Essen. . Ribene Ngwanguata kam mit sieben Jahren als Flüchtling nach Deutschland. Heute geht der 21-Jährige zur Uni und spielt Fußball in der Oberliga.

  • Ribene Ngwanguata (21) stammt aus dem Kongo. Seine Familie flüchtete nach Deutschland als er sieben war
  • Talentscouts von RWE wurden auf den Jungen aufmerksam. Erster Fußballer im Tanz- und Sportinternat
  • Ribene schaffte es aufs Gymnasium, machte Abitur. Heute geht er zur Uni. Seinen Traum lebt er weiter

„Ich sehe dich eher in Oxford als in der Nationalmannschaft“, scherzte Horst Melzer bei unserem letzten Treffen zu seinem Schützling Ribene Ngwanguata. Vier Jahre sind seitdem vergangenen. Aus dem schüchternen Jungen, der mit sieben Jahren als Bürgerkriegsflüchtling nach Deutschland kam, ist ein selbstbewusster junger Mann geworden, der seine Chancen genutzt hat und der seinen Weg geht.

Rückblick: Die Flucht aus Ribenes Heimat, der Demokratischen Republik Kongo, endet für die Familie in Xanten am Niederrhein. Ribene lebt sich ein, spielt leidenschaftlich gerne Fußball beim TuS Xanten, wo er Talentsuchern von Rot-Weiss Essen auffällt. Ribene ist 14, als er an die Hafenstraße wechselt. Viel mehr als ein Schokoticket kann der Traditionsverein ihm nicht bieten. Ribene pendelt drei Mal die Woche nach Essen. Wie so viele in seinem Alter träumt er von einer Karriere als Fußballer.

In der Schule lassen seine Leistungen nach. Die Doppelbelastung, die langen Fahrten zum Training sind zu viel für den Heranwachsenden. Als ihm eines Abends auf der Heimfahrt ein Unbekannter ein Messer unter die Nase hält und sein Handy verlangt, zieht RWE die Notbremse. Der Sportliche Leiter, Andreas Winkler, klopft bei Horst Melzer im Tanz- und Sportinternat in Rüttenscheid an: Ob er ein Zimmer frei hat? „Warum nicht auch mal einen Fußballer“, fragt sich der erfahrene Olympiatrainer und Geschäftsführer des Hauses. Melzer erkennt schnell: „Der Junge sucht seine Chance.“ Er soll sich nicht täuschen.

Nein, Ribene Ngwanguata studiert heute nicht in Oxford und spielt auch nicht in der Nationalmannschaft. Dennoch hat er seine ganz persönliche Erfolgsgeschichte geschrieben. In Essen schafft er mit Fleiß den Sprung von der Elsa-Brandström-Realschule aufs Gymnasium. „Ich wusste, dass es hart wird“, erzählt er im Rückblick. Sein Abitur baut er mit einem Notenschnitt von 2,9 und ist „überglücklich“. Seine Familie ist stolz wie Oskar.

„Ich wusste, dass es hart wird.“

Heute studiert Ribene an der Universität Duisburg-Essen Französisch und Sport auf Lehramt. Zwei Mal pro Woche gibt er Flüchtlingen Deutschunterricht und hilft bei Bedarf im Internat bei den Hausaufgaben. Mittlerweile wohnt Ribene ganz in der Nähe.

Zum Training hat er es nicht weit. Ribene spielt beim ETB Schwarz-Weiß Essen in der Oberliga. Seinen Traum von der Profi-Karriere hat er noch längst nicht ausgeträumt. Die Nationalspieler Jerome Boateng und Joshua Kimmich sind seine Vorbilder. „Der ist so alt wie ich.“

Vielleicht geht da noch was. „Ich würde als Fußballer gerne noch einen Schritt nach vorne machen.“

Im Idealfall spielen Sport und Bildung Doppelpass. Wichtig ist nicht nur auf’m Platz, sagt Horst Melzer. Wichtiger sei, dass die jungen Menschen zu Persönlichkeiten heranreifen, was in Ribenes Fall zweifellos gelungen sei. „Er hat Hilfe angenommen, und jede Chance, die sich im geboten hat, genutzt.“ Der 21-Jährige gibt sich lieber bescheiden. „Ich hatte das Glück, die richtigen Menschen zu treffen.“

„So schnell wie möglich Deutsch lernen“

Was er Jungen, mit auf den Weg geben würde, die wie er als Flüchtling nach Deutschland gekommen sind? „So schnell wie möglich Deutsch lernen. Das ist das allerwichtigste.“ Alles Weitere hängt auch von einem selbst ab. Ja, Glück gehört dazu. Und Menschen, die einem offen begegnen.

Dass sich die Stimmung gegenüber Flüchtlingen in diesem Jahr gedreht hat, spürt Ribene Ngwanguata am eigenen Leib. Dass jemand wegen seiner dunklen Hautfarbe dumme Bemerkungen macht, das habe er auch früher schon immer wieder mal erlebt, erzählt er. In letzter Zeit komme so etwas leider häufiger vor. Er schaltet dann auf Durchzug, tut so, als hätte er nichts gehört. Er hoffe, dass sich die Zeiten wieder zum Besseren wenden. Damit auch andere eine Chance bekommen, so wie er.