Essen. . Das Ruhrbistum verfügt nur über 170 Millionen Euro Eigenkapital – und ist damit nicht annähernd so reich wie die Nachbarn in Paderborn und Köln.
Es ist ein Kreuz mit der Kirche und dem Geld: Vor kurzem haben die Bistümer Köln und Paderborn ihre Finanzen offengelegt. Im Lichte der Ereignisse um den Limburger Skandal-Bischof Tebartz-van Elst machten sich die beiden Erzdiözesen ehrlich – und trafen voll ins Schwarze des Klischees über eine katholische Kirche, die auf in Jahrhunderten angehäuften Reichtümern sitzt.
Über drei Milliarden Euro an Vermögenswerten stehen in der Kölner Bilanz, rund vier Milliarden sind es in Paderborn, angelegt überwiegend in festverzinslichen Wertpapieren und Aktien. Auf derart prall gefüllte Geldspeicher müsste der Finanzchef des Essener Ruhrbistums, Daniel Beckmann, eigentlich mit Neid blicken, obwohl ihm dies nach katholischer Lesart als eine der sieben Todsünden zur Last gelegt werden könnte
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Lediglich 170 Millionen Euro Eigenkapital weist die Bistums-Bilanz 2014 aus, zweckgebunden zur Absicherung künftiger Pensionsverpflichtungen von Mitarbeitern und Geistlichen im Ruhestand. Die Mittel aus Kapitalerträgen sind in Essen mit 0,5 Prozent der Gesamteinnahmen geradezu mickrig. Paderborn kann da aus dem Vollen schöpfen: Zinsen und Dividenden steuern ergiebige zwölf Prozent zum jährlichen Ertrag bei.
Abhängig von der Kirchensteuer
Entsprechend hoch ist die Abhängigkeit der Essener von der Kirchensteuer. Und da sieht es absehbar nicht rosig aus. Zu schaffen macht dem Ruhrbistum nicht einmal die kurzfristige Entwicklung. „In den nächsten Jahren erwarten wir in etwa eine stabile Situation der Netto-Kirchensteuereinnahmen“, sagte Beckmann dieser Zeitung jetzt bei der Vorstellung des Finanzberichtes 2014. Die bevölkerungsstarke Generation der Baby-Boomer befinde sich überwiegend noch im Berufsleben, zahle Kirchensteuern.
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Langfristig aber wird sich das Bistum wohl gesundschrumpfen müssen. Immer weniger junge Katholiken rücken nach. Das Kirchensteueraufkommen stagniert nominal seit Jahren. Schon 2000 nahm das Bistum 166 Millionen Euro ein. Für das laufende Jahr rechnet Beckmann mit 175 Millionen. Das sind etwa fünf Prozent mehr. Im selben Zeitraum, heißt es im Finanzbericht, sank die Kaufkraft um 24 Prozent. Real also ist das Kirchensteueraufkommen deutlich rückläufig.
Hinzu kommt der ungebremste Verlust an Mitgliedern. Laut einer Studie der Universität Freiburg werden im Ruhrbistum im Jahr 2030 noch 600 000 Katholiken leben. Derzeit sind es rund 815 000. Allein im letzten Jahr verlor das Bistum 13 000 Gläubige. Bei seiner Gründung 1958 lebten in den Bistumsgrenzen noch 1,5 Millionen Katholiken.
Pfarrei-Budgets sollen um die Hälfte sinken
Große Sorgen bereiten dem Bistums-Kämmerer steigende Personalkosten in den 271 Kitas sowie der hohe Unterhaltsbedarf der rund 260 noch genutzten Kirchen. „Viele Pfarreien leben von der Substanz“, so Beckmann. Man werde es sich nicht leisten können, „alles zu retten, was nicht wirtschaftlich ist.“ Vorbeugen soll nun jede der 43 Pfarreien selbst. Wie sie das macht, bleibt jeder Gemeinde vor Ort überlassen. Einzige Vorgabe: Bistumsweit sollen die Pfarrei-Budgets bis 2030 um die Hälfte sinken.
Bleibt noch die spannende Frage, woher die Milliarden in Paderborn und Köln – Münster hat seine Finanzen noch nicht offengelegt – eigentlich kommen. Beckmann geht davon aus, dass die beiden Erzbistümer ihr Vermögen im Wesentlichen über viele Jahrhunderte akkumulierten. Allein aus Kirchensteuereinnahmen und durch sparsames Haushalten sei ein derartiger Reichtum nicht zu erklären.
„Diese Zeit hat das erst 1958 gegründete Bistum Essen nicht gehabt“, sagt Beckmann. In den Wirtschaftswunderjahren hätten die Verantwortlichen bei der Ausgründung aus den Diözesen Münster, Köln und Paderborn an eine entsprechende Ausstattung des Ruhrbistums mit Vermögenswerten womöglich nicht gedacht.