Washington. Joe Biden sammelt mehr und mehr prominente Unterstützer. Auch diese Top-Republikaner plädieren für den demokratischen Kandidaten.

„Mit Joe Biden im Weißen Haus werden Sie nie Zweifel daran haben, dass er zu unseren Freunden stehen und unseren Gegnern die Stirn bieten wird - nie umgekehrt. Er wird unseren Diplomaten und unseren Geheimdiensten vertrauen, nicht dem Schmus von Diktatoren und Despoten.” Der Satz, der auf Donald Trumps Liebeleien mit Wladimir Putin, Kim Jong-Un & Co. gemünzt ist, ohne den Präsidenten zu erwähnen, spricht Millionen demokratischen Wählern aus der Seele und ist wie gemacht für den am Donnerstag auf die Zielgerade einbiegenden Nominierungsparteitag für Biden als Herausforderer Trumps bei der Wahl im November.

Allein, gesprochen hat ihn dort per Video ein prominenter Republikaner. Colin Powell (81), einst Vier-Sterne-General und Außenminister in der Bush-Ära, wechselte wie schon am Tag zuvor der frühere republikanische Präsidentschaftskandidat John Kasich die Seiten und gab eine eindringliche Wahlempfehlung gegen Trump ab. Kurz darauf nahm ein achtminütiges Video von Cindy McCain die “convention” in Beschlag.

US-Wahlkampf: Top-Republikaner machen gegen Trump Stimmung

Die Witwe des mit Trump tief zerstritten gewesenen republikanischen Senators und Präsidentschaftskandidaten John McCain rief mit eindrucksstarken, menschelnden Bildern und Szenen die jahrzehntelang über tiefe Parteigrenzen hinweg intakt gebliebene Freundschaft ihres verstorbenen Mannes mit Joe Biden in Erinnerung.

Dass sich so viele Top-Republikaner “eingemeinden” lassen, um dezidiert gegen Trump Stimmung zu machen, hat Seltenheitswert. Es folgt der Demokraten-Taktik, Biden unter parteiunabhängigen Wähler und im Lager rechts der Mitte, das Trump teilweise überdrüssig ist, als verlässlich, kompetent und wählbar erscheinen zu lassen.

Während Trump seinen zeitlebens moderat gewesenen Herausforderer als “Marionette” eines “sozialistischen” Umsturzes dämonisiert, den angeblich die “radikale Linke” vorbereite, beglaubigen die Powells dieser Welt wie Notare das Gegenteil. Biden werde politisch nicht “scharf links abbiegen”, sagt etwa John Kasich. Lesen Sie hier: Biden offiziell Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten

Biden wird als erfahren, weise und anständig dargestellt

Der frühere Gouverneur von Ohio betonte: „Ich kenne das Maß dieses Mannes, seine Erfahrung, Weisheit und seinen Anstand. Niemand schubst ihn herum.” Während Trump die Amerikaner gegeneinander aufhetze und für das „wachsende Vitriol” im gesellschaftlichen Diskurs verantwortlich sei, habe Biden immer seine Fähigkeit als ehrlicher Makler unter Beweis gestellt.

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Wie Powell und Kasich arbeitete auch Chuck Hagel, der frühere republikanische Verteidigungsminister in seinen Video-Sequenzen heraus, dass Biden auf internationaler Bühne das von Trump zerschlagene Porzellan wieder kitten werde.

Die ehemalige First Lady Michelle Obama eröffnete den Parteitag der Demokraten und verurteilte US-Präsident Trump für „Chaos, Spaltung und vollkommene Gleichgültigkeit“.
Die ehemalige First Lady Michelle Obama eröffnete den Parteitag der Demokraten und verurteilte US-Präsident Trump für „Chaos, Spaltung und vollkommene Gleichgültigkeit“. © AFP | Handout

Mit Christine Todd Whitman, früher Gouverneurin von New Jersey, und der ehemaligen Hewlett Packard-Chefin Meg Whitman haben sich auch bekannte republikanische Frauen zu Biden bekannt. In den verbleibenden elf Wochen bis zur Wahl werden zudem ehemalige Top-Leute aus dem Trump-Apparat gegen den Präsidenten Position beziehen. Den spektakulären Auftakt machte Miles Taylor.

Trump als Schaden für die innere Sicherheit der USA

Der ehemalige Stabschef der früheren Heimatschutzministerin Kirstjen Nielsen erklärte in einem inzwischen hunderttausendfach angesehenen Video für die Bewegung „Republikanische Wähler gegen Trump” (RVAT) ungewöhnlich scharf, dass Amerikas innere Sicherheit irreparabel geschädigt würde, bekäme Trump eine zweite Amtszeit.

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Taylor führte mehrere krasse Beispiele für „illegales Handeln” des Präsidenten an. So habe Trump gefordert, Opfern der verheerenden Waldbrände in Kalifornien, die Hab und Gut verloren hatten, kein Geld der Katastrophenschutz-Organisation Fema anzuweisen, weil die Wähler des Westküsten-Staat ihn bei der Wahl 2016 nicht unterstützt hätten.

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