Essen. . Unter den Ruhrgebietsstädten kommt es täglich zu einem gigantischen Austausch der Berufstätigen. Über zwei Millionen Menschen sind unterwegs.

Mit insgesamt über zwei ­Millionen Berufstätigen, die Tag für Tag innerhalb der Grenzen des Reviers zur Arbeit fahren, ist das Ruhrgebiet die mit Abstand größte zusammenhängende Pendlerregion Nordrhein-Westfalens. Doch während andere Ballungsräume wie etwa Köln im großen Stil Berufspendler aus umliegenden Städten und Gemeinden anziehen und die Pendlerströme damit vor allem nur eine Richtung kennen, findet zwischen den Revierstädten tagtäglich ein gigantischer Austausch der Erwerbstätigen statt. Das ergab eine Auswertung von Daten der ­statistischen Landesbehörde IT.NRW durch unsere Redaktion.

Bemerkenswert dabei: Revierbürger sind in Sachen Arbeitsplatz besonders viel unterwegs – aber in erster Linie innerhalb der Grenzen des Ruhrgebiets. Rund eine Million Erwerbstätige verlassen für ihre Arbeit die Heimatstadt und fahren in eine andere Revierkommune. Weitere 1,1 Millionen Berufstätige pendeln innerhalb der eigenen Stadtgrenzen. Mit Blick auf die Mobilität ist das Ruhrgebiet also ein eher geschlossener Raum. Weitaus weniger Menschen, nämlich nur rund 100 .000, drängt es für ihren Job täglich aus dem ­Revier heraus, allein rund 50. 000 pendeln nach Düsseldorf.

Essens Arbeitsmarkt lebt vor allem von Einpendler aus der Nachbarschaft

Umgekehrt lockt das Ruhrgebiet deutlich weniger Berufspendler aus anderen Landesteilen an als etwa die Rhein-Metropolen. Beispiel Essen: Von den insgesamt rund 145. 000 Berufseinpendlern kommen zwei Drittel aus dem Ruhr­gebiet. Bochum, Gelsenkirchen, Mülheim und Duisburg führen die Rangliste der größten Essener Einpendlerstädte mit weitem Abstand an. Erst auf Platz 8 findet sich mit Düsseldorf die erste Nicht-Revierstadt. Im Ruhrgebiet ist Essen zwar die Stadt mit den meisten Einpendlern. Rund 145. 000 Berufstätige kommen von auswärts in die Stadt, in der große Arbeitgeber wie RWE, Thyssen-Krupp, Karstadt und demnächst Eon ihre Konzernzentralen haben. Bei der so genannten Einpendlerquote liegt Essen aber nur im Mittelfeld. Heißt: Gemessen am Anteil auswärtiger Berufstätiger auf dem örtlichen Arbeitsmarkt ­haben Revierstädte wie Mülheim und Bottrop die Nase vorn.

In absoluten Zahlen gesehen, findet der meiste Berufsverkehr naturgemäß zwischen den großen Revierstädten statt. Mit jeweils knapp 12 .000 Einpendlern lebt der Essener Arbeitsmarkt vor allem von Einpendlern aus Bochum, ­Gelsenkirchen und Mülheim. ­Umgekehrt fahren insgesamt rund 20. 000 Essener zu ihrer Arbeit in eine der drei Nachbarstädte. Zwischen Duisburg und Oberhausen pendeln täglich knapp 18. 000 zu ihren Jobs. Selbst zwischen den rund 65 Kilometer auseinanderliegenden Städten Dortmund und Duisburg sind werktäglich noch mehr als 3600 Berufstätige unterwegs. Auch die Pendlerströme zwischen großen und kleinen Revierkommunen sind keine Einbahnstraßen. Beispiel Witten: Zwar ­fahren täglich rund 10. 000 Wittener zur Arbeit nach Dortmund und Bochum. Im Gegenzug pendeln ­jedoch auch insgesamt 8000 Dortmunder und Bochumer in die ­wesentlich kleinere Nachbarstadt.

Luft nach oben im ÖPNV

Beliebtestes Fortbewegungsmittel im Berufsverkehr ist übrigens das eigene Auto. Laut Mikrozensus 2012 fahren rund zwei Drittel aller Pendler im Ruhrgebiet mit dem Pkw zur Arbeit. In Düsseldorf sind es weniger als die Hälfte. In der Landeshauptstadt nutzen 34 Prozent der Berufstätigen den öffent­lichen Nahverkehr, in Dortmund und Bochum sind es nur knapp über, in Essen, Duisburg und Mülheim sogar unter 20 Prozent.

Luft nach oben also für den Revier-ÖPNV, meint daher der Chef des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr, Martin Husmann. „Die Fahrgastzahlen steigen seit Jahren kontinuierlich, insbesondere auf dem Rhein-Ruhr-Korridor“, sagte Husmann dieser Zeitung. Nötig sei ein umfangreicher Aus- und Umbau der Schieneninfrastruktur.