Mülheim/Oberhausen. . Die Mülheimer Awo hat beim Amtsgericht Duisburg einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt. Die Mitarbeiter erhalten Insolvenzgeld.
Die Arbeiterwohlfahrt in Mülheim, die bereits die Dezember-Gehälter für ihre 220 Mitarbeiter nicht zahlen konnte, zieht jetzt die Notbremse: Sie stellte beim Amtsgericht Duisburg einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung. Das Verfahren habe das Ziel, „den Verein fortzuführen und nachhaltig zu sanieren“, erklärte Awo-Geschäftsführer Lothar Fink, dem das Gericht nun den „sanierungserfahrenen Interimsgeschäftsführer“ Volker Schreck von der Düsseldorfer Wirtschaftskanzlei Buchalik Brömmekamp zur Seite stellte.
Nach Angaben der Mülheimer Awo sind die Gehälter der Mitarbeiter nun über das Insolvenzgeld der Agentur für Arbeit gesichert. Alle Angebote wie Schuldnerberatung und Begegnungsstätten würden aufrechterhalten.
„Zuschüsse und Leistungspreise nicht angepasst“
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Die bereits im Jahr 1920 gegründete Mülheimer Awo sei wegen „seit Jahren nicht angepasster Zuschüsse und Leistungspreise, die mit der wirklichen Entwicklung der Sach- und Personalkosten nicht Schritt gehalten haben“, in eine wirtschaftliche Schieflage geraten, erklärten Awo und Buchalik Brömmekamp.
Ein Vorwurf, den Ulrich Ernst, Sozialdezernent der Stadt Mülheim, als einer der Auftraggeber der Awo zurückweist: „Die Zuschüsse der Stadt Mülheim an die Awo wurden schon vor Jahren dynamisiert. Sie werden jährlich an die tatsächlichen Personal- und Sachkostenentwicklungen der Verbände angepasst“, sagte er der WAZ.
Hilfe aus Oberhausen ist abgelehnt worden
Der Insolvenzantrag der Mülheimer Awo sorgte am Freitag für Verwunderung bei der benachbarten Organisation in Oberhausen. Nach Angaben von Geschäftsführer Jochen Kamps hatte die Awo Oberhausen gemeinsam mit dem Bezirksverband Niederrhein den Mülheimern noch vor Weihnachten Unterstützung angeboten, auch finanzielle. So sollten zumindest die Gehälter der Mitarbeiter gezahlt werden können.
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Das Angebot habe Mülheim abgelehnt, sagte Kamps. Nach Neujahr habe es eigentlich Gespräche über Kooperationen zwischen den drei Awo-Verbänden geben sollen. Als Bedingung sollten die Mülheimer ihre Bücher offenlegen.
Der Mülheimer Geschäftsführer Fink bestätigte der WAZ, dass es diese Angebote gegeben habe. Er sei aber mit seinem Vorstand zu der Bewertung gekommen, dass ein Darlehen keine langfristige Perspektive für die nötige grundlegende Sanierung geboten habe. Nach Abschluss des Insolvenzverfahrens sei er offen für Kooperationsgespräche, so Fink.