Washington. Mit einem Impfstoff noch vor der US-Wahl möchte US-Präsident Trump seine Umfragewerte verbessern. Dafür wählt er drastische Methoden.
Donald Trump hofft, dass es unmittelbar vor der Wahl ein alles verändernder „game changer” wird, der seine schlechten Umfragewerte und bis dahin voraussichtlich über 250.000 Corona-Tote vergessen machen soll:
Noch vor dem Urnengang um die US-Präsidentschaft am 3. November sollen Hunderttausende Amerikaner in den Genuss eines Impfstoffes gegen das Coronavirus kommen.
Das geht aus offiziellen Schreiben der Seuchenschutzbehörde CDC an die 50 Bundesstaaten hervor. CDC-Chef Robert Redfield verlangt darin von den Gouverneuren, dass bis Ende Oktober „vollständig einsetzbare” Verteilzentren gebaut sind. Damit der Arznei-Großhändler McKesson die ersten zwei Millionen Impfdosen unter die Leute bringen kann.
Donald Trump: Schlechte Noten für sein Krisenmanagement
Um bürokratische Verzögerung zu vermeiden, sollen die Bundesstaaten bei der Erteilung von Baugenehmigungen kulant sein. Redfields Brief (liegt der Red. vor) atmet den Ton absoluter Dringlichkeit und wirkt wie ein Erfüllungsschreiben für Donald Trump.
Der Präsident, dessen Coronavirus-Krisenmanagement (bisher 185.000 Tote) in der Bevölkerung laut Umfragen unverändert schlechte Noten bekommt (über 60 Prozent sind unzufrieden und machen Trump verantwortlich), erweckt seit Wochen den Eindruck, Amerika werde nicht erst zum Jahreswechsel einen Impfstoff aufbieten können.
In seinem Drängen ging Trump so weit, der Zulassungsbehörde FDA politisch motivierte Verschleppung vorzuwerfen, um seine Wiederwahl zu torpedieren. FDA-Chef Stephan Hahn wies das empört zurück. Er betonte, dass im Rahmen einer Sonder-Erlaubnis für Notfälle einzelnen Herstellern der schnelle Marktzugang erlaubt werden könnte, auch wenn das vorgeschriebene Drei-Stufen-Testverfahren für einen Impfstoff noch nicht abgeschlossen sei.
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Grünes Licht werde aber ausschließlich auf der Basis medizinisch-wissenschaftlicher Erkenntnisse erteilt, so Hahn, keinesfalls nach politischen Nützlichkeitserwägungen. Ein Beratungs-Komitee der FDA wird sich am 22. Oktober mit dem Stand der Impfstoff-Entwicklung beschäftigen und möglicherweise eine erste Genehmigung erteilen. Zum Auftakt ist laut CDC an die Verteilung von zwei Millionen Impfdosen gedacht.
Coronavirus: Drei Impfstoffe in den USA in der Testphase
Empfängerkreis? Noch unklar. Bis Ende November soll bis zu 20 Millionen Einheiten folgen. Derzeit sind drei Impfstoffe in den USA in der dritten und entscheidenden Testphase: Der britisch-schwedische Pharmakonzern AstraZeneca entwickelt ein Mittel mit der Oxford Universität. Dazu kommen die Firmen Moderna aus dem US-Bundesstaat Massachusetts und ein Produkt des US-Herstellers Pfizer, der mit der deutschen Firma BioNTech kooperiert.
Experten in US-Medien warnen das Weiße Haus davor, die FDA wie schon bei der Notfallgenehmigung für das Malaria-Mittel Hydroxychloroquin unter Druck zu setzen. Hintergrund: Das von Präsident Trump mehrfach massiv gelobte Mittel war im Juni zugelassen worden. Als sich lebensbedrohende Nebenwirkungen einstellten, zog die FDA ihr Okay wenige Wochen später zurück.
Bei einem Impfstoff, so hatte es bis zuletzt Trumps Chef-Virologe Dr. Anthony Fauci betont, dürfe sich der Staat gerade beim Start keinen Fehler erlauben, der auf möglicherweise überhastete Prüfverfahren zurückgehe. Hintergrund: Die Abneigung vor Impfungen ist in Amerika ungeachtet der Corona-Krise groß.
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Vor allem unter republikanischen Wählern gibt es viele kategorische Impf-Gegner. Fauci setzte abseits der Impf-Thematik nach überstandener Operation an den Stimmbändern einen anderen Akzent. Er sagte am Mittwoch, das aktuelle Niveau von täglich 40.000 Neuinfektionen in Amerika sei „inakzeptabel hoch”. Die Zahl müsse auf 10.000 und „hoffentlich noch weniger” gedrückt werden. Dies gehe aber nur, wenn die elementaren Regeln des Abstandhaltens und Maskentragens von der Mehrheit eingehalten würden.
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Labor Day: Mediziner warnen vor großer Ansteckungsgefahr
Fauci und andere Mediziner warnten mit Blick auf das am Freitag beginnende Feiertags-Wochenende um den „Labor Day” am 7. September vor Ansteckungsgefahren bei größeren Menschenaufläufen. Als warnendes Beispiel gilt das Motorrad-Fan-Treffen von Sturgis/South Dakota, wo bis Mitte August rund 400.000 Biker zusammenkamen.
Bisher wurden 260 Infektionen gemeldet. In dieser Woche verstarb ein älterer Motorrad-Freak aus Minnesota an den Folgen des Coronavirus, den er sich in Sturgis eingefangen hatte.
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