Essen. . Über sie wurde lange diskutiert - jetzt nimmt die Ruhrkonferenz Fahrt auf. Sie soll entscheidende Impulse für die Zukunft des Reviers setzen.

NRW feiert an diesem Wochenende in Essen seinen 72. Landesgeburtstag und richtet dabei den Blick fest aufs Ruhrgebiet. Zum Auftakt des „NRW-Tags 2018“ und zum Start in die Ruhrkonferenz traf sich die komplette Landesregierung am Freitag auf dem Weltkulturerbe-Gelände Zollverein. Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) gab seinen Ministern den Auftrag, sich intensiv um das Revier zu kümmern, damit die Region wieder „erfolgreich“ und „wettbewerbsfähig“ werde.

„NRW kann nur stark sein, wenn das Ruhrgebiet stark ist“, sagte Laschet. Blühenden Metropolregionen gehöre die Zukunft im weltweiten Wettbewerb. „Die Städte und Gemeinden an Ruhr, Emscher und Lippe haben das Zeug dazu, in dieser Liga mitzuspielen“, versicherte der Regierungschef. Mit der Ruhrkonferenz beginne nun „etwas Neues“. Die Landesregierung rief dazu 20 „Themenforen“ ins Leben, die sich mit allem beschäftigen sollen, was den Revierbürgern wichtig ist – zum Beispiel mit Verkehr, Bildung, Sicherheit, Gesundheit, Umwelt und Energie. Die Ruhrkonferenz besteht nicht aus einem einzigen großen Treffen, sie ist als dauerhafte Ideenschmiede angelegt.

„Essen war mal Motor des Wirtschaftswunders“

Essen ist zum ersten Mal Gastgeber eines Landes-Geburtstagsfests. Der „NRW-Tag“ soll am Samstag und Sonntag Zigtausende Bürger in die Stadt locken. Armin Laschet rühmte die Industriegeschichte Essens und seine historische Leistung. „Dieser Ort, diese Stadt war mal der Motor des deutschen Wirtschaftswunders“, sagte er. In dem Jahr, in dem die letzte Zeche im Ruhrgebiet stillgelegt wird, müsse sich der Blick aber nach vorne richten. Als gutes Indiz wertete die Landesregierung, dass die Arbeitslosenquote in der Region erstmals seit 1980 wieder einstellig sei.

Fünf Großkonzerne aus dem Revier – Eon, Evonik, Hochtief, RWE und Thyssenkrupp – stellten zusammen mit dem Regionalverband Ruhr ihre neue „Zukunftsinitiative“ für das Revier vor. Evonik-Chef Christian Kullmann und die anderen Top-Manager bekannten sich zu ihrer „Heimat Ruhrgebiet“.

Der Ort, an dem die Ruhrkonferenz Fahrt aufnimmt, könnte symbolträchtiger kaum sein. In Sichtweite des Zollverein-Förderturms, im futuristischen Sanaa-Gebäude, rief NRW-Ministerpräsident Armin Laschet am Freitag seine Ministerinnen und Minister zusammen. Von hier sollte ein Signal ausgehen für ein starkes, ein wettbewerbsfähiges Ruhrgebiet.

Der Sanaa-Bau gilt als Meisterwerk der Baukunst, ist aber teils bereits sanierungsbedürftig. Die Parallelen zum Ruhrgebiet sind offenkundig. Und weil die Region schon Ruhrkonferenzen erlebt hat, aber nach wie vor kriselt, soll diese ganz anders werden. Nicht ein großes Treffen, sondern viele kleine Runden mit neuen Ideen. Nicht eine Handvoll Experten und Politiker, sondern effiziente Teams mit Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur.

Die Führungspitze

Kopf und Koordinator der Ruhrkonferenz ist der Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Stephan Holthoff-Pförtner (CDU). In einem Beirat stehen ihm die DGB-Landeschefin Anja Weber, Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck sowie Unternehmerpräsident Arndt G. Kirchhoff zur Seite. Eine solche Teambildung hat Tradition. Bei einer der Vorgänger-Ruhrkonferenzen gehörten der damalige Ruhrbischof Franz Hengsbach und der Top-Manager Alfred Herrhausen zu den Hauptakteuren.

Die Foren

Anführer der 20 sogenannten Themenforen rund um das Ruhrgebiet sind jene Minister und Staatssekretäre, die für diese Themen zuständig sind. Sie werden unterstützt von bekannten Frauen und Männern aus dem Ruhrgebiet. So kümmern sich als „Tandem“ Arbeits- und Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU) und Thyssenkrupp-Personalvorstand Oliver Burkhard um das Forum „Zukunftswert Arbeit“.

Ein Überblick über weitere Foren: Chancen, Vielfalt, Aufstieg: Integrationsminister Joachim Stamp (FDP) und Suat Yilmaz, Chef der Koordinierungsstelle Kommunale Integrationszentren.

Innovationen im Ruhrgebiet: Finanzminister Lutz Lienenkämper (CDU) und Eckhard Forst, Chef der NRW-Bank.

Bekämpfung der Clan-Kriminalität: Innenminister Herbert Reul (CDU) und Frank Richter, Polizeipräsident Essen/Mülheim.

Energiewende und Klimaschutz: Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) und Eon-Chef Johannes Teyssen.

Unterricht sichern: Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) und Ulrich Radtke, Rektor der Uni Duisburg-Essen.

Heimat Ruhr – wie wollen wir morgen leben? Heimatministerin Ina Scharrenbach (CDU) und Hildegard Müller, Vorstand Innogy SE.

Rechtsstaat stärken: Justizminister Peter Biesenbach (CDU) und Anne Heselhaus-Schröer, Polizeipräsidentin Gelsenkirchen.

Mobilität: Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) und Bahn-Vorstandsmitglied Ronald Pofalla.

Weitere Foren sind „Grüne Infrastruktur“, „Künstler-Metropole Ruhr“und „Medien/Demokratie“.

Die Bürger

Heute startet eine Online-Befragung, bei der Bürger sagen können, was sie sich von der Ruhrkonferenz versprechen. Die Adresse: www.dialog.ruhr-konferenz.nrw