Havanna. Der 83-jährige Revolutionär im Ruhestand, Fidel Castro, lobt den US-amerikanischen Präsidenten Barack Obama. Obama sei intelligent, ernsthaft, ruhig, mutig, ehrlich und wohlmeinend, so Castro. Trotzdem kritisierte Castro die Haltung der USA gegenüber Kuba.

Fidel Castro hat in seiner langen politischen Laufbahn elf amerikanische Präsidenten kommen und gehen sehen. Für die meisten fand er wenig schmeichelnde Worte, George W. Bush nannte er einen völkermörderischen Trunkenbold. Barack Obama scheint nun der erste Mann an der Spitze des Feindes zu sein, für den der 83-jährige Revolutionär im Ruhestand lobende Worte findet - in ganzseitigen Zeitungskommentaren, die auch in den amtlichen elektronischen Medien verlesen werden.

Im vergangenen Monat begrüßte Castro die Verleihung des Friedensnobelpreises an Obama, im September nannte er Obamas Aufruf zum Kampf gegen den Klimawandel mutig. «Ich denke, das ist wirklich eine Besessenheit», sagt Kuba-Expertin Ann Louis Bardach, Autorin des Buchs «Without Fidel: A Death Foretold in Miami, Havana and Washington». Sie erinnert daran, dass Castro schon zur Amtseinführung Obamas im Januar öffentlich erklärt habe, dass ihn der Einzug des ersten Afroamerikaners ins Weiße Haus sehr glücklich mache. «Ich denke, er mag Obama wirklich», sagt Bardach. «Er sieht in Obama einen charismatischen Politiker und brillanten Strategen, und er bewundert das. Obama ist einer, der aus dem Nichts gekommen ist und nicht zum Establishment gehörte - genau wie Castro.»

"Ich hasse es, Obama zu kritisieren"

Castro lobte Obama in den vergangenen elf Monaten als intelligent, ernsthaft, ruhig, mutig, ehrlich und wohlmeinend. Am Donnerstag begann er einen ganzseitigen Kommentar mit den Worten: «Ich hasse es wirklich, Obama zu kritisieren. Und ich erkenne, dass dieser Job in den USA eine Riesenbelastung ist.»

Obama ist gut, die USA sind es weniger: Auch unter dem neuen Präsidenten setze Washington seine Politik der harten Hand gegen Kuba fort, kritisiert Castro dann doch. Vor allem der US-Stützpunkt Guantánamo ist ihm ein Dorn im Auge, ebenso ein Pakt mit Kolumbien, der den US-Streitkräften Zugang zu sieben Stützpunkten gewährt.

Washington fordert Reformen in Kuba

Obama hatte zu Beginn seiner Amtszeit Amerikas Feinden die Hand entgegen gestreckt, sich bisher aber nur vorsichtig in der Kubapolitik bewegt. Washington hat die öffentliche Kritik am kommunistischen Nachbarn zurückgefahren und einige Reisebeschränkungen gelockert. Das seit 47 Jahren bestehende Handelsembargo soll aber erst nach kubanischen Reformen, insbesondere bezüglich der Einparteienherrschaft, gelockert werden.

Kuba hat dazu keinerlei Bereitschaft erkennen lassen. Castro fährt aber fort, Obama zu loben und kommt in seinem jüngsten Kommentar zu dem Schluss, der junge US-Präsident sei nicht perfekt, aber viel besser als seine Alternativen. Deswegen werde die Ära Obama nicht lange dauern, schreibt Castro: «Bald werden die Ultra-Rechten in den Vereinigten Staaten versuchen, Obamas Herrschaft auf vier Jahre zu begrenzen. Ein Nixon, ein Bush oder jemand wie Cheney werden der neue Präsident sein. Und dann wird der Zweck dieser mit nichts zu rechtfertigenden Militärstützpunkte sehr klarwerden, die die Völker in Südamerika bedrohen.» (ap)