Düsseldorf. . Landtagspräsidentin Carina Gödecke (SPD) schreibt einen Brandbrief an Düsseldorfs OB: Ein geplanter Wohnkomplex stelle das Parlament in den Schatten.

Wenn Landtagspräsidentin Carina Gödecke (SPD) Besucher durch das Düsseldorfer Parlament führt, sprudelt sie vor Begeisterung über die kreisende Architektur des Gebäudes. Die Formensprache, die gläsernen Fassaden, das Lichtspiel mit dem Rhein – der 80er-Jahre-Komplex hat es der Hausherrin schwer angetan.

Seit einigen Wochen jedoch hat Gödecke Ärger mit der Nachbarschaft. Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) will neben dem Landtag zwei Luxus-Wohntürme hochziehen lassen. Auf einem stadteigenen Parkplatz des Funkturms, Wahrzeichen der Landeshauptstadt, sollen für rund 100 Millionen Euro etwa 60 futuristisch anmutende Wohnungen der 200-Quadratmeter-Kategorie entstehen.

Parlamentsgebäude "förmlich in den Schatten" gestellt

Gödecke ist im Rahmen des baurechtlichen Beteiligungsverfahrens erst Mitte August über die Pläne informiert worden, vier Wochen später startete bereits das Bieterverfahren für Investoren. Geisel bewirbt das Projekt mit Entwürfen des Düsseldorfer Architekten Christoph Ingenhoven und dem Slogan „Wohnen am Rheinturm“.

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In einem Brandbrief an ihren Parteifreund Geisel zeigte sich Gödecke „mit dem Vorhaben absolut nicht einverstanden“. Die geplante bis zu 60 Meter hohe Bebauung grenze unmittelbar an den 27 Meter hohen Landtag. Gödecke sieht ein „einmaliges städtebauliches Ensemble“ in Gefahr. „Es liegt auf der Hand, dass eine um mehr als das Doppelte überragende Bebauung das Parlamentsgebäude förmlich in den Schatten stellen wird“, heißt es in dem Schreiben. Auch die Verkehrsanbindung sei völlig ungeklärt.

Erlös für Ausbau der Rheinpromenade

Gödecke hat das Thema bereits im Ältestenrat des Landtags beraten lassen. Nach den Herbstferien soll in dem Gremium zwischen den Fraktionen eine Stellungnahme verabredet werden. Einspruchsmöglichkeiten hat das Parlament gegen die ungeliebte neue Nachbarschaft aber offenbar nicht.

Innerhalb der NRW-SPD stoßen sich einige nicht nur aus architektonischen Gründen an den Geisel-Plänen. Da in Düsseldorf bezahlbarer Wohnraum rar ist, wollen die Genossen keiner weiteren „Luxus-Ghettoisierung“ für Super-Reiche den Baugrund ebnen.

Geisel weiß jedoch im Rat der Stadt Düsseldorf eine breite Mehrheit hinter sich, weil er sich von der Bebauung des begehrten Grundstücks in bester Rheinlage ein gutes Gegengeschäft verspricht: Mit dem Erlös soll die beliebte Rheinpromenade bis in den Medienhafen ausgebaut werden.