Potsdam. Eine Mathematikerin bittet zur Damenwahl - die CDU-Spitzenfrau Johanna Wanka will die große Koalition in Potsdam fortsetzen. Bei der Landtagswahl in Brandenburg tritt sie gegen Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) an. Ein Porträt.
Sie wirkt herzlich, charmant und vermittelt den Eindruck spürbarer Freude an der Politik - Brandenburgs CDU-Spitzenfrau Johanna Wanka gilt als Glücksfall für ihre Partei. Fast zwei Jahrzehnte lang machte die märkische Union vor allem mit personellen Intrigen Schlagzeilen. Im vergangenen Januar wurde die 58-jährige Wissenschaftsministerin Wanka dann zur Landeschefin gewählt. Seitdem entmachtete sie die in ewigem Clinch liegende Männerriege und brachte weitgehend Ruhe in den Landesverband.
Zum Wahlsonntag in eineinhalb Wochen machte Wanka zudem ein Damentrio zum Aushängeschild der Union: Dazu gehören neben Wanka als Spitzenkandidatin der Brandenburger Landtagswahl Unionsfraktionsvize Katherina Reiche als prominente Brandenburger Kandidatin für den Bundestag und die Potsdamer CDU-Fraktionschefin Saskia Funck. Mit dem Slogan "Damenwahl" sind dementsprechend die Wahlplakate der Brandenburger Union übertitelt. Darunter ein Foto des Trios. Auf politischer Inhalte wird verzichtet.
Die große Koalition fortsetzen
Die Reformbemühungen Wankas konzentrierten sich bislang vor allem auf ihren zutiefst zerstrittenen Landesverband. Neue politische Ansätze waren von der Landeschefin daher nicht zu erwarten, der Umbau der märkischen Union band alle Kräfte. Mit rund 22 Prozent in den jüngsten Umfragen ist ihr Ziel eher bescheiden: Sie will die große Koalition mit der SPD unter Regierungschef Matthias Platzeck fortsetzen. "Der klare Kurs der CDU bedeutet Aktualisierung dessen, was wir auch in den letzten Jahren als Grundhaltung hatten", sagt Wanka: "Keine Wundertüte, keine unrealistischen Versprechen, sondern Dinge, die wirklich durchführbar und möglich sind."
Mit Platzeck verbindet sie ein unaufgeregtes und offenes Verhältnis. Die beiden Wissenschaftler - Platzeck als Kybernetiker und Wanka als Mathematikerin - haben eine gemeinsame Sprache gefunden. Das gegenseitige Wadenbeißen sei "gerade das, was Politikmüdigkeit verursacht", glaubt Wanka. Sie wirbt lieber dafür zu akzeptieren, "dass es ganz unterschiedliche Politikansätze und Meinungen gibt". Wankas größter Sorge ist nach eigenem Bekunden eine rot-rote Koalition. Doch auch ihre auf DDR-Erfahrungen beruhenden Vorbehalte gegen die Linke als SED-Nachfolgepartei teilt sie mit Platzeck.
Typische DDR-Karriere
Dabei blickt Wanka auf eine typische DDR-Karriere zurück: Die ehrgeizige Tochter einer Bauernfamilie schaffte es in Torgau parallel zur Berufsausbildung als Agrotechnikerin bis zum Abitur an der Erweiterten Oberschule (EOS). Dem schlossen sich ein Mathematikstudium an der Universität Leipzig, der Einstieg in den Universitätsbetrieb als wissenschaftliche Assistentin an der Technischen Hochschule Merseburg und dort schließlich die Berufung zur Mathematikprofessorin und Wahl zur Rektorin an. An der Hochschule lernte sie auch ihren Mann, den heutigen Mathematikprofessor Gert Wanka kennen, mit dem sie zwei Kinder hat.
In die Politik geriet sie wie Platzeck zu Wendezeiten als Mitglied der DDR-Bürgerbewegung. Im September 1989 war sie Gründungsmitglied des Neuen Forums in Merseburg und gehörte bis 1994 dem Kreistag an. Im Jahr 2000 wurde die parteilose Professorin von Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) zur Kultur- und Wissenschaftsministerin in Brandenburg berufen und ließ sich ein Jahr Zeit mit ihrem Eintritt in die CDU. Mit klassischer Lagerpolitik konnte sich die Intellektuelle ohnehin nie anfreunden. "Dieses Land gehört nicht der SPD, auch wenn sie das selbst glauben", sagte sie auf einer Wahlkampfveranstaltung. "Dieses Land gehört gar keiner Partei". (afp)