Essen. . Die hohen Unterschiede bei den Abfallkosten beschäftigen jetzt auch das Kartellamt. So zahlen die Bochumer mehr als doppelt so viel wie Gladbecker.

Glück für Gladbeck: Wer in der Ruhrgebietsstadt lebt, der kann seinen Hausmüll so billig loswerden wie sonst kaum jemand in NRW. 165,62 Euro jährlich zahlt ein vierköpfiger Haushalt bei 14-tägiger Leerung seiner 120-Liter-Restmülltonne. In Bochum dagegen kostet das selbe Entsorgungspaket 370 Euro und damit mehr als doppelt so viel. Monatlich bleiben in Gladbeck rund 17 Euro mehr in der Haushaltskasse unserer Musterfamilie als in Bochum. Auch Hattingen (363 Euro), Dortmund (314 Euro) und Duisburg (303 Euro) liegen deutlich über dem Landesdurchschnitt von 262 Euro für die 14-tägige Leerung.

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Bei wöchentlicher Leerung liegen Essen (381 Euro Jahresgebühr) und Mülheim (397 Euro) in etwa im ­Landesdurchschnitt (391 Euro), während die Entsorgung in Bottrop (281 Euro) und Gelsenkirchen (215 Euro) deutlich günstiger kommt. Zu den teuersten Müllstädten im Land gehören Düsseldorf (512 Euro/ ­wöchentlich) und Münster (528 Euro/14-tägig).

Branche ist für Verbraucher völlig undurchsichtig

Die Zahlen, die der Bund der Steuerzahler NRW für 2015 zusammengestellt hat, werfen ein Schlaglicht auf eine Branche, deren ­Kostengestaltung für Otto Normalverbraucher so undurchsichtig ist wie die Hausmüllverwertung selbst. Der Steuerzahlerbund kritisiert die hohen Preisdifferenzen schon seit Längerem. Jetzt haben die erheb­lichen Unterschiede bei den Müll­gebühren das Bundeskartellamt auf den Plan gerufen. Die Bonner ­Behörde geht der Frage nach, ob der Wettbewerb in der Hausmüllent­sorgung richtig funktioniert.

Im Visier haben die Kartellwächter zwar zunächst nur die privaten Entsorgungsbetriebe. Der Steuerzahlerbund erhofft sich von dem Verfahren aber auch mehr Druck auf die Kommunen, ihre Gebühren­kalkulationen transparenter zu ­gestalten und die Entsorgungsleistungen EU-weit auszuschreiben. „Wir konnten beobachten, dass dort, wo die Entsorgungsleistung aus­geschrieben wurde, anschließend die Müllgebühren sanken“, sagt ­Harald Schledorn, Gebührenreferent beim Steuerzahlerbund.

Steuerwächter kritisieren Heimlichtuerei

Ein Großteil der Differenzen erklärt sich übrigens aus den Kosten für die Müllverbrennung. Gladbeck, Essen und Bottrop bringen ihre Abfälle zum alten, damit kostengünstigen Müllofen nach Essen-Karnap. Der EN-Kreis liefert zum modernen, teureren Müll­heizkraftwerk in Wuppertal. Auch im Fall der sogenannten thermischen Kosten kritisieren die Steuerwächter eine weit verbreitete Heimlichtuerei der Kommunen.