Paderborn. Seit dem Skandal um Limburgs Ex-Bischof Tebartz-van Elst legen legen viele Bistümer ihre Finanzen offen: Die vorgestellten Zahlen sind erstaunlich.

Anfang 2015 erst hatte das Bistum Köln seine Finanzen offengelegt und damit für einiges Aufsehen gesorgt. Denn dank eines Vermögens in Höhe von 3,35 Milliarden – der in seinem Wert kaum bezifferbare Kölner Dom nicht einmal miteingerechnet – gehört das mit über zwei Millionen Katholiken größte deutsche Bistum zu den Superreichen unter den 27 Diözesen des Landes. Das Gerücht vom reichsten Bistum der Welt machte die Runde.

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Von Eva Adler und Verena Barton-Andrews

Seit gestern nun ist klar: Dieser Titel, so es ihn denn gäbe, gebührte den Glaubensbrüdern aus Paderborn. Denn auch das Erzbistum Paderborn hat sich nun erstmals in die Bücher schauen lassen. Das Bistumsvermögen lag demnach im vergangenen Jahr bei rund vier Milliarden Euro. Anders als in Köln sind die Zahlen zum sogenannten Bischöflichen Stuhl, der nicht Teil des regulären Haushalts ist, nicht einmal enthalten. Das soll erst in den nächsten Jahren geschehen.

Gewinn des Bistums liegt bei jährlich 41,5 Millionen Euro

Den Jahresgewinn bezifferte Paderborn auf 41,5 Millionen Euro. Davon flossen 20 Millionen Euro in einen Kita-Fonds und 14,5 Millionen Euro an die Kirchengemeinden. An Kirchensteuern nahm das Erzbistum 376 Millionen Euro ein.

„Diese Mittel machen die tägliche Arbeit in Seelsorge und Caritas für die 1,6 Millionen Katholiken möglich und kommen auch den Menschen außerhalb der Kirche zugute“, erklärte Generalvikar Alfons Hardt. Im Gebiet des Erzbistums Paderborn leben rund 4,8 Millionen Menschen.

Nach dem Finanzskandal um den ehemaligen Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst haben sich die deutschen Bistümer als Konsequenz eine neue Offenheit bei den bischöflichen Vermögenswerten vorgenommen.

Der Großteil des Bistumsvermögens besteht aus Wertpapieren. Die Finanzanlagen machen allein 3,6 Milliarden Euro aus. Dazu gehören ein 570 Millionen Euro schweres Aktiendepot und festverzinsliche Wertpapiere im Wert von knapp 2,7 Milliarden Euro. 3,1 Prozent Rendite erzielte das Bistum damit zuletzt pro Jahr. Im Haushaltsplan 2015 stehen Zinserträge von über 56 Millionen Euro.

Mehr für Flüchtlinge

Mit zwölf Prozent machen diese Kapitalerträge nach den Kirchensteuern (74 Prozent) den dicksten Brocken der Gesamterträge aus. Auch Immobilien wie Schulen und Bildungshäuser zählen zum Bistumsvermögen. Mit zweckgebundenen Rücklagen über 2,6 Milliarden Euro werden spätere Pensionszahlungen an Priester oder Lehrer abgesichert. Ein weiterer großer Posten ist für den Erhalt der mehr als 3000 Gebäude in den Kirchengemeinden reserviert. Die Hälfte davon steht unter Denkmalschutz.

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52 Prozent der Ausgaben flossen 2014 direkt an die Kirchengemeinden. An soziale Projekte wie Obdachlosenhilfe und Drogenberatung gingen 12,8 Prozent. Weitere Posten auf der Ausgabenseite sind Verwaltung (6,8 Prozent), Kindertagesstätten (5,2 Prozent) oder Schulen (4,4 Prozent). Künftig will das Bistum zudem mehr für die Flüchtlingshilfe ausgeben.

Ruhrbistum ist deutlich knapper bei Kasse

Verglichen mit Paderborn und Köln ist das Ruhrbistum geradezu ein armer Schlucker. Mit rund 817 000 Gläubigen ist das Essener Bistum halb so groß wie Paderborn und nimmt mit 190 Millionen Euro in etwa auch halb so viel Kirchensteuer ein. Das Vermögen der Paderborner übersteigt das Essener hingegen um das 15-fache. Das Ruhrbistum kann derzeit lediglich Vermögenswerte von 255 Millionen Euro sein Eigen nennen.

Entsprechend niedrig fallen in Essen die Finanzerträge aus. 2013 flossen gerade mal 1,2 Millionen Euro. Das ist nur ein Bruchteil dessen, was in Paderborn an Erträgen aus diesem Topf jährlich zur Verfügung steht und mit einem Anteil von 0,5 Prozent am Gesamtumsatz als Einnahmequelle der Essener nahezu bedeutungslos.