Washington. Eine weitere Ex-Regierungsmitarbeiterin wirft Donald Trump krasses Corona-Missmanagement vor. Joe Biden reagiert mit deutlichen Worten.
Olivia Troye war bis zu ihrem Ausscheiden die Top-Beraterin von US-Vizepräsident Mike Pence in der Sonder-Einsatzgruppe der Regierung für die Eindämmung der Coronavirus-Krise. Was die 43-Jährige jetzt über die Rolle von Donald Trump sagt, löst in Washington Augenrollen aus.
Troye erklärte gegenüber der Zeitschrift „New Yorker” und anderen Medien, dass Trumps Reaktion auf die Krise Ausdruck „völliger Missachtung menschlichen Lebens” gewesen sei.
In einem Video erklärte die Republikanerin: „Mitte Februar wussten wir, dass die Frage nicht war, ob Corona eine große Pandemie hier in den USA werden würde, sondern wann. Aber der Präsident wollte das nicht hören. Seine größte Sorge war, dass wir in einem Wahljahr sind.”
Ex-Pence-Beraterin kündigt Stimmabgabe für Biden an
Hätte Donald Trump das Virus von Anfang an ernstgenommen, wäre die Ausbreitung verlangsamt oder gestoppt worden, sagte Troye. Aber dazu sei Trump in Sitzungen der „Corona-Taskforce” zu desinteressiert und unaufmerksam gewesen. „Die Wahrheit ist, dass es ihm um niemand anderes geht als ihm selbst”, sagt Troye und berichtete von einer bizarren Anekdote.
Danach habe Trump intern gesagt, die Pandemie sei vielleicht eine gute Sache. „Ich mag es nicht, Leuten die Hand zu schütteln. Ich muss diesen widerlichen Leuten nicht die Hände schütteln”, zitiert die Ex-Regierungsangestellte den Präsidenten und fügte hinzu: „Diese widerlichen Leute sind dieselben Leute, von denen er sagt, dass er sich um sie sorgt. Es sind die Leute, die heute noch immer zu seinen Kundgebungen gehen, die totales Vertrauen in ihn haben.”
Troye bekundete, sie werde bei der Wahl im November für den Demokraten Joe Biden stimmen. Vor ihr hatten sich bereits mit Miles Taylor, früher Stabschef im Heimatschutzministerium, und Anthony Scaramucci, Ex-Kommunikationsdirektor im Weißen Haus, andere ehemalige Regierungsmitglieder massiv gegen Trump gestellt und vor seiner Wiederwahl gewarnt.
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Joe Biden zu Trumps Corona-Management: „Das ist fast kriminell“
Regierungssprecher Judd Deere dementierte die Trump unterstellten Äußerungen. Bei Troye handele es sich um eine „vergrätzte Mitarbeiterin”, die offenbar vor der Wahl „Politik machen will”, sagte ihr einstiger Chef, Vizepräsident Pence.
Dass Troyes Aussagen deckungsgleich seien mit den Selbstbezichtigungen Trumps in Interviews mit Bob Woodward, wies das Weiße Haus von sich. Trump hatte gegenüber dem bekannten Reporter der Washington Post erklärt, dass er trotz gegenläufiger Informationen („Das ist tödliches Zeug, das ist ein Killer”) die Gefahr durch das Coronavirus Sars-CoV-2 bereits im Februar absichtlich verharmlost habe. Konsequenz laut Medizinern: fast 200.000 Tote in den USA seit Frühjahr.
Trumps Top-Kritiker Joe Biden nahm das zum Anlass, den Präsidenten zum Rücktritt aufzurufen. „Er wusste es. Und er hat nichts getan. Das ist fast kriminell”, sagte der Präsidentschaftskandidat am Donnerstagabend bei einer Diskussionsveranstaltung mit Bürgern auf dem Sender CNN.
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