Essen. Laut einer WDR-Umfrage gibt es in 85 Prozent der Schulen bauliche Mängel, der Sanierungsbedarf liegt im ganzen Land bei rund 2,45 Milliarden Euro.

Defekte Heizungen, Schimmel in den Klassenräumen, kaputte Fenstergriffe: Der große Teil der Schulen in Nordrhein-Westfalen ist marode. Insgesamt gibt es an 85 Prozent aller Schulen bauliche Mängel, wie der WDR berichtet. Der Sanierungsbedarf wird landesweit auf rund 2,45 Milliarden Euro geschätzt.

Der Sender hatte zu Beginn des Jahres fast 4900 Schulen aus allen Schulformen angeschrieben und nach dem baulichen Zustand gefragt, 1021 Schulleiter gaben Antwort. Dabei kam heraus, dass gerade mal 15 Prozent der Schulen nicht über marode Gebäude klagen. Die große Mehrheit der Schulleiter meldete hingegen leichte bis schwere Mängel. Die Schäden treten laut dem Bericht so gut wie überall auf: in den Klassenräumen, auf den Toiletten, in den Sporthallen, in der Aula und den Verwaltungsgebäuden, genauso auf dem Schulhof oder auf den Dächern.

Es geht nicht nur um Schönheitsreparaturen

Dabei berichten die Schulen keineswegs nur von Bagatellschäden oder Schönheitsreparaturen wie etwa bröckelndem Putz - mancherorts seien die Toiletten völlig unbrauchbar oder ganze Räume könnten nicht mehr betreten werden. In 190 Rückmeldungen der Schulleiter wurde von schweren oder gefährlichen Mängeln gesprochen. Betroffen sind alle Schulformen: von der Grundschule bis zum Gymnasium.

Neu ist das Problem für die Schulen nicht, denn der Sanierungsstau ist erheblich. So besteht gut die Hälfte der Schäden bereits seit mindestens vier Jahren, mehr als 15 Prozent der Mängel sind laut WDR seit zehn Jahren nicht behoben worden.

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Keine Überraschung also, dass die Schulleiter einen hohen finanziellen Bedarf sehen, um die Schäden zu reparieren. Rund die Hälfte der befragten Schulen gibt an, dass dafür mindestens 100.000 Euro nötig seien, 17 Prozent nennen gar einen Aufwand, der über die Millionengrenze klettert. Im Durchschnitt braucht jede Schule demnach etwa 500.000 Euro. Rechnet man diese Zahl auf alle öffentlichen Schulen in NRW hoch, kommt man laut dem Bericht auf rund 2,45 Milliarden Euro.

Schulministerium verweist auf die kommunale Selbstverwaltung

Als wichtigsten Grund für den Aufschub der längst fälligen Sanierungen nennen zwar 85 Prozent der Schulen "fehlendes Geld" - aber Schuld sind nicht die Finanzen allein. So gebe es vielerorts "bürokratische Hürden", die Schulleiter beklagen "unklare Zuständigkeiten", "falsche Prioriätensetzung" durch die Kommunalpolitik, schlichtweg "Gleichgültigkeit" oder "bewusste Benachteiligung durch den Schulträger".

Die Landesregierung wollte auf WDR-Anfrage keine Stellungnahme zu den Zahlen nehmen. Aus dem Schulministerium hieß es, dass "der Schulbau eine ureigene Aufgabe der kommunalen Selbstverwaltung" sei. Allerdings: Die Kommunen sind dabei auf Geld vom Land angewiesen. Von der sogenannten Schulpauschale müssten nicht nur Modernisierungen bezahlt werden, sondern auch Neubauten oder Medien. Aktuell liegt die Pauschale bei 600 Millionen Euro im Jahr, laut Bericht wurde sie sei acht Jahren nicht mehr erhöht. (we)