Kabul. Der bisherige Amtsinhaber Hamid Karsai liegt nach ersten Teilergebnissen bei der Präsidentenwahl in Afghanistan in Führung. Rund zehn Prozent der Stimmen wurden bisher ausgezählt. Sein Herausforderer Abdullah Abdullah ist allerdings noch nicht aus dem Rennen.
Bei der Präsidentenwahl in Afghanistan könnte es eine Stichwahl zwischen Amtsinhaber Hamid Karsai und dem früheren Außenminister Abdullah Abdullah geben. Laut den Angaben der Wahlkommission vom Dienstag lag Karsai nach Auszählung von etwa zehn Prozent der bei ihr eingegangenen Stimmen mit 40,6 Prozent knapp vor Abdullah mit 38,6 Prozent. Bei einem Bombenanschlag im Süden Afghanistans wurden vier US-Soldaten der NATO-Truppe ISAF getötet.
Von den gut 524.000 ausgezählten und gültigen Stimmen entfielen der Wahlkommission zufolge fast 213.000 auf Karsai und fast 203.000 auf seinen Herausforderer Abdullah. Der Abgeordnete Ramasan Bashardost kam mit fast 54.000 Stimmen auf 10,2 Prozent, der ehemalige Finanzminister Aschraf Ghani mit gut 15.000 Stimmen auf 2,9 Prozent. 95 Prozent der abgegebenen Stimmzettel waren trafen inzwischen bei der Wahlkommission ein. Wahlzettel aus den Provinzen Helmand im Süden und Badachschan im Norden lagen noch nicht vor.
Stichwahl ist möglich
Die kombinierten Präsidentschafts- und Provinzwahlen waren am vergangenen Donnerstag abgehalten worden. Karsai und Abdullah beanspruchen seit Freitag, in Führung zu liegen. Das Karsai-Lager erklärte sogar, der Amtsinhaber sei wie 2004 im ersten Wahlgang gewählt worden. Sollte Karsai diesmal nicht die absolute Mehrheit erhalten haben, wird in einigen Wochen eine Stichwahl fällig.
Abdullah rief die Afghanen vor der Bekanntgabe der ersten Teilergebnisse zur Besonnenheit auf. Sie sollten «Ruhe bewahren, geduldig sein und Verantwortungsbewusstsein zeigen», sagte er in Kabul. Abdullah hatte zuvor schwere Wahlbetrugsvorwürfe gegen das Regierungslager erhoben. Auch afghanische und internationale Wahlbeobachter hatten zahlreiche Unregelmäßigkeiten während des Urnengangs festgestellt.
Ermittlungen wegen Wahlbetrugs
Ein erstes umfassendes Ergebnis könnte der Wahlkommission zufolge zwischen dem 3. und 7. September mitgeteilt werden. Das amtliche Endergebnis wird zwischen dem 17. und 21. September erwartet. Es soll aber erst zertifiziert werden, wenn die Kommission für Wahlbeschwerden, bei der hunderte Beanstandungen eingingen, ihre Ermittlungen wegen Wahlbetrugs abgeschlossen hat.
Wie die ISAF mitteilte, ereignete sich der für vier US-Soldaten tödliche Bombenanschlag in einer Region, in der die aufständischen Taliban besonders aktiv sind. Seit Jahresbeginn starben damit 295 ausländische Soldaten der internationalen Truppen in dem Land am Hindukusch, soviele wie nie zuvor in einem Jahr seit dem Sturz der Taliban durch die US-geführte Militärintervention 2001. Im vergangenen Jahr hatte die Zahl nach Angaben der Internetseite icasualties.org mit 294 getöteten Soldaten einen Höchststand erreicht. (afp)