Frankfurt/Main. Mit ihrem Konzept "Bildungssparen" hat Annette Schavan (CDU) teils heftige Kritik ausgelöst. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft hält gar nichts von den Plänen der Ministerin. Das Modell sei sozial ungerecht und benachteilige Geringverdiener und Hartz-IV-Empfänger.
Der Vorstoß von Bildungsministerin Annette Schavan für ein sogenanntes Bildungssparen nach dem Prinzip des Bausparens hat ein gespaltenes Echo ausgelöst. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) bezeichnete das Konzept am Montag als «sozial ungerecht». Der niedersächsische Wissenschaftsminister Lutz Stratmann (CDU) signalisierte grundsätzlich Zustimmung. Ebenso wie der Verband Bildung und Erziehung (VBE) verwies er aber darauf, dass Bildungsabschlüsse noch immer im Wesentlichen vom sozioökonomischen Hintergrund der Eltern abhingen.
Schavan hatte am Wochenende in der «Rheinischen Post» für ein sogenanntes «Bildungssparen» geworben. Im schwarz-gelben Koalitionsvertrag ist die Rede von einem «Zukunftskonto» mit einem Startguthaben von 150 Euro, das der Staat für jedes Kind einrichtet und auf das Eltern und Verwandte weiter einzahlen sollen.
«Das sogenannte Bildungssparen ist sozial ungerecht und benachteiligt Geringverdiener und Hartz-IV-Empfänger», kritisierte der GEW-Vorsitzende Ulrich Thöne. Die Bildungsgewerkschaft rügte, dass Schavans Vorhaben vor allem einkommensstärkeren Familien nutze. Denn diejenigen, die über wenig Geld verfügten, hätten auch keines übrig, um für Bildung zu sparen.
"Mit 150 Euro ist durchaus was zu machen"
Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) begrüßte den Vorstoß Schavans grundsätzlich. In einem Interview des Saarländischen Rundfunks sagte der stellvertretende Vorsitzende Klaus Wenzel: «Wir glauben auch, dass mit 150 Euro durchaus was zu machen ist». Das Hauptproblem sei jedoch, dass Bildungsabschlüsse noch immer wesentlich vom sozioökonomischen Hintergrund der Eltern abhingen. Bei wohlhabenden Eltern sei die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass das Kind nach der vierten Klasse ins Gymnasium komme, Abitur mache und schließlich studieren könne.
Der niedersächsische Minister Stratmann erklärte im NDR, Schavan habe beim Bildungssparen zumindest ihn und die niedersächsische Landesregierung an ihrer Seite. Auch ihre Initiative zur Erhöhung des Bafögs sei unterstützenswert. Die größte Herausforderung sei jedoch weiter, wie man es schaffe, «mehr bildungsferne Schichten an die Universitäten zu bekommen».
Schavan bekräftigte derweil ihre Pläne für die Einführung des Bildungssparens. Das, was beim Bausparen möglich sei, könne auch auf die Bildung übertragen werden, sagte die CDU-Politikerin im ARD-Morgenmagazin. Die Kritik wies Schavan zurück. Menschen, die sich dieses Sparen nicht leisten könnten, würden Bafög bekommen.
Schavan verspricht Verbesserungen an Unis
Zugleich versprach die Ministerin Verbesserungen an den Universitäten. Überfüllte Hörsäle und überfrachtete Studiengänge sollen nach ihrer Ansicht künftig der Vergangenheit angehören. Darüber hinaus seien häufig die Voraussetzungen für genügend Mobilität noch nicht hergestellt.
Der Bundesgeschäftsführer der Linken, Dietmar Bartsch, forderte die Bundesregierung angesichts der jüngsten Studentenproteste zum Handeln auf. Schavan habe die Proteste zumindest zum Teil als berechtigt angesehen, dies müsse sich nun auch im Regierungshandeln zeigen. Seine Partei strebe die Gebührenfreiheit von der Kita bis zur Hochschule an.
Bundesländer ohne Studiengebühren können einer Studie zufolge junge Bildungswillige hinzugewinnen. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). Während Länder ohne Studiengebühren Wanderungszugewinne verbuchen könnten, müssten Bundesländer mit Studiengebühren eher Verluste hinnehmen. (ap)