Köln. Dem Sicherheitsdienst einer Notunterkunft in Köln wird vorgeworfen, weibliche Flüchtlinge sexuell belästigt zu haben. Jetzt ermittelt die Polizei.

Nach den Vorwürfen sexueller Übergriffe gegen Sicherheitsmitarbeiter in einer Kölner Flüchtlingsunterkunft ermittelt die Polizei. Erhärten ließen sich die Anschuldigungen zunächst nicht.Beamte einer eigens gegründeten Ermittlungsgruppe hätten mehr als 50 Bewohnerinnen der Unterkunft im Stadtteil Humboldt/Gremberg befragt, teilte ein Polizeisprecher am Donnerstag mit. "Darunter war bisher keine Frau, die selbst Opfer eines sexuellen Übergriffs oder Zeugin eines solchen war", sagte der Sprecher.

Niemand habe bislang eine Anzeige erstattet

"Die Vorwürfe sind sehr schwerwiegend. Wir werden weiter ermitteln."Die Beamten identifizierten eine Frau, die "Angaben zu einer sexuellen Belästigung" gemacht habe. Nach einer ausgiebigen Befragung habe sich jedoch herausgestellt, dass auch sie selbst weder Opfer noch Zeugin von Übergriffen geworden sei. "Sie sagte, sie habe nur davon gehört", sagte der Polizeisprecher. Niemand habe bislang eine Anzeige erstattet.

Am Mittwoch hatten laut Polizei etwa 50 Bewohner einer Notaufnahmeeinrichtung vor dem Kölner Büro des Bundesamtes für Migration mit einer Spontandemonstration die Zustände in Flüchtlingsunterkünften angeprangert. Währenddessen hätten bislang Unbekannte zwei "offene Briefe" verteilt. Darin seien im Namen der Bewohnerinnen unter anderem schwere Vorwürfe gegen Angehörige des Sicherheitsdienstes erhoben worden. Demnach soll es mehrfach zu sexuellen Übergriffen gekommen sein.

Auch die Stadt prüft die Anschuldigungen einer Sprecherin zufolge "intensiv". Es sei das erste Mal, dass es derartige Vorwürfe gegenüber Wachleuten in Kölner Flüchtlingsunterkünften gebe. In der betroffenen Unterkunft seien rund 200 Bewohner untergebracht. Die dort zuständige Sicherheitsfirma betreut insgesamt 94 Flüchtlingsunterkünfte in Köln.

Offener Brief sorgt für Wirbel

Nach einem Bericht des "Kölner Stadt-Anzeiger" sagte der Projektmanager der Sicherheitsfirma: "Ich bin entsetzt über die Vorwürfe. Ich bin mir sicher, dass sie völlig haltlos sind." Auf weitere Anfragen wollte sich die Sicherheitsfirma am Donnerstag nicht äußern.

Dem Polizeisprecher zufolge gibt es eine Reihe von Vorwürfen. Flüchtlingsfrauen bezichtigten Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes laut der Darstellung in dem "Offenen Brief" der sexuellen Übergriffe. Frauen würden beim Duschen und Stillen fotografiert und gefilmt, die Sicherheitsleute lauerten den Frauen auf und versuchten, sie zum Geschlechtsverkehr zu überreden. Wer den "Offenen Brief" verfasst und verteilt hat, ist bislang nicht bekannt. (dpa)