Wiesbaden. Ein weiteres ehemaliges RAF-Mitglied st endgültig auf freiem Fuß. Die verbliebene Haftstrafe von Hans-Joachim Klein, der bereits 2003 auf Bewährung entlassen wurde, ist von der hessischen Landesregierung erlassen worden. Klein war 1975 am Überfall auf die Wiener OPEC-Konferenz beteiligt.

Der am OPEC-Überfall in Wien beteiligte Exterrorist Hans-Joachim Klein ist jetzt endgültig auf freiem Fuß. Der hessische Justizminister Jörg-Uwe Hahn bestätigte am Samstag der Nachrichtenagentur AP, dass die Landesregierung auch den zur Bewährung ausgesetzten Rest seiner Haftstrafe erlassen hat. «Der Rechtsstaat muss auch einmal vergeben können», sagte der FDP-Politiker zur Begründung. Das gelte erst recht für jemanden, der sich wie Klein öffentlich und eindeutig von seinen Taten distanziert und vom Terrorismus losgesagt habe.

An Überfall auf OPEC-Konferenz beteiligt

Der seit seiner Freilassung 2003 wieder in der Normandie lebende Klein begrüßte im Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» den Schritt. «Es war doch klar, dass ich nicht gleich wieder ein paar Ölminister entführe», sagte er wörtlich. Klein war als Mitglied der «Revolutionären Zellen» 1975 an dem vom Top-Terroristen «Carlos» angeführten Überfall auf die OPEC-Konferenz in Wien beteiligt, bei dem drei Menschen getötet wurden.

Später distanzierte er sich öffentlich vom Terrorismus und sagte nach seiner Festnahme 1998 als Kronzeuge vor Gericht aus. 2001 wurde er wegen Mordes zu neun Jahren Haft verurteilt. Seine Strafe wurde nach fünf Jahren Haft Ende 2003 zunächst zur Bewährung ausgesetzt. Seitdem lebt Klein wieder in der Normandie, wo er sich schon vor der Festnahme rund 20 Jahre lang versteckt hatte.

Öffentliche Reue

Wie der hessische Justizminister Hahn erläuterte, ist der jetzige «Straferlass im Gnadenwege» formell von seinem Staatssekretär Rudolf Kriszeleit verfügt worden. Dem sei schon früher eine Vorentscheidung von Ministerpräsident Roland Koch (CDU) vorausgegangen. Wie jeder Mensch, der eine Straftat begangen und dafür gebüßt habe, müsse auch Klein «die Chance erhalten, wieder in die Gesellschaft zurückkehren zu können», wird Hahn vom «Spiegel» zitiert.

Der AP sagte der FDP-Politiker, schließlich habe Klein schon 20 Jahre in Freiheit gelebt, ohne sich erneut etwas zuschulden kommen zu lassen. Und seine öffentlich gezeigte Reue stehe auch im Kontrast zum Verhalten des kürzlich freigelassenen RAF-Terroristen Christian Klar.

Klein selbst reagierte mit einem gewissen Sarkasmus auf die Nachricht von seiner endgültigen Begnadigung. So habe er für die schriftliche Bestätigung seines Straferlasses schon einen Platz reserviert: «Ich hänge das Papierchen in der Toilette auf», wird der Exterrorist vom «Spiegel» zitiert. (ap)

Mehr zum Thema: