Ruhrgebiet. . Der ADAC zählt 486.000 Kilometer Stau im Jahr 2018 auf Autobahnen. Das Land 103.000 Kilometer. Es geht um unterschiedliche Zähl- und Sichtweisen

Alles wird besser auf den Autobahnen, sagt das Verkehrsministerium. Alles wird schlimmer, der ADAC. So weit, so erwartbar, man hat ja seine Interessen.

Auch interessant

So lesen sich zumindest zwei Staubilanzen der Autobahnen in Nordrhein-Westfalen, die einander auf lachhafte Weise widersprechen: Das Land zählt im Jahr 2018 eine Abnahme auf gut 103.000 Kilometer Stau, der ADAC eine Zunahme auf fast 486.000 Kilometer Stau. Mehr als das Vierfache. Nur gut, dass Zahlen nicht lügen.

Vor einem Jahr ein erstes Gespräch

Vor etwa einem Jahr haben das Verkehrsministerium und der Autofahrerverband sich schon einmal zusammengesetzt zum Gespräch, denn damals schon war der Unterschied der Zahlen für 2017 fast ebenso groß. Man konnte sich abschließend zumindest darauf einigen, sich nicht auf eine Zählmethode einigen zu können.

Auch Sperrungen für Bombenentschärfungen führen immer wieder zu langen Staus, wie hier in Bochum.
Auch Sperrungen für Bombenentschärfungen führen immer wieder zu langen Staus, wie hier in Bochum. © Ingo Otto

Das Land etwa wertet die Daten von rund 2500 Messschleifen in den Autobahnen aus. „Wenn eine für länger als fünf Minuten eine mittlere Geschwindigkeit von 35 misst, gehen wir von einer Staulage aus“, heißt es. Um in die Bilanz zu rutschen, müsse dieser Stau mindestens 1000 Meter lang sein.

„1300 Kilometer auch an Wochenenden“

Zur Zählweise des ADAC wollte das Ministerium sich nicht äußern, brach aber die Angaben des ADAC herunter: Sie würden täglich 1300 Kilometer Stau bedeuten, „auch an Wochenenden, Feiertagen und in den Ferien“. Es verwies zudem auf einen Bericht, der zumindest andeutet, der Verband zähle denselben Stau mehrfach, etwa zu jeder vollen Stunde, und addiere diese Zahlen.

Auch interessant

Ein Sprecher des ADAC verwahrte sich entschieden dagegen. Jeder Stau werde nur einmal „in seiner längsten Ausprägung“ gezählt. Neben den Messschleifen nutze der Verband Millionen mobile Daten von Lastern, Navigationsgeräten und Stau-Apps. So würden auch Staus zwischen zwei Messschleifen erfasst. Zudem ist der Stau für den ADAC schneller als für das Land: schon von Tempo 40 abwärts.

500 Kilometer Stau zugleich gelten als Spitzenwert

Und beim WDR-Verkehrsstudio gelten gleichzeitige Staus von über 500 Kilometern Gesamtlänge in NRW als rare Spitzenwerte. Sie können aber morgens und abends auftreten.

Was tun in der verfahrenen Lage? Im März treffen sich Ministerium und ADAC zu einem Gespräch.