Essen. . Stadtwerke fallen in vielen Städten als Einnahmequelle mittelfristig weg. Der Verband kommunaler Unternehmen spricht von einem “echten Systemproblem“.
In vielen Kommunen in NRW fallen die örtlichen Stadtwerke als sichere Einnahmequelle für die städtischen Haushalte auf Dauer aus. Davon geht der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) aus. „Alle haben sich daran gewöhnt, dass wir enorme Gewinne abwerfen. Aber diese Zeiten sind vorbei“, sagte VKU-Vizepräsident Andreas Feicht dieser Redaktion. Aktuell reichten in einigen Städten die Erlöse der Stadtwerke nicht mehr aus, den örtlichen Nahverkehr zu finanzieren, so Feicht, der auch Chef der Stadtwerke in Wuppertal ist.
Die neue VKU-Hauptgeschäftsführerin Katherina Reiche hält speziell die Lage in den finanzschwachen Städten des Ruhrgebiets für angespannt. „Viele Stadtwerke haben hier eigene Kraftwerke oder Kraftwerksbeteiligungen und sind aufgrund der Schieflage des Strommarktes derzeit mächtig unter Druck“, sagte die frühere Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium, deren nahezu nahtloser Wechsel aus der Regierung an die Spitze eines Lobbyverbandes Anfang des Jahres für Wirbel gesorgt hatte.
Ein "echtes Systemproblem"
Reiche kritisierte gegenüber dieser Redaktion, dass bei der Energiewende immer nur auf den Strommarkt geschielt werde und andere Bereiche, in denen Energieeinsparungen und Schadstoffreduzierung im großen Stil erreichbar wären, außer Acht gelassen würden. Reiche nannte in diesem Zusammenhang die energetische Gebäudesanierung.
VKU-Vize Feicht betonte, bei Stadtwerken mit Energieerzeugung gebe es ein „echtes Systemproblem“. Die Stadtwerke müssten sich reformieren und schlanker werden. Feicht: „Das kann auch nach sich ziehen, dass Stadtwerke weniger Mitarbeiter beschäftigen werden.“ Feicht verteidigte dennoch die umstrittene Übernahme des Steinkohlekraftwerksbetreibers Steag durch sechs Ruhrgebietsstadtwerke. Der Essener Konzern sei erfolgreich im Aufbau erneuerbarer Energiekapazitäten und von entscheidender Bedeutung auf dem Gebiet der Fernwärme.
"Stabiles Vertrauen" in die Stadtwerke
Bei den Bürgern genießen Stadtwerke nach Einschätzung des VKU nach wie vor ein hohes Ansehen. „Die Annahme, den Stadtwerken liefen die Kunden weg, ist falsch“, sagte Katherina Reiche. Bei der Belieferung mit Strom, Gas und Wärme erreichten Stadtwerke einen Marktanteil von über 50 Prozent. Reiche: „Es gibt ein sehr stabiles Vertrauen in die Marke Stadtwerke.“