Düsseldorf/Essen. . Stephan Holthoff-Pförtner, eine der ungewöhnlichsten Persönlichkeiten im Kabinett von Ministerpräsident Laschet, wird am 5. Oktober 70 Jahre alt.
Es ist noch keine acht Uhr, als Stephan Holthoff-Pförtner an einem Morgen Anfang September auf dem Dach des israelischen Verteidigungsministeriums steht und den Blick über Tel Aviv schweifen lässt. Diese pulsierende Strand-Metropole mitten im Nahost-Konflikt. „Irre“, sagt Holthoff-Pförtner dann gern. Er war schon zigmal in Israel, doch das Staunen hat er sich bewahrt.
Es sind Momente wie diese, in denen sich die oft gestellte Frage von selbst beantwortet, warum er sich das alles noch antut: Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten sowie Internationales in der Landesregierung von Ministerpräsident Armin Laschet (CDU), Auslandsreisen im Wochenrhythmus, Auskunftspflichten gegenüber dem Landtag, nicht enden wollende Sitzungen, Aktenberge.
1980 gründete Holthoff-Pförtner seine Kanzlei in Essen
Am heutigen 5. Oktober wird Holthoff-Pförtner 70 Jahre alt. Auch ohne Ministeramt hätte er mehr unternommen, als in zwei Berufsleben passt. Nach Studium und Referendariat gründete er 1980 in Essen eine schnell wachsende Anwaltskanzlei. Nebenher schulterte der promovierte Jurist mit einer Entwicklungsfirma Großprojekte in der Immobilienbranche. Anfang der 90er-Jahre wurde er von Gisela Holthoff adoptiert, einer der vier Töchter des WAZ-Mitbegründers Jakob Funke. Fortan engagierte sich Holthoff-Pförtner im Verlagsgeschäft und hält heute selbst 16,7 Prozent der Funke Mediengruppe, in der auch diese Zeitung erscheint.
Der bestens vernetzte Holthoff-Pförtner war immer ein politischer Mensch. Er saß in den 80er-Jahren für die CDU im Essener Rat, scheint aber bis heute an den Reflexen der Parteipolitik zu leiden. Ausdruck seines Politikverständnisses ist eher das „Politische Forum Ruhr“, das er vor fast 30 Jahren gründete und zu einer der bundesweit wichtigsten Plattformen dieser Art machte. „Menschen treffen, Meinungen hören, Erfahrungen machen“, hat er mal sein Credo umrissen.
Ruhrkonferenz ist eines seiner Hauptthemen
Stephan Holthoff-Pförtner ist ein „Essener Junge“ durch und durch, ein Stadtpatriot im besten Sinne, der bei aller Weltläufigkeit seiner Heimat eng verbunden blieb. Geboren wurde er 1948 als Spross einer im Traditionsstadtteil Rellinghausen verwurzelten Familie, die einst in der Verwaltung des dort früher ansässigen Stiftes eine Rolle spielte. Im 1782 erbauten, vom Urgroßvater ererbten und großzügig erweiterten Fachwerkhaus im alten Rellinghauser Ortskern lebt er noch heute.
Mit Ministerpräsident Laschet verbindet ihn die Freude an Selbstironie und das Interesse an einer gesellschaftlich liberalen, der sozialen Marktwirtschaft und dem christlichen Menschenbild verpflichteten CDU. Nach Debatten um mögliche Interessenkonflikte gab Holthoff-Pförtner seine Minister-Zuständigkeit für den Medienbereich 2017 schnell wieder ab. Europa und die „Ruhrkonferenz“ sind seither seine Hauptthemen.
Prägend war die anwaltliche Vertretung Helmut Kohls. Aus einem Mandat in der CDU-Spendenaffäre wurde Freundschaft. Manches aus dem Erfahrungsschatz des Altkanzlers hilft Stephan Holthoff-Pförtner heute in seiner späten Karriere als Berufspolitiker. Zum Beispiel: „Helmut Kohl war ein ungeduldiger Mensch, der aber wusste, dass man in der Politik viel Beharrlichkeit braucht.“