Essen. . Das Handwerk fühlt sich im Revier nicht angemessen berücksichtigt. Das machten Vertreter der Handwerkskammern bei einem Besuch der WAZ klar.

Im Vorfeld der für den Herbst geplanten Ruhrkonferenz und dem Abschied von der Steinkohleförderung fordert das Handwerk eine „grundsätzliche Neuausrichtung der Strukturpolitik“. Die Metropole Ruhr müsse sich aus ihrer Abhängigkeit von großen Konzernen lösen und künftig „vor allem auf kleine und mittlere Unternehmen“ setzen, heißt es in einem Positionspapier der elf Kreishandwerkerschaften und der drei für das Ruhrgebiet zuständigen Handwerkskammern.

Mit mehr als 280 000 Beschäftigten, rund 45 000 Betrieben und einem Jahresumsatz von zuletzt 27,3 Milliarden Euro spiele das Handwerk längst „auf Augenhöhe mit der Industrie“. „Unsere Kraft wird aber nicht nach außen sichtbar“, sagte Berthold Schröder, Präsident der Handwerkskammer Dortmund, beim gemeinsamen Redaktionsbesuch mit seinen Amtskollegen Andreas Ehlert (Düsseldorf) und Josef Trendelkamp, Vizepräsident in Münster.

Gegen die Pläne für einen sozialen Arbeitsmarkt

Ein Grund für die schwache Wahrnehmung des Handwerks im Revier sei, dass es im Vergleich zum übrigen NRW hinterher hinke. Gemessen an der Größe der Bevölkerung sei das Handwerk im Revier mit weniger Unternehmen, Beschäftigten und Auszubildenden vertreten. Daher seien Impulse nötig, Schulabsolventen Mut zu machen, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen.

Scharf kritisieren die Spitzenvertreter des Handwerks die Pläne der Bundesregierung, in ausgewählten Städten einen sozialen Arbeitsmarkt zu schaffen. „Das wird ein kostspieliger Schuss in den Ofen“, sagte der Düsseldorfer Präsident Ehlert. „Ein öffentlich geförderter Beschäftigungssektor zementiert soziale Abhängigkeit, Qualifizierung muss auf den Arbeitsmarkt führen.“

Wegen des Baubooms und des Fachkräftemangels müssen Kunden derzeit länger auf Handwerker-Termine warten und zum Teil mehr für die Dienstleistungen bezahlen. „Im Baubereich ziehen die Preise wegen gestiegener Kosten an“, sagt Trendelkamp. „Die Mehrheit der Baubetriebe hat die Preise aber trotz blendender Auftragslage stabil gehalten.“