Bottrop. . NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU), hat mit seinem Vater die Zeche Prosper-Haniel in Bottrop besucht. Vater Heinz war selbst Steiger.
Die Grubenfahrt gehörte über Jahrzehnte zu den Pflichtterminen nordrhein-westfälischer Ministerpräsidenten. Die Archive sind gut gefüllt mit Fotos, die von Johannes Rau bis Hannelore Kraft noch jeden Regierungschef in Steigerkluft zeigten. Kohlestaub im Gesicht, Grubenlampe auf dem Helm, Glück auf. Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) polstert das Ritual nun sogar zum Familienausflug aus. Er will damit kurz vor Ende des deutschen Steinkohlebergbaus Signale in zwei aktuellen politischen Debatten setzen.
Laschet geht am Montag in Bottrop auf Zeche Prosper-Haniel mit Vater Heinz, seiner Frau Susanne und Bruder Remo unter Tage. Außerdem sind Integrationsstaatssekretärin Serap Güler und deren Vater sowie RAG-Stiftungschef Bernd Tönjes und neun Kumpel mit Migrationshintergrund dabei.
Ende dieser Technik stimmt Vater Laschet traurig
Laschets Vater war bis 1968 Steiger auf Zeche Anna in Alsdorf, bevor er im „Mikater“-Programm zum Grundschulrektor weitergebildet wurde. Heinz Laschet ist heute 84 Jahre alt. Ob er so eine Grubenfahrt noch durchhalte, hatte Sohn Armin gefragt. Nun steht Heinz Laschet nach drei Stunden und mehreren Kilometern Wegstrecke auf Sohle 7, 1200 Meter unter der Erde. Er sagt, dass es ihn „traurig stimmt, dass diese Technik zu Ende geht“.
Wie er neben seinem Sohn, dem Ministerpräsidenten steht, glaubt man es. „Wer einmal Bergmann war, der bleibt es sein ganzes Leben“, sagt er. Die umstehenden Kumpel applaudieren. „Wir haben uns von Bergmann zu Bergmann sofort gut verstanden“, findet RAG-Stiftungschef Tönjes. Armin Laschet wollte seinem Vater mit dieser Grubenfahrt wohl eine Freude machen. Einerseits. „Der Bergbau hat unsere Familie geprägt wie Millionen andere im Ruhrgebiet auch“, sagt er. Seine Frau habe beim Abendbrot, wenn er selbst unterwegs war, so viele Geschichten von der Zeche gehört. Doch es gibt ein Leben nach dem Bergbau, das soll wohl auch der Besuch von Heinz Laschet symbolisieren.
Nach drei Stunden auf Sohle 7
Der Ministerpräsident ist auch gekommen, um den sogenannten Gastarbeitern und ihren Nachfahren „für den Beitrag zum Wirtschaftswunder zu danken“. Er denke „1200 Meter unter der Erde nicht an Horst Seehofer“, behauptet Laschet auf Sohle 7. Doch das ist wahrscheinlich geflunkert. Denn die Behauptung des Bundesinnenministers, Migration sei „die Mutter aller Probleme“ hat er als Verrat an der Lebensleistung gerade der Kohlekumpel begriffen.
Deswegen begleitet Laschet auch der Vater von Integrationsstaatssekretärin Serap Güler, den zwei Kumpel stützen müssen. Er kam 1963 als Gastarbeiter aus Anatolien ins Ruhrgebiet und schuftete auf Zeche Auguste Victoria in Marl. Seine Frau ging putzen. Die Tochter machte Abitur, studierte, trat in die CDU ein und machte Karriere. „Die Tugenden und den Zusammenhalt der Bergleute müssen wir bewahren“, sagt Laschet.
Bei Leuten wie Abdelali Zalmate trifft er damit einen Nerv. Dessen Vater wurde 1964 aus Marokko für den Bergbau angeworben. Er selbst kam in Deutschland zur Welt, lernte Maschinenschlosser und ging auf den „Pütt“. 28 Jahre und vier Zechen hat er nun hinter sich. Jetzt bleibt der Vorruhestand. Mit 47. „Als Gastarbeiter“, sagt er, „habe ich mich hier nie gefühlt.“