Essen. Die Bürgermeister im Revier zeigen sich tief betroffen nach dem Kölner Attentat auf Henriette Reker, schließen aber Folgen für ihre Amtsführung aus.
Mit Bestürzung und Entsetzen haben Bürgermeister im Ruhrgebiet auf das Attentat auf Henriette Reker reagiert. Auf ihre eigene bürgernahe Amtsführung wollen sie indes trotz der möglichen Gefahren nicht verzichten. „Ich habe spontan gesagt, dass ich mein Verhalten nicht ändern werde“, sagte Ulrich Scholten (SPD) dieser Redaktion. Scholten übernimmt am Mittwoch offiziell das Amt als Oberbürgermeister Mülheims von Dagmar Mühlenfeld. Natürlich sei der Vorfall „beunruhigend“, so Scholten. „Doch hundertprozentige Sicherheit kann niemand garantieren“. Personenschützer würden einen OB nur von den Bürgerinnen und Bürgern entfernen und wären eine starke Einschränkung.
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Daniel Schranz (CDU), neuer OB von Oberhausen, sieht es ähnlich: „Dass es leider nirgendwo und für niemanden absolute Sicherheit geben kann, ist keine neue Erkenntnis. An manchen Tagen trifft sie uns aber mit deutlich mehr Wucht als an anderen.“ Doch von dem brutalen Angriff will er sich nicht einschüchtern lassen: „Demokratie muss wehrhaft bleiben und darf sich nicht von Ängsten bestimmen lassen.“
Der Respekt schwindet
Nachdenkliche Worte findet Frank Dudda (SPD), gewählter Oberbürgermeister von Herne. „Ich bin schockiert und muss sagen, dass man schon ins Grübeln kommt und sich fragt, was alles passieren kann.“ Eine klare Antwort des Rechtsstaates sei nun notwendig. Dudda beklagt einen schwindenden Respekt der Bürger gegenüber Institutionen des Staates und seinen Vertretern, seien es Polizeibeamte, Feuerwehrleute, Lehrer oder Zugschaffner.
„Ich werde mein Verhalten grundsätzlich nicht ändern“, sagt Dudda, „aber mehr denn je darauf hinweisen, dass wir eine Respektkultur brauchen und auch bei Wortbeiträgen früher Grenzen aufzeigen.“ Das beziehe auch die Bürger mit ein: „Bevor jemand seinem Unmut freien Lauf lässt, sollte jeder prüfen, was er da sagt.“ Denn verbale Gewalt könne der Wegbereiter werden für solche blutigen Angriffe wie in Köln.
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Tief betroffen angesichts des Attentats zeigte sich auch Thomas Kufen (CDU). Kufen, der am Mittwoch sein Amt als Essens neuer OB antritt, kennt Henriette Reker noch aus ihrer Zeit als Sozialdezernentin in Gelsenkirchen. „Ich versuche, das nicht an mich herankommen zu lassen“, sagte Kufen dieser Redaktion. Für ihn ist aber klar: „Ein Oberbürgermeister, der demnächst nur noch mit Personenschutz unterwegs ist, kann sein Amt nicht ausüben.“ Der direkte Kontakt zu den Bürgern sei das A und O der Kommunalpolitik. Kufen: „Das Risiko gehört zum Amt. Es ist seit Samstag nicht gestiegen, nur bewusster geworden.“
Die Wittener Bürgermeisterin Sonja Leidemann (SPD) hofft, dass Henriette Reker bald gesund wird. „Ich war entsetzt ob ihrer schweren Verletzungen“, sagte Leidemann, die selbst gerade erst wiedergewählt wurde. Im Wahlkampf habe sie sich nie bedroht gefühlt. Ihre Eltern seien nach dem Vorfall in Köln aber in Sorge gewesen, so Leidemann.