wir müssen die treibende Kraft werden, die bejaht, die gestaltet.“
Beste Taktik: Nutze die Chance, die Du nicht hast, scheint Röttgens Motto zu sein. Er ist das Angebot an alle, die sich zwischen Laschet und Merz nicht entscheiden können und kluge Analysen schätzen. Röttgen kann die CDU in einer Welt verorten, die durch ein aggressives Russland, ein machthungriges China und ein desorientiertes Trump-Amerika aus den Fugen geraten ist. Er verspricht einen „digitalen Aufbau 2025“, was nach mehr klingt als schnödes Tagesgeschäft.
Stärkste Momente: Röttgen ist mit 55 der jüngste unter den Kandidaten, hat eine sonore Radio-Stimme und sieht gut aus. Er ist nicht so weit weg aus der aktiven Politik wie Merz, aber auch nicht so dran an Merkel wie Laschet. Er treibt seine Reden mit einem künstlichen Stakkato immer gekonnt auf den Applaus zu und bedient eine Sehnsucht nach dem Ende von Gremien-Klein-Klein: „Wir müssen wieder entritualisieren und wieder politisieren.“
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Größte Schwäche: Von Röttgens geschliffenem Versprechen, die CDU in eine „moderne Mitte“ zu führen, hat sich der NRW-Landesverband schon einmal verzaubern lassen. Am Ende hatte er als Spitzenkandidat bei der Landtagswahl 2012 die Partei mit einem historischen Debakel in Trümmer gelegt. Viele der 1001 Delegierten beim Bundesparteitag befassen sich zudem seltener mit Fragen der NATO als eher mit Kita-Plätzen und Gewerbesteuern.
>>> Prognose: Röttgen ist das Cabrio unter den Kandidaten – schick, aber meist in der Garage.