Essen. . Die Universität Duisburg-Essen eröffnet ein neues Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung. Acht Professoren-Stellen werden angesiedelt.
Er war nicht eingeladen, nicht einmal sein Name wurde genannt. Dennoch war der neue US-Präsident bei der feierlichen Eröffnung des neuen Interdisziplinären Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (Inzentim) an der Uni Duisburg-Essen gegenwärtig. „Wenn jemand Mauern baut und die Schließung von Grenzen für bestimmte Religionsgemeinschaften verfügt, geht uns das etwas an“, sagte Uni-Rektor Ulrich Radtke vor mehr als Hundert geladenen Gästen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Radtke beklagte in deutlichen Worten die wachsende Skepsis gegen „die Eliten“, Forschung und Weltoffenheit. Fundierte Analyse werde von „alternativen Fakten“ verdrängt. „Das ist ein Frontalangriff auf die Wissenschaft“, sagte er.
130 Nationen sind an der Uni Duisburg-Essen vertreten
55.000 Menschen aus 130 Nationen arbeiten an der Uni Duisburg-Essen und dem Klinikum, die Uni habe viel Erfahrung mit Zuwanderung und profitiere davon. „Wir müssen die Lufthoheit über den Stammtischen wiedergewinnen“, formulierte Radtke markig. Daher sei es jetzt wichtig, verständliche Antworten auf komplexe Fragen zu finden.
Genau diesem Ziel verpflichtet sich das neue Forschungszentrum. Dass Integration sich nicht von selbst vollzieht, ist mittlerweile eine Binsenweisheit. Was ist dafür nötig, fremde Menschen einzubinden, welche Bedingungen müssen geschaffen werden für Bildungsteilhabe und beruflichen Erfolg?
Auch die Städte erhoffen sich von der Forschungsarbeit praxisnahe Antworten. 60 Wissenschaftler stellen sich derzeit an der Uni Duisburg-Essen dieser Aufgabe, in dem Zentrum sollen ihre Forschungsfelder nun gebündelt und ausgebaut werden. Insgesamt acht Professoren-Stellen werden angesiedelt, darunter sind drei Stiftungsprofessuren, wovon eine für „Migration und Teilhabe“ durch das Land NRW finanziert wird.
Haniel-Chef Gemkow: „Wir brauchen Zuwanderung“
Dass auch die Wirtschaft das Thema bewegt, zeigt das Engagement ansässiger Unternehmen. Die Professur für „Interkulturelle Psychologie“ wird von der Evonik Stiftung finanziert. „Vielfalt und Toleranz sind Kernthemen für uns“, betonte der Evonik-Chef Klaus Engel. Verständnis fördere die internationale Zusammenarbeit.
Eine weitere Professur für „Entrepreneurship und Migration“ geht auf das Konto des Haniel-Konzerns; sie befasst sich mit den Gründungs- und Managementaktivitäten von Einwanderern. „Über 200.000 selbstständige Migranten geben zwei Millionen Menschen Arbeit“, betonte Haniel-Chef Stephan Gemkow die Bedeutung des Themas. Es sei ein „Gebot der Vernunft“, sich um Integration zu bemühen, „wir brauchen diese Menschen, wir brauchen Zuwanderung“, sagte Gemkow. Und keine Mauern.