Bochum. Die Stadtwerke Bochum gehen davon aus, etwa 100 Millionen Euro für den Wertverlust der RWE-Aktien in diesem Jahr ausgleichen zu müssen.

Weil der Kurs für RWE-Aktien weiter im Sinkflug ist, werden die Stadtwerke Bochum erneut eine Kraftanstrengung unternehmen, um die Verluste auszugleichen und den städtischen Haushalt vor weiteren Belastungen zu bewahren.

Es geht um etwa 100 Millionen Euro, die der Energieversorger aufbringen muss. Die Summe resultiert aus der Multiplikation der 6,6 Millionen Aktien, die Bochum über die Fernheizgesellschaft Ehrenfeld (FHE) hält, mit dem Wertverlust von etwa 15 Euro je Aktie. Der Aktienkurs ist von etwa 25 Euro auf momentan rund 10 Euro gefallen.

100 Millionen aus stiller Reserve

„Wir arbeiten hart daran, die Wertberichtigung aus eigener Kraft zu stemmen und die Stadt Bochum von den Verlusten freizustellen“, sagt Stadtwerke-Vorstandssprecher Dietmar Spohn. Schon 2014 hatte die Stadt-Tochter einen Kursverlust der RWE-Aktien in Höhe von 57 Millionen Euro ausgeglichen. Nach Auskunft von Bochums Kämmerer Manfred Busch sollen jetzt die 100 Millionen aus der stillen Reserve der Gelsenwasser AG kommen. Sie werden über die Stadtwerke in die Holding für Versorgung und Verkehr (HVV) transferiert, in der Gewinne und Verluste städtischer Unternehmen und ihrer Beteiligungen eingehen. Ohne den Ausgleich würde die HVV das Geschäftsjahr 2015 mit einem Minus beenden. Im städtischen Haushalt würde die Gewinnabführung von Stadtwerken und Gelsenwasser fehlen. 2014 waren das 66,1 Millionen Euro.

Müßig ist es aus Sicht von Kämmerer Busch, momentan über einen Verkauf der Aktien nachzudenken. „Das ist jetzt zu spät. Ich habe 2007 den Verkauf vorgeschlagen. Aber dafür gab es keine Mehrheit.“ Am 7. Januar 2008 waren die RWE-Aktien beim Tagesschlusskurs von 100,64 Euro je Aktie etwa 664 Millionen Euro wert, Stand gestern waren es nur noch knapp 68 Millionen Euro (10,03). Ein Verlust von fast 90 Prozent. Sofort sei ein Verkauf ohnehin nicht möglich, da Fristen einzuhalten seien. Der nächste Termin dafür sei im Frühjahr 2016, so Busch.

Entscheidung hat strategische Bedeutung

Zur Forderung der Fraktion FDP/Stadtgestalter, ein Handlungskonzept für den Umgang mit dem Aktienpaket zu entwickeln, sagt Busch: „Das ist Sache der Oberbürgermeisterin bzw. ihres Nachfolgers.“ Das Paket ist verliehen an die RW Energie-Beteiligungsgesellschaft (RWEB). Der Zusammenschluss kommunaler Aktieneigner hält etwa 16 Prozent der RWE-Aktien. Sie zu halten oder zu verkaufen, hat strategische Bedeutung im Hinblick auf den kommunalen Einfluss im Unternehmen.

Der Rat soll derweil Anfang Oktober absegnen, dass die Aktien von der FHE an die HVV übergehen. „Eine reine Vorsichtsmaßnahme“, sagt der Kämmerer. Sollte der Kurs wieder steigen, würden sich daraus ergebende Steuerbelastungen durch die Verschiebung ausbleiben.