Essen. Wie entwickelt sich die Sicherheit auf den Bahnanlagen im Revier? Die DB sagt: Beschädigungen nehmen ab. Das gilt aber nicht immer für Gewalt.

  • Sicherheits-Offensive: Bahn installiert neue Video-Überwachungen
  • Kameras sollen jetzt auch auch beweissichernde Aufzeichnungen liefern
  • Randalierende Hooligans sollen künftig noch an Ort und Stelle ein Beförderungs- oder Hausverbot erhalten

Jahrelang war es nur ein Versprechen. Jetzt macht die Bahn Druck. In Hauptbahnhöfen an Rhein und Ruhr installiert sie neue Video-Überwachungen. Die ersten modernen Kamerasysteme sollen am Kölner Hauptbahnhof noch 2016 in Betrieb gehen. Für Essen und Düsseldorf wird parallel die Planung aufgenommen. Das sagt das Staatsunternehmen in seinem neuen Sicherheitsbericht zu.

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Für die Sicherheits-Offensive ist der Videoüberwachungs-Etat bis 2023 bundesweit um 25 Millionen auf 85 Millionen Euro aufgestockt worden. So sollen Straftaten und Terroranschläge vermieden werden. Köln, Essen, Düsseldorf und auch Dortmund gehören laut einer Liste der Bundespolizei zu den zehn deutschen Stationen, die am meisten gefährdet sind.

Bahnhöfe bisher nur spärlich mit Videoüberwachung ausgestattet

Bisher sind, teils mit alter Technik, Bahnhöfe bundesweit mit insgesamt knapp 5000 Kameras und Züge mit 18 000 Kameras ausgestattet. Die Crux: Lediglich bei 2,5 Prozent aller Stationen übertragen die Geräte nicht nur Bilder auf einen Bildschirm, sondern zeichnen auch beweissichernd auf. Das hat zum Beispiel die Festnahme des mutmaßlichen islamistischen Bombenlegers auf dem Bonner Hauptbahnhof erschwert, der sich derzeit vor Gericht verantworten muss. Das benachbarte McDonalds-Restaurant musste damals mit seiner Videoaufzeichnung aushelfen.

Auch an einer zweiten Stelle verschärft die Bahn die Gangart. 100 000 Fußballfans reisen jedes Wochenende auf der Schiene durch die Republik. Wer dabei Randale macht, soll künftig noch an Ort und Stelle ein Beförderungs- oder Hausverbot erhalten. Bisher sind 300 Hooligans von der Beförderung mit der DB ausgeschlossen, 1200 haben Abmahnungen oder zeitweise Hausverbote erhalten.

Härtere Gangart gegen Hooligans

„Hooligans, die in Zügen und Bahnhöfen randalieren, zeigen wir sofort die rote Karte“, sagt Bahn-Sicherheitschef Hans-Hilmar Rischke. Auch Strafanzeigen sollen schneller erfolgen.

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Der Konzern glaubt, dass die Sicherheit in den Bahnhöfen in NRW 2015 insgesamt besser geworden ist. Auf einigen Feldern ist die Zahl der Straftaten zurückgegangen, ein Minus von vier Prozent. Rischke: „Die Anstrengungen der letzten Jahre tragen Früchte“

Offenbar erfolgreich ist der Trick der Sicherheitsverantwortlichen, begehrte Metallteile entweder durch andere Materialien zu ersetzen oder mit einer künstlichen DNA zu bestreichen. Meldete die NRW-DB 2014 noch 350 Fälle von Metalldiebstahl, was oft ganze Strecken lahmgelegt und viele Verspätungen ausgelöst hat, schlugen Metalldiebe 2015 nur noch 220 mal zu. Ein Rückgang von 40 Prozent. Die Bahn: „Durch die künstliche DNA ist gestohlenes Material eindeutig zuzuordnen und quasi unverkäuflich“.

Auch viele positive Entwicklungen

Die Kernfrage bleibt: Wie entwickeln sich Vandalismus und Gewalt? Hier ist die Lage gemischt - mit einigen positiven Trends.

Vandalismus durch geschädigte Sitze, zerkratzte Scheiben oder die Beschädigung von Aufzügen ist 2015 gegenüber dem Vorjahr um ein Fünftel auf 2020 Vorgänge zurückgegangen. Graffiti, das Millionenschaden auslöst, nahm von 3800 auf 3700 Fälle ab.

54 Fahrkartenautomaten wurden beschädigt – auch hier 20 Prozent weniger als 2014. Die Automaten werden jetzt häufiger geleert und die Geldkassetten werden mit Farbpatronen ausgestattet, die bei Beschädigung das Geld wertlos und damit den Aufbruch zwecklos machen.

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Auch meldet die Bahnpolizei weniger Körperverletzungen auf nordrhein-westfälischen Bahnanlagen. Da aber verlagert sich die Gewalt offenbar in die Züge, wo sie sich zunehmend gegen das Bahnpersonal richtet. Das bereite „Sorge“, sagt Sicherheitschef Rischke.

Mehr Angriffe auf Personal der Bahn

In 289 Fällen ist an Rhein und Ruhr DB-Personal angegriffen worden, zehn mehr als im Vorjahr, als schon ein Höhepunkt erreicht worden war. Meist sind Sicherheitskräfte und Fahrkartenkontrolleure das Ziel. Ernste Verletzungen seien zwar selten, sagt die Bahn. Aber man reagiere mit Schulungen für Deeskalation und Eigensicherung, Einsatzpläne würden angepasst Abends und am Wochenende .würden zusätzliche Mitarbeiter eingesetzt.

Erst im letzten Jahr hatte die Bahn-Gewerkschaft EVG bei einer Umfrage unter ihren Mitgliedern festgestellt, dass die Angreifer nur in einer Minderheit unter Randalieren und Hooligans zu finden sind. Zu 60 Prozent seien es heute „normale“ Fahrgäste, die aggressiv werden.