Ruhrgebiet. . Zelte, Turn- und Leichtbauhallen: Tausende Flüchtlinge werden im Winter in behelfsmäßigen Unterkünften leben. Behörden sehen sich gut gerüstet.

Es ist November im Oktober, als die abgeschirmte Zeltstadt am Westfalenpark in Dortmund am Donnerstag langsam fertig wird. Arbeiter in bunten Regenpellen rammen hinter den provisorischen Bauzäunen nicht ganz so provisorische Gitterzäune in die Erde, Wachleute warten im Regen auf alles und nichts – und vor allem darauf, dass der elende Regen aufhört. Hier, so die Stadt Dortmund, sind am Mittwoch die ersten Flüchtlinge eingezogen, in große weiße Zelte mit Heizung und Entlüftung. Doch über Stunden lässt sich niemand blicken. Spricht sehr für die Heizung.

Seit dem überraschenden Kälteeinbruch Anfang der Woche erhält die Frage nach der Wintertauglichkeit der Flüchtlingseinrichtungen eine neue Dringlichkeit. Wie schafft man es, abertausende Menschen in Notunterkünften und Aufnahmestellen dem vergleichsweise strengen deutschen Winter angemessen unterzubringen und zu versorgen?

Akute Notsituationen wie in Hamburg, wo Flüchtlinge in Zelten bei Temperaturen im einstelligen Bereich frieren mussten, gibt es in NRW offenbar nicht. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) jedenfalls hat derzeit „keine Hinweise darauf, dass die Kälte zu Schwierigkeiten bei der Unterbringung führt“, wie eine Sprecherin des DRK-Verbandes Nordrhein dieser Zeitung bestätigte.

Kälteeinbruch sorgt für Eile

Doch der frühe Kälteeinbruch treibt Behörden und Helfer zur Eile. Die Stadt Herne kündigte an, Zelte, die seit September als Flüchtlingsunterkünfte dienen, bis Mitte November zu räumen. Die beheizbaren Wohnzelte in Essen halten laut Angaben der Stadt moderater Kälte Stand. Ab Minus 10 Grad müsse man freilich über einen Umzug in feste Gebäude nachdenken, so die Stadt. Den rund 180 Flüchtlingen, die in einer Wittener Sporthalle leben, spendierte das örtliche DRK vorsorglich eine mobile Heizungsanlage.

Gut vorbereitet sieht die Bezirksregierung Arnsberg das Land. Die weißen Zelte in Dortmund sind in Wahrheit keine Zelte, sondern mobile Notunterkünfte einer neuen Generationen: Leichtbauhallen mit doppelten Fußböden, sechs Zentimeter dicken Sandwichwänden und eigenen Heizungsanlagen. „Absolut winterfest nach europäischem Maßstab“ seien diese speziell für die Flüchtlingssituation entwickelten Hallenkonstruktionen, sagt Behördensprecher Ralf Ziekanowski.

H underte dieser Behelfsunterkünfte mit Platz für jeweils 56 Menschen hatte die Behörde im Landesauftrag zentral für NRW bereits im August bestellt. „Vorsorglich“, sagt Ziekanowski, wegen des damals anschwellenden Flüchtlingsstroms. Nach derzeitigem Planungsstand können durch die Zelthallen mindestens 15 000 Menschen untergebracht werden, so Ziekanowski. Über die Kosten schwieg sich der Behördensprecher aus. Die Hallen würden gemietet.

Hersteller sind gut gerüstet

Auf Herstellerseite zeigt sich Deutschland gerüstet, Flüchtlinge auch in behelfsmäßigen Unterkünften gut durch den Winter zu bringen. Der hessische Zelt- und Hallenbauer Röder, eine Tochter der Essener RAG-Stiftung, verhandelt nach eigenen Angaben derzeit mit Ruhrgebietskommunen über die Lieferung winterfester mobiler Wohneinheiten. Die Firma Haltec aus dem sauerländischen Hemer hat Leichtbauhallen für Münchner Flüchtlinge gebaut.

Doch zurück nach Dortmund, in die Zeltstadt auf Parkplatz F2. „EAE“, Erstaufnahmeeinrichtung, steht auf improvisierten Verkehrsschildern in der Umgebung, daneben ein gezeichneter Bus und ein Richtungspfeil. Damit man wenigstens weiß, wohin es als nächstes geht. Und die Arbeiter am Gitterzaun sind jetzt auch schon ein Stück weiter: Sie montieren ihre Zaunteile gerade gegenüber einem Eingang in den Westfalenpark. Es ist der Eingang: Blütengärten.