Mülheim. . 200 Mitarbeiter machen sich vor Weihnachten Sorgen um die Zukunft. Der Awo-Geschäftsführer beklagt, dass Rechnungen oft zu spät beglichen werden.

  • Die Arbeiterwohlfahrt Mülheim verschiebt die Lohnzahlungen für Dezember in den Januar
  • Rund 200 Beschäftigte machen sich Sorgen wegen der Finanzprobleme ihres Verband
  • Geschäftsführung beklagt, dass viele Rechnungen nicht rechtzeitig bezahlt würden

Ausgerechnet vor Weihnachten! Die Arbeiterwohlfahrt Mülheim kann die Gehälter im Dezember nicht zahlen. Rund 200 Mitarbeiter müssen sich bis Anfang Januar gedulden. Viele in der Belegschaft sind schockiert. Sorgen machen sich breit.

„Ob das im Januar mit der Zahlung klappt? Wir sind sehr beunruhigt“, sagt eine Mitarbeiterin der Awo. Ein Kollege, der ebenfalls seinen Namen nicht veröffentlicht haben will, berichtet, dass es in diesem Jahr vier Mal zu verzögerten Lohnzahlungen gekommen sei.

Bedauern der Geschäftsführung

Das Rundschreiben der Geschäftsführung und des Vorstands erreichte die Mitarbeiter am 20. Dezember. Das ist der Tag, an dem gewöhnlich die Monatsgehälter auf den Konten eingehen. Zunächst „einmalig und definitiv“ sei die Gehaltszahlung auf den 2. Januar verschoben, heißt es in dem Schreiben. Der Betriebsrat habe zugestimmt. „Damit konnte gewährleistet werden, dass die Zahlungsfähigkeit des Kreisverbandes aufrecht erhalten bleibt“, so die Geschäftsführung.

„Mit tut das alles sehr leid“, sagt Geschäftsführer Lothar Fink und kann die Sorgen der Mitarbeiter gut verstehen. Als Grund für die Schwierigkeiten nennt er Außenstände, Gelder, die der Awo zustehen, die aber noch nicht gezahlt wurden. „Wenn alle pünktlich ihre Rechnungen an die Awo begleichen würden“, sagt Fink, „gäbe es die Probleme nicht.“ Der Geschäftsführer verweist auf eine Rechnung aus dem Jahr 2015, die erst jetzt bezahlt worden sei. Mit Außenständen zwischen 500 000 und 700 000 Euro müsse die Awo irgendwie zurechtkommen.

Abhängig von Zuschüssen und Zahlungen

Dabei sind es durchaus auch öffentliche Stellen, für die die Awo Dienstleistungen erbringt und die sich lange Zeit mit dem Bezahlen lassen. Der Landschaftverband, so Fink, gehöre dazu, auch Städte, auch Mülheim zahle zum Teil mit Verzögerung. „Wir bekommen keine Kirchensteuern wie andere sozialen Träger. Wir sind zu 100 Prozent abhängig von Zuschüssen und davon, dass unsere Dienstleistungen auch rechtzeitig finanziert werden“, betont Fink.

Die Schuldnerberatung, sozialpsychiatrische Einrichtungen, betreutes Wohnen, Schwangerschaftskonfliktberatung, ein Drogenhilfezentrum, Jugend- und Familienzentren, Begegnungsstätten – das sind die Felder, auf denen die Awo Mülheim, die etwa 500 Mitglieder hat, tätig ist. „Ich müsste mir eigentlich überlegen“, sagt Fink, „ob wir nicht das aufgeben, was uns wirtschaftlich ein Minus einbringt. Doch können wir das auch sozial verantworten?“

Hohe Arbeitsverdichtung

Mit der Hausbank, der Sparkasse, sind weitere Gespräche in diesen Tagen vorgesehen. Am Freitagmorgen ist eine Betriebsversammlung geplant. Dass der Kreisverband selber noch Sparmöglichkeiten hat, glaubt Fink nicht: „Wir haben die Arbeit sehr verdichtet, und unsere Gehälter sind im Vergleich alles andere als üppig.“

Hilfe von der Stadt wird es nicht geben: „Jeder Verband muss selbst zusehen, dass er wirtschaftlich zurechtkommt“, sagt Sozialdezernent Ulrich Ernst, der die Lage als dramatisch ansieht und bedauert. Die Stadt zahle jedoch pünktlich die vereinbarten Zuschüsse und für Dienstleistungen und habe auch eine Dynamisierung der Zuschüsse vereinbart.

Kleiner Vorschuss möglich

„Es trifft vor allem all jene hart“, sagt ein Awo-Mitarbeiter, „die keine volle Stelle haben, und die Alleinerziehenden, die nicht wissen, wie sie ihre fixen Kosten bezahlen sollen.“ Wer in echte Schwierigkeiten gerate, heißt es, könne sich einen Vorschuss auszahlen lassen – bis 250 Euro.