Wer früher an Armin Laschet dachte, der hatte einen rheinischen Schmusebären vor sich: einen duften Typen, nett, ein bisschen wurschtig; einen, vor dem man sich nicht fürchten, den man aber auch nicht ernst nehmen musste. Selbst als er Ministerpräsident des wichtigsten Bundeslandes wurde, gehörte er wohl noch zu den am meisten unterschätzten Politikern Deutschlands. Inzwischen wird überraschend deutlich, dass der Mann nicht nur die Befähigung zu Höherem hat. Er ist womöglich der Einzige, der eines Tages nach der ganzen Macht greifen kann. Laschet ist derzeit der logischste politische Haupterbe der Bundeskanzlerin.
Wer früher an Armin Laschet dachte, der hatte einen rheinischen Schmusebären vor sich: einen duften Typen, nett, ein bisschen wurschtig; einen, vor dem man sich nicht fürchten, den man aber auch nicht ernst nehmen musste. Selbst als er Ministerpräsident des wichtigsten Bundeslandes wurde, gehörte er wohl noch zu den am meisten unterschätzten Politikern Deutschlands. Inzwischen wird überraschend deutlich, dass der Mann nicht nur die Befähigung zu Höherem hat. Er ist womöglich der Einzige, der eines Tages nach der ganzen Macht greifen kann. Laschet ist derzeit der logischste politische Haupterbe der Bundeskanzlerin.
Ohne aktiv nach der politischen Marktlücke zu suchen, besetzt er seit Jahren genau eine solche: Er ist der personifizierte liberale Katholizismus innerhalb der Unionsparteien. Seine Lebensthemen sind das offene, friedliche Europa und die Integration von Eingewanderten. Wenn er in einem Festakt zum Ende des Steinkohlebergbaus herausstreicht, wie „Gastarbeiter“ zu Kumpel wurden, dann passt das, dann ist er ganz bei sich. Vor diesem Hintergrund ist auch Laschets ausgeprägte Loyalität zu Angela Merkel und ihrer Flüchtlings- und Europapolitik zu sehen. Laschet geht es ganz offensichtlich weniger ums Kalkül (wobei man das bei einem Spitzenpolitiker nie ausschließen darf) als um Haltung, wenn er Merkel immer wieder verteidigt. Da ist er authentisch, verlässlich, konsequent. Das wirkt.
Ein Kommentator bezeichnete Laschet jüngst als „Ein-Mann-Leibgarde“ Merkels. Das geht sicher zu weit. Auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzung mit CSU-Chef Horst Seehofer sprangen ihr etwa auch die Ministerpräsidenten Hessens und Schleswig-Holsteins, Volker Bouffier und Daniel Günther, bei. Während Bouffier jedoch keine bundespolitischen Ambitionen (mehr) hat, ist Günther noch zu grün hinter den Ohren.
Hinzu kommt CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer (AKK), die nur deshalb ihr Amt als saarländische Ministerpräsidentin aufgegeben hat, um Merkel als Kanzlerin zu folgen. In der CDU gilt es jedoch als immer unwahrscheinlicher, dass es dazu kommt. AKK kommt aus Merkels Schatten einfach nicht heraus. Sie wirkt blass. Bliebe noch der profilierteste Gegenentwurf zu Merkel, der selbst ernannte Anführer der Konservativen, Jens Spahn. Aber kann man sich das wirklich vorstellen: einen machthungrigen Polarisierer als Kanzlerkandidat der im Kern noch immer harmoniesüchtigen CDU?
Bei den Christdemokraten geht die Angst um, dass sie wie die SPD ihren Status als Volkspartei verlieren. Armin Laschet hat sich schon einmal als Trümmermann bewährt. Er hat den CDU-Landesverband aufgebaut und in die Regierung geführt, nachdem sein Vorgänger Nobert Röttgen alles so vor die Wand gefahren hatte, dass wenig Hoffnung blieb.
Da kann man schon einmal über die eine oder andere handwerkliche Schwäche Laschets hinwegsehen, die freilich auch deutlich wurde im ersten Jahr seiner schwarz-gelben Regierung. Sein Krisenmanagement in der Hacker-Posse rund um Ex-Ministerin Christina Schulze Föcking und zuletzt in der Affäre zur Abschiebung des Islamisten Sami A. war, nun ja, verbesserungswürdig.
Kann Laschet wirklich Kanzler? In Israel etwa scheint man das zu glauben. Der Regierungschef, die Oppositionsführerin und sogar der Staatspräsident nahmen sich Zeit für den NRW-Ministerpräsidenten, als er kürzlich in Jerusalem war. Diese Ehre wird nicht jedem Besucher zuteil. Laschet trat staatsmännisch auf. Er musste sich, wie gewohnt, nicht verstellen.