Düsseldorf. . Die große Mehrheit der Eltern in Nordrhein-Westfalen will laut einer Umfrage das so genannte Turbo-Abitur abschaffen.
- Umfrage unter fast 50 000 Eltern, Schülern und Lehrern.
- Rund 80 Prozent der Befragten sind für eine Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren. Experten fordern: erneute Debatte notwendig.
- Ministerin Löhrmann (Grüne) betont dagegen den Erfolg ihrer Reformen.
Die Diskussion über das umstrittene „Turbo-Abitur“ in Nordrhein-Westfalen ist neu angefacht worden. Die Landeselternschaft der Gymnasien in NRW präsentierte am Wochenende bei ihrer Mitgliederversammlung in Witten eine Umfrage unter fast 50 000 Eltern, Schülern und Lehrern, bei der sich rund 80 Prozent für eine Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren aussprachen.
Der Vorsitzende der Landeselternschaft, Ulrich Czygan, zeigte sich von der enormen Resonanz überrascht. Das Ergebnis mache deutlich, dass die Streitfrage G8/G9 noch immer viele Eltern umtreibe und die politische Debatte darüber nicht einfach beendet werden könne. Wissenschaftlich begleitet wurde die Umfrage von dem renommierten Bielefelder Bildungsforscher Rainer Dollase.
Nur Eltern guter Schüler befürworteten das „Turbo-Abitur“
Dollases Befund dürfte für die rot-grüne Landesregierung alarmierend sein: Nur Eltern guter Schüler befürworteten das „Turbo-Abitur“, die Bildungsungerechtigkeit in NRW werde durch die Schulzeitverkürzung eher zementiert. „Jetzt ist die Landesregierung am Zug. Sie muss den Elternwillen ernst nehmen“, forderte die Bildungsexpertin der Piratenpartei, Monika Pieper.
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Eigentlich schien die Debatte ums „Turbo-Abitur“ für Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) bereits ausgestanden. Nachdem Niedersachsen im vergangenen Jahr zum G9 zurückkehrt war, Hessen den Gymnasien eine Wahlmöglichkeit eingeräumt hatte und sich in Bayern und Baden-Württemberg ebenfalls Reformen ankündigten, lud Löhrmann vor eineinhalb Jahren Eltern- und Lehrerverbände, Wissenschaftler und alle Landtagsfraktionen zu einem „Runden Tisch“ in ihr Ministerium ein. Der Ruf nach Erleichterungen bei Nachmittagsunterricht, Hausaufgaben und Klassenarbeiten vieler genervter Eltern und stressgeplagter Schüler war auch in NRW nicht mehr zu überhören.
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Erst in der vergangenen Woche informierte Löhrmann den Landtag über angebliche Fortschritte bei der Verbesserung von G8. Die Umsetzung ihrer Erlasse zu weniger Hausaufgaben, Nachmittagsunterricht und Klassenarbeiten sei allerorten angeschoben, so die Botschaft der Grünen. Sie kennt ihr politisches Risiko: CDU-Oppositionsführer Armin Laschet hat sich stets offen gehalten, ob er im Landtagswahlkampf 2017 gegen das „Turbo-Abitur“ mobil macht. Die Umfrage der Landeselternschaft hat ihm neue Argumente geliefert.