Berlin. Der Wahlkampf beginnt: Die NRW-AfD präsentiert eine “Sicherheits-App“ für Bürger. Beim Termin wird aber auch der Machtkampf in der Partei Thema.
Sie flüstert ihm noch etwas zu, lächelt ihn an. Dann geht es los. Marcus Pretzell, Chef der AfD in NRW, stellt vor, wer mit ihm auf dem Podium in einem Raum der Bundespressekonferenz sitzt. Zum Schluss sagt er: „Die Dame links neben mir, die kennen sie, und ich dürfte ihnen auch bekannt sein.“
Das kann schon sein. Anfang des Jahres machte er auf sich aufmerksam, als er der „Bunten“ über seine Lebenspartnerin und AfD-Chefin Frauke Petry sagte: „Sie hat so etwas dämonenhaft Schönes.“ So wurden sie das prominenteste Politiker-Paar nach Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine.
Machtkampf in NRW-AfD schwelt weiter
Doch darum soll es heute in Berlin nicht gehen – als ein Journalist fragt, ob nächstes Jahr geheiratet wird, sagt Pretzell gespielt amüsiert: „Wenn wir heiraten, werden sie das Blumenmädchen.“ Er mag auch nicht über den Machtkampf in der NRW-AfD sprechen, wo von „Heuchelei“ und „Vernichtungskrieg“ die Rede ist. Er will kurz vor Weihnachten noch in den Wahlkampf starten.
Pretzell hat kein Konzept dabei. Aber einen Mann aus Köln. Hans-Joachim Diercks, ein Unternehmer, stellt eine App vor, die für Sicherheit sorgen soll: Bürger können mit Hilfe der Smartphone-Anwendung „Safe my Place“ andere Bürger über mögliche Risiken in ihrer Umgebung aufmerksam machen. Er nennt ein Beispiel: Wenn man jetzt zum Brandenburger Tor laufe, und dort seien Taschendiebe unterwegs, würde die App einen warnen. Auf Plakaten wirbt er mit dem Slogan „Empfohlen von der Alternative für Deutschland“.
Pretzell sagt, die App sei „Hilfe in höchster Not für alleingelassene Bürger – und zwar vom Staat alleingelassene Bürger“. Er glaubt: Mit dieser App wäre es nicht zu den sexuellen Übergriffen auf Frauen in der Silvesternacht von Köln gekommen. Auch Petry, die sich auf der Pressekonferenz auffallend zurückhält, ist begeistert. Sie kritisiert die Bundesregierung, die schon diverse Versuche unternommen habe, „das Internet unter staatliche Kontrolle zu bringen“.
Womöglich steht ein Sonderoparteitag an
Es kommen dann natürlich doch noch Fragen zum Streit in der NRW-AfD. Dort tobt ein Machtkampf zwischen Pretzell und seinem Co-Vorsitzenden Martin Renner. Es geht um die Kandidatenliste für die Landtagswahl. Unregelmäßigkeiten habe es gegeben, so der Vorwurf. Aufgestellt wurden jedenfalls Kandidaten, die zum Pretzell-Lager gehören sollen. Womöglich gibt es wegen des Streits bald einen Sonderparteitag.
Es ist auch ein Stellvertreterkrieg, der in NRW ausgefochten wird: Pretzell ist als Verbündeter Petrys auch ein Feind des rechtsnationalen Parteiflügels um Alexander Gauland und Björn Höcke. Pretzell, der vorher ausführlich über die App gesprochen hat, gibt plötzlich sehr sparsame Antworten. Auf die Frage, ob er die Kandidatenliste schon beim Landeswahlleiter eingereicht hat, antwortet er mit einem Satz: „Das wird vermutlich am Montag passieren.“