Essen. . Ein besonderes Angebot der Uni Duisburg-Essen für Kinder und Jugendliche aus Kriegs- und Krisengebieten: Sprachvermittlung mit Sport.

Sprache lernt man nicht nur mit Büchern, sondern Pädagogen reden oft von „Sprach-Anlässen“, die geschaffen werden müssten: Sport ist so einer. Denn beim Fußball spielen wird ja auch geredet: „Hier her! Gib ab!“ Oder: Wo könnte man Präpositionen besser lernen als bei Bewegung, wenn es um „vor“ oder „hinter“ oder „neben“ geht?

Diesen Gedanken hat die Uni Duisburg-Essen jetzt interdisziplinär verfolgt – und Kindern sowie Jugendlichen, die erst seit kurzer Zeit in Essen sind, ein besonderes Angebot gemacht: 60 bis 70 Schüler konnten während der Ferien morgens regulär Deutschkurse besuchen und am Nachmittag in der Uni-Turnhalle an der Gladbecker Straße mit Sport das Gelernte vertiefen.

Wortkarten kommen in der Turnhalle zum Einsatz

„Über Bewegung lässt sich Sprache erschließen, davon sind wir überzeugt“, sagt Professor Ulf Gebken vom Institut für Sport- und Bewegungswissenschaften der Uni Duisburg-Essen. Entworfen wurde das Programm auch von Mitarbeitern des Förderunterrichts der Uni, ein Jahrzehnte altes und deutschlandweit vielfach kopiertes Sprachlern-Angebot für Kinder aus der Uni-Nachbarschaft, sowie vom Projekt „Pro DAZ“, das für verstärkten Deutschunterricht für Migrantenkinder eintritt.

„Die ersten Erfolge stellen sich schon nach nur wenigen Unterrichts- und Sportstunden ein“, hat Siham Lakehal beobachtet, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin das Projekt begleitet. „Die Kinder und Jugendlichen sind sehr enthusiastisch bei der Sache und wollen unbedingt schnell die Sprache lernen.“

Auch Wortkarten kommen in der Turnhalle zum Einsatz – laminierte A4-Bögen, auf denen typische Worte gedruckt sind: „die Bank“, „der Barren“, „das Trampolin“. So geht es nicht nur, aber auch um die Vermittlung von sporttypischen Wortschatz. „Mit diesem Projekt“, sagt Professor Ulf Gebken, „bringen wir ein zukunftsweisendes Konzept eines sprachsensiblen Bewegungsunterrichtes auf den Weg.“

Programm soll auch im Jahr 2017 fortgesetzt werden

Denn darum geht es schon jetzt in vielen Schulen: Auch jungen Geflüchteten es möglich zu machen, erfolgreich am Sportunterricht teilzunehmen – denn Sport, ist ja klar, kann besonderse zum Gelingen von Integration beitragen. Wobei der Unterricht in den Ferien jetzt viele Kursleiter, vor allem studentische Mitarbeiter, völlig neue Erfahrungen vermittelte: „Viele kennen einfache Spiele wie Brennball nicht, und auch der gemeinsame Sportunterricht für Jungen und Mädchen ist mit Geflüchteten nicht so einfach ohne Weiteres möglich“, hat Mitarbeiter Mario Kraushaar beobachtet.

Der gemeinsame Gang zur Mensa, in der Mittagspause zwischen Deutschkurs und Bewegungsprogramm, war für viele der jungen Migranten ebenfalls eine völlig neue Erfahrung - und somit auch durchaus eine Herausforderung für die Begleiter; die meisten von ihnen wollen später selbst Sportlehrer werden.

Dieses Programm, das auch mit Unterstützung der Stadt stattfinden konnte, soll auch im Jahr 2017 jeweils in den Oster- und Sommerferien fortgesetzt werden, kündigt Ulf Gebken an. Zu wünschen wäre es allen Beteiligten sehr.