Berlin. Bundesinnenminister Thomas de Maizière kritisiert Seehofers Kurs in der Flüchtlingsfrage. Er forderte die Union zu „mehr Geschlossenheit“ auf.
Bundesinnenminister Thomas de Maizière ist dem Eindruck entgegengetreten, er sei in der Flüchtlingskrise entmachtet worden. „Die Koordinierung der Ressorts durch das Kanzleramt ist selbstverständlich. Das weiß ich als ehemaliger Chef des Bundeskanzleramts sehr genau“, sagte der CDU-Politiker der Funke Mediengruppe.
“Es ist doch klar, dass viele der Aufgaben nur im Zusammenwirken aller Verantwortlichen vernünftig gelöst werden können.“ Zentral sei die Bündelung der operativen Verantwortlichkeiten der verschiedenen Ressorts im Innenministerium, die auf seinen Vorschlag hin erfolgt sei, sagte de Maizière.
"Kanzlerin ist eine Frau von Maß und Mitte"
Auf die Frage, ob er die Lage noch im Griff habe, antwortete de Maizière: „Kein einzelner Mensch kann diese nationale Herausforderung alleine bewältigen. Was Bund, Länder und Kommunen geleistet haben, kann sich sehen lassen – obwohl da nicht alles perfekt ist.“
Der Minister verteidigte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gegen Kritik aus den eigenen Reihen. Die Beschreibung, Merkel sei einverstanden, dass die ganze Welt nach Deutschland komme, sei falsch. „Die Bundeskanzlerin ist eine Frau von Maß und Mitte. Sie denkt sehr international und kennt die Wirkung ihrer Worte“, sagte sie. „In der aktuellen Lage muss man sehr genau die Wirkung der Worte abwägen. Die Bundeskanzlerin tut das.“
De Maizière forderte die Union zu „mehr Geschlossenheit“ auf. Die Distanzierung des CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer von der Kanzlerin sei „nicht schön“, kritisierte der Minister. Manche Äußerung Seehofers halte er nicht für richtig. „Aber eines muss man auch mal sagen: Was die Bayern in der Flüchtlingskrise leisten, ist gigantisch.“